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filmkritik

"Western": Ein Blick in die europäische Seele

Nach zehn Jahren Pause kehrt Valeska Grisebach mit „Western“ zurück auf die große Leinwand.

11/02/2017, 01:17 PM

Meinhard (Meinhard Neumann) fährt mit einer Gruppe von deutschen Bauarbeitern in ein bulgarisches Dorf an der griechischen Grenze, um ein Wasserkraftwerk zu errichten. Dokumentarisch begleitet Grisebach ihren Protagonisten durch die unbekannte Landschaft Bulgariens. Ihr Cast setzt sich aus Laien und echten Bauarbeitern wie Reinhardt Wetrek zusammen, der während der Bauarbeiten an der Berliner U-Bahn gecastet wurde.

Ein anderer Western

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Die Rivalität zwischen Meinhard und seinem Vorgesetzten Vincent (Reinhardt Wetrek) weitet sich schon bald auf das bulgarische Dorf aus; und wie kann es anders bei einem Film mit dem Titel „Western“ sein - es geht um eine Frau. Nachdem Vincent beim Schwimmen eine Frau anpöbelt, regt sich der Widerstand im kleinen Dorf gegen die fremden Arbeiter. Beim Versuch, die Wogen zu glätten, muss sich Meinhard zwischen seinen deutschen Kumpanen und den bulgarischen Dorfbewohnern entscheiden. Schnell wird den Einwohnern klar, dass ihr Bild von Deutschen wenig mit der Realität zu tun hat.

Vorurteile

Grisebach schafft es, die Themen Migration und Identität aus einer erfrischend neuen Perspektive zu beleuchten. Das Spiel mit Vorurteilen und Stereotypen macht „Western“ zu einem der besten deutschen Filme des Jahres. Ruhig aber mit einer erschlagenden Ehrlichkeit gelingt es Grisebach einen tiefen Blick in die europäische Seele zu werfen. Im Kontakt mit der Bevölkerung des ärmsten Landes Europas entstehen neben Konflikten auch viele neue Freundschaften für Meinhard und Vincent. Angetrieben von der Errichtung des Wasserkraftwerks müssen die Kontrahenten ihre Streitigkeiten bei Seite legen, um das Dorf vor dem Austrocknen zu bewahren.

Berliner Schule

Visuell ist das Drama im Stil der Berliner Schule gehalten. Mit Schulterkamera und minimalem Einsatz von künstlichem Licht, gibt Grisebach ihren Darstellern den größt möglichen Raum, um ihr Spiel zu entfalten. Kameratricks sind dabei eben so verpönt wie Filmmusik, alles muss spontan wirken. Anstatt die bulgarische Landschaft malerisch in Szene zu setzen, reduziert sie Kameramann Bernhard Keller auf sandige Hügel und dichte Wälder. Die markanten Gesichter der Figuren erledigen das Übrige.

„Western“ feierte seine Weltpremiere in der Sektion „Un certain Regard“ in Cannes und wurde während der Viennale das erste Mal in Österreich präsentiert. Produziert wurde der deutsch-, bulgarisch-, österreichische Film von den Machern von „Toni Erdmann“, Janine Jackowski und Maren Ade, in Kooperation mit der coop99 Filmproduktion.

7 von 10 geladenen Gewehren

Özgür Anil

Valeska Grisebach bringt es fertig, die Themen Migration und Identität aus einer überraschend neuen Perspektive zu betrachten.

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