zeitnah, weltfern 5: 2. Der große Krieg dauert

Film

Sascha-Film, Österreich 1914-1918 DEFILEE DER KRIEGSVERSEHRTEN Produktion Sascha-Film 35mm/1:1,33/Viragen, stumm 47 Meter, 2 Minuten (18 B/Sek.) Karl Lajthay, Ungarn 1919 FLUCH DEM SCHICKSAL Drehbuch Filmroman von Paul Felner Darsteller Frieda Gombaszögy, Karl Mihalyfi, Rudolf Sik Produktion Rexfilm (Budapest) Klavierbegleitung So-Ryang Joo 35mm/1:1,33/Schwarzweiß, stumm Deutsche und französische Zwischentitel 1510 Meter (Fragment), 66 Minuten (20 B/Sek.) Der Große Krieg übersetzt sich ins fiktionale Kino. Er wirkt vermittelt, über Andeutungen, Umwege. Filme arbeiten um und verkleiden. Sie schnüren der Erfahrung handliche Pakete, legieren Sprachlosigkeit mit Gefühlen. Von Verletzungen, die der Krieg hinterlassen hat, erzählt dieses Programm. Zunächst zeigen dokumentarische Aufnahmen die sichtbaren, körperlichen Kriegsverletzungen. Der Spielfilm aus dem Jahr 1919 fasst psychische Erschütterungen ins Auge. Ein Mann muss lernen, den Sinn des Sterbens zu verstehen. Ein Bund mit dem Irrationalen hilft ihm dabei. Defilée der Kriegsversehrten besteht aus wenigen Einstellungen. Abschnitt 1 zeigt: Kriegsversehrte ziehen in Begleitung von Pflegepersonal an der Kamera vorbei. Abschnitt 2 zeigt: Arm- und Beinamputierte in einer Versorgungsstelle. Trotz der Assoziation zu Otto Dix' «Marsch der Krüppel» trägt der Grundtenor der Aufnahmen keinen anklagenden sondern einen appellativen Charakter: Euch wird geholfen, Ihr seid beschützt vor wirklicher Not! Fluch dem Schicksal nutzt eine fein nuancierte Bildsprache. Die dramaturgische Anlage des Films ist für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg typisch. Ein verzweifelter Vater wird zum Visionär in die Zukunft. Der reiche Witwer Eichwald, der vor zwölf Jahren den Tod seiner Frau betrauert hat, steht nun fassungslos vor seiner ebenfalls verstorbenen Tochter Maja. Sie war bei einem Reitunfall gestürzt. Der Mann verflucht das Schicksal. Aus dem Reich der Toten erscheint Maja als ätherische Gestalt und weissagt ihrem Vater, wie ihr Leben verlaufen wäre. Denn im «Buch des Schicksals ist jede Biografie notiert.» Eine Kreiserzählung beginnt: Majas gesamtes Leben ist von einem Alter Ego begleitet, einer dunklen Person. Mert kann in viele Masken schlüpfen. Er ist der Hauslehrer, der mit dem Mädchen eine «nervenreizende» italienische Melodie übt; der Schiffskapitän, der die junge Frau mit dem Mann der Leidenschaft bekannt macht; der listenreiche Diener, der der Verzweifelten Alkohol eingießt; der elegante Kavalier, der mit Musik und Champagner Mittel an die Hand gibt, das Vergessen zu beschleunigen. Gabelt sich Majas Lebensweg, ist Mert zur Stelle. Er lenkt Ideen, bleibt in deren Umsetzung aber passiv. Maja ist stets getrieben, zerrissen. Sie heiratet einen armen Musiker, sehnt sich aber in die Welt des Luxus zurück. Der Vater nimmt sie auf. Saturiert von Alkohol, Geld und Verehrern, flüchtet sie erneut. Der Abstieg ist programmiert. Kellerlokale, Armut, Prostitution und die rettende Idee, eingeflüstert von Mert, das Geld des Vaters mit Gewalt zu nehmen. Dieser stellt die Diebe und wankt gebrochen zum Diwan, auf dem die Tote liegt. Die Zeiger der Uhr springen gerade auf Mitternacht. Aus Fluch dem Schicksal wurde Heil dem Schicksal. Mert nimmt ein Tuch und verlässt den Raum. 1919 bleibt die hochherrschaftliche Villa inwendig, geschlossen. Ihre Leichen haben an Schrecken eingebüßt. Defilée der Kriegsversehrten wurde 2001 wieder aufgefunden, vom Filmarchiv Austria restauriert und ist hier erstmals nach Jahrzehnten wieder zu sehen.

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