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Filmkritik

"Tully": Eine Nacht-Nanny bringt Licht ins Leben

Charlize Theron zeigt unter Jason Reitmans Regie, dass Mutterschaft oft ganz schön anstrengend sein kann.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

05/30/2018, 06:25 AM

Zunächst muss ich ein Missverständnis klären, dem ich selber eine Zeit lang aufgesessen bin. Das Filmplakat bildet zwar Charlize Therons Gesicht übergroß ab und weist den Schriftzug „Tully“ auf – dennoch sind die beiden nicht identisch. Denn Theron spielt eine ganz andere Figur. Erst im Vorjahr hat sie in „Atomic Blonde“ eine knallharte Agentin verkörpert, die im Nahkampf ohne weiteres gegen mehrere Männer zugleich antreten konnte, doch als dreifache Mutter gerät sie diesmal mit abgeschlafftem Körper und ausgebranntem Geist an ihre Grenzen und ist auf fremde Hilfe angewiesen.

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Ein Mutterleben am Belastungslimit

Mit Anfang 40 hat Marlo (Theron) ihre wilde Zeit hinter sich gelassen und lebt mit ihrer Familie in einem New Yorker Vorort: Die achtjährige Tochter und vor allem der verhaltensauffällige Sohn halten sie ganz schön auf Trab, während der Ehemann von Haushaltsführung und Kindererziehung nicht viel wissen will. Er geht einem Job nach, der öfters Geschäftsreisen erforderlich macht. Als dann das dritte Kind kommt, ist Marlo Tag und Nacht beschäftigt. Der Schlafentzug verwandelt sich bald in einen ferngesteuerten Zombie. Höchste Zeit, auf das Angebot des reichen Bruders einzugehen und eine sogenannte Night Nanny zu engagieren: die ermöglicht den gestressten Mamas nämlich, nach Einbruch der Dunkelheit endlich wieder durchzuschlafen, falls sie nicht zwischendurch für einen kurzen Babytrunk an der Mutterbrust geweckt werden müssen. Und so steht eines Nachts die wesentlich jüngere Tully (Mackenzie Davis) vor der Tür und erweist sich als patente Freundin, die immer gut aufgelegt ist. Jedes Problem meistert sie, für jede Situation hat sie kluge Ratschläge parat. Tully ist eine echte Bereicherung und große Hilfe für Marlo. Die beiden Frauen werden zu besten Freundinnen und Tully greift immer entscheidender in Marlos Leben ein (wovon auch der Ehemann auf unerwartete Weise profitiert).

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Eine junge Mary Poppins

Jason Reitman („Juno“, „Thank You For Smoking“) wirft einen ungeschönten Blick auf jenen lust- und leidvollen Alltagswahnsinn, den Mutterschaft oft bedeutet und erzählt zugleich beherzt eine inspirierende zeitgemäße „Mary Poppins"-Version; bloß verfügt diese junge Nanny über keine Zauberkräfte, sondern bringt alle Wunder nur durch ihr sonniges Gemüt zustande. So viel gute Laune wird einem fast unheimlich und wir sind direkt froh, wenn Tully gegen Ende Zeichen von Schwäche und Sorgen an den Tag legt, weil das ihre Menschlichkeit betont.

Der Schluss hält dann allerdings eine ziemlich überraschende Wendung bereit, zu der ich nur so viel sage: Rückblickend müssten wohl im Text weiter oben ein paar Sätze umformuliert werden.

 

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