Filmkritik: Widows

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Filmkritik: Widows

"Widows": Vier Frauen auf einem von Trauer geprägten Raubzug

Steve McQueen lässt sich viel Zeit mit dem Spannungsaufbau seines Heist-Movies, hält dann aber einige Überraschungen bereit.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

12/03/2018, 10:30 AM

Steve McQueen ist ein Regisseur, der mit seinen wenigen Spielfilmen eine markante Handschrift mit Wiedererkennungswert entwickelt hat. Das gelingt nicht vielen seiner Kollegen. Dabei ist das Oscar-prämierte Drama "12 Years A Slave" eher die Ausnahme. Denn bei diesem Film hat er "nur" Regie geführt, während er bei "Hunger" (2008) und "Shame" (2011) auch das Drehbuch geschrieben hat. Bei seinem neuen Film "Widows – Tödliche Witwen" hat er wieder am Drehbuch (gemeinsam mit Gillian Flynn, bekannt durch "Gone Girl") mitgeschrieben. Das merkt man sofort. In Interviews hat der britische Regie-Star erzählt, dass er in seinen Filmen gerne die zerbrechliche Natur des Menschen zeigt und diese Menschen dann dabei beobachtet, wie sie sich in schwierigen Situationen verhalten. Sehr verkürzt könnte man so auch "Widows" zusammenfassen.

 

Trauer als bestimmendes Motiv

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"Widows" startet mit einem Big Bang: Harry Rawlings (Liam Neeson), der Ehemann von Veronica ( Viola Davis), stirbt in einer Explosion. Gemeinsam mit seinen Kumpels hat er dem Afro-Amerikanischen Kandidaten für die Bezirkswahlen, Jamal Manning (Brian Tyree Henry) zwei Millionen Dollar aus der Wahlkampfkasse gestohlen. Der Coup ist fatal gescheitert. Das Geld ist mit den Männern verbrannt. Doch das hindert Jamal und seinen kriminellen Bruder Jatemme (Daniel Kaluuya) nicht daran, das Geld von Veronica zurückzufordern. Und zwar innerhalb eines Monats.

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Nach diesem Kickstart nimmt sich McQueen alle Zeit der Welt. Anders als bei üblichen Heist-Movies, bei denen es um Verwegenheit, Gerissenheit und Überlegenheit geht, wird die Stimmung hier geprägt von Trauer, Verzweiflung und der Entschlossenheit, wieder auf die Beine zu kommen. Der Film beobachtet Veronica ausführlich in ihrer Trauer. Erst als sie das Notizbuch ihres verstorbenen Mannes studiert, in dem er seinen nächsten Coup akribisch genau vorbereitet hat, rafft sie sich auf: Sie versammelt die anderen Witwen Linda (Michelle Rodriguez) und Alice (Elizabeth Debicki), die nach dem Tod ihrer Männer ebenfalls im Schockzustand sind. Gemeinsam mit der später zum neu formierten Team stoßenden Belle (Cynthia Erivo) ziehen sie die Sache durch.

 

Spannung mit recht wenig Thrill

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"Widows" als einen Thriller zu bezeichnen, wäre wohl übers Ziel geschossen. Aber was uns McQueen in seinem Film zeigt, ist auch nicht gerade unspannend. Er überrascht immer wieder mit unerwarteten Kameraeinstellungen und eindrucksvollen Szenarien, die mitunter visuell an Filme von Michael Mann erinnern. Auch die Besetzung ist großartig, allen voran dominiert Viola Davis den Film. Lediglich Daniel Kaluuya, zuletzt überzeugend in der Hauptrolle von "Get Out", scheint hier mit einer stereotypen Gangster-Rolle völlig unterfordert.

"Widows" ist ein sehenswerter, weil atypischer Genrefilm, der nur vorgibt ein Heist-Movie zu sein. Das führt zwar manchmal zum Gefühl beim Zuschauer, dass McQueen sich nicht ganz entscheiden kann, was er eigentlich für einen Film machen will. Doch "Widows" hält auch einige überraschende Wendungen bereit. Wer ohne die Erwartung an einen temporeichen Heist-Thriller ins Kino geht und noch dazu eine gewisse Neugier am Beobachten von Menschen – wie sie Steve McQueen als Motivation seiner Filme genannt hat – mitbringt, wird nicht enttäuscht werden.

 

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