Bingai (Dreams of Chang Jiang)

China, 2007

FilmDokumentation

Min.114

Bingai lebt in der Provinz Hubei, in jener Gegend, aus der die chinesische Regierung für den Bau des Drei-Schluchten-Dammes Hunderttausende Menschen absiedeln ließ. Doch die junge Frau und Mutter verweigert den Abzug aus dem Dorf Guilin. Nicht aus deklariertem Widerstand, vielmehr, um Haltung zu bewahren. Was genau dieser Hartnäckigkeit zugrunde liegt, beobachtete die Filmemacherin Feng Yan in zwei Zeitfenstern, 1996 und 2002. Die erste Einstellung fixiert den Handlungsrahmen: ein wolkenverhangenes Tal, ein schlammiger Fluss, eine verschwindende Landschaft. Wir sehen eine Frau, die Kleidung wäscht. Sie erzählt, sie habe einen Mann geliebt, auf Geheiß der Eltern aber ans Flussufer geheiratet. Dort müsse sie das Wasser nicht so weit tragen. Wenige Jahre später wird die Order der Eltern von jener der Regierung abgelöst. Die Dorfbewohner demontieren ihre Häuser, werden zu Umsiedlern, die Flutung steht bevor. Diesmal reagiert Bingai anders: Sie bleibt, wohin sie verpflanzt wurde, und verteidigt, was sie abgelehnt hat: ihren Ehegatten, ihre Hütte, dieses Leben. Fluss und Scholle formt Feng zu einer dichotomen Bilderlandschaft zwischen Gehen und Beharren. «If I were a modern woman, I would have left», sagt Bingai, aber auch: «Life in the city is fun. I don't want fun.» Dabei prüft die Kamera Bingais Stärke - oder Trotz - immer aufs Neue: im Streit mit der Familie, im Zweifel um die Zukunft ihrer Kinder, im Clinch mit den Behörden. Als das dörfliche Kollektiv sich aus dem Staub macht, schafft es Raum für das Selbstverständnis der Frau. Was zu Beginn des Films noch befremdet - dass sie selbst den gewaltigen Orangenkorb bei der Ernte schultert, während ihr Mann hinterher trottet -, gerinnt am Ende zur glasklaren Botschaft: Gegen den Willen des Subjekts geraten auch Apparate mal ins Trudeln. Dann weicht selbst der breite Strom, Synonym für die Macht der Regierung, den Bildern kleiner Parteisekretäre, die nervös auf die Gesetze des Staates pochen. (Gunnar Landsgesell)

(Text: Viennale 2007)

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