Black Panther

© Disney / Marvel

Filmkritik

Black Panther: "König der Löwen" als Superhelden-Spektakel

Regisseur Ryan Coogler inszeniert "Black Panther" in einem futuristischen Ethno-Look. Hinter der spektakulären Kulisse versteckt sich aber eine generische Handlung ohne Überraschungen.

02/07/2018, 09:49 AM

Superhelden sind eine US-amerikanische Erfindung. Noch mehr als der Western sind sie Ausdruck des amerikanischen Traumes. Der Glaube an die eigene Überlegenheit gepaart mit dem Drang nach Gemeinschaft. Individualismus und Integration. Mit ihren Geheimidentitäten haben Superhelden beides zur schizophrenen Perfektion getrieben.

Vor Black Panther waren Superhelden im Wesentlichen WASPs. Und damit ist nicht die Marvel-Superheldin gemeint, die im nächsten Marvel-Film "Ant-Man and the Wasp" ihr Leinwanddebüt feiern wird. Vor dem afrikanischen Prinzen T'Challa (aka Black Panther) waren amerikanische Superhelden – von den starken jüdischen Einflüssen durch ihre Schöpfer abgesehen – vor allem White Anglo-Saxon Protestants (WASP). Gemeinsam mit Jack Kirby hat Stan Lee den Black Panther im Jahr 1966 für eine abenteuerliche Geschichte der Fantastic Four im exotischen Afrika erfunden. Der Held ist König, Beschützer und mythologischer Führer der fiktiven afrikanischen Nation Wakanda.

Lee schrieb seine Comics damals für ein junges Publikum in den Großstädten: "Street Credibility" war das Erfolgsrezept von Marvel Comics gegenüber den selbst von Kids als unrealistisch betrachteten DC Comics. In Zeiten von Martin Luther King und Malcolm X war die Zeit reif für einen afro-amerikanischen Superhelden. Black Panther basiert auf dem Grundgedanken einer afrikanischen Gesellschaft, die ganz unabhängig vom Westen moderne Gesellschaft und Technologie entwickelt hat. Kulturell, spirituell und technologisch überlegen, aber bescheiden und friedfertig. Wakanda ist das afrikanische Amerika. Es wundert nicht weiter, dass dieses Bild im Film genauso übernommen wird.

Vorhersehbare und klischeehafte Handlung

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"Black Panther" schließt direkt an"The First Avenger: Civil War"(2016) an, in dem der Vater von T'Challa getötet wurde. In Wakanda übernimmt Prinz T'Challa (Chadwick Boseman) in einem Ritual den Thron seines Vaters, der ihm den Titel und die Macht des Black Panther überträgt. Doch der frisch gebackene König und Superheld wird von der Vergangenheit seines Vaters eingeholt. Der US-amerikanische Bösewicht Killmonger (Michael B. Jordan) stellt sich als Nachkomme der königlichen Familie heraus und beansprucht den Thron. Er besiegt T'Challa im rituellen Kampf vor exotischer Kulisse. Als neuer König geht er sogleich daran, die friedliche Isolationspolitik von Wakanda durch eine aggressive Außenpolitik zu ersetzten.

Klingt spannend? Wäre es vielleicht auch, wenn die Handlung nicht so vorhersehbar wäre. Leider hat Drehbuchautor und Regisseur Ryan Coogler beim Plot nicht sehr viel Kreativität bewiesen. Denn die Handlung ist im Wesentlichen die gleiche wie beim Disney-Klassiker "König der Löwen". Dem Zuschauer ist natürlich klar, dass T'Challa in der Mitte des Films nicht getötet wird. Es ist daher auch kein echter Spoiler, wenn hier verraten wird, dass sich der vermeintlich getötete König mit Hilfe seiner Freunde und Verbündeten seinen Thron wieder zurückholt. Zwar bietet Coogler erfrischend starke Frauenfiguren und humorvolle Dialoge. Aber letztlich kann fast jeder Charakter einer Figur aus "König der Löwen" zugeordnet werden. Was aber als Fabel gut funktioniert, wirkt in einem realistischen Szenario von Staaten doch sehr klischeehaft: vom Putsch aus dem Exil über einfach zu spaltenden afrikanischen Stammesgesellschaften bis hin zum US-Agentenfreund, der den legitimen Herrscher wieder zurück auf den Thron verhilft. Und wie bereits erwähnt werden einfach US-amerikanische Idealvorstellungen auf Afrika übertragen.

Superhelden-Action im futuristischen Ethno-Look

Dennoch beweist Marvel mit Coogler ein goldenes Händchen. Der Regisseur und Drehbuchautor ist in Sachen "Street Credibility" bei der afro-amerikanischen Community nur schwer zu überbieten. In seinem preisgekrönten Spielfilmdebüt"Fruitvale Station"(2013) hat er die alltäglichen Probleme schwarzer US-Bürger mit Polizeigewalt anhand der Geschichte des Opfers Oscar Grant verfilmt. In"Creed"(2015) hat er den verstaubten "Rocky"-Filmen eine schwarze Seele eingehaucht.

In "Black Panther" versteht es Coogler meisterhaft, bunt zusammengewürfelte visuelle Einflüsse afrikanischen Kulturen zu einem futuristischen All-African-Ethno-Look zu kombinieren: Exotische Naturkulissen wie Wasserfälle wechseln sich mit futuristischen Städten ab, die an die Architektur von Timbuktu erinnern. Graffiti an den Wänden von Wakanda erinnert sowohl an amerikanische Großstädte als auch an die Ndebele-Architektur in Südafrika. Traditionelle afrikanische Masken. Basotho-Decken. Lippenteller. Kriegsnashörner! Coogler lässt nichts aus. Er zeichnet das Bild einer hochentwickelten afrikanischen Nation so wie sie sich ein Amerikaner vorstellt – und beweist damit, dass der dominante Teil einer Afro-Amerikanischen Herkunft immer noch der amerikanische Teil ist. Da passt es auch, dass nebenbei eine Anti-Trump-Botschaft platziert wird: Nicht das isolationistische "America First", sondern Weltoffenheit ist der richtige Weg. Schließlich steckt Amerika doch in allen Menschen.

Was bleibt, ist solide aber austauschbare Superhelden-Action. Neu ist lediglich die spektakuläre Kulisse: Das germanische Asgard wurde diesmal durch das afrikanische Wakanda ersetzt. Ob das schon reicht, um das durch die US-Medien spukende Gespenst der "Superhelden-Müdigkeit" (Superhero Fatigue) zu vertreiben, darf bezweifelt werden.

Erwin Schotzger

Der nächste Marvel-Held stellt sich in einem Soloabenteuer vor und wir erfahren, was T’Challa alias Black Panther in seiner Heimat Wakanda erlebt.

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