Die Frauenkarawane

A, B, F, 2009

FilmDokumentation

Bei den Toubou, einem Nomadenvolk im Südosten der Sahara, ist es immer schon Frauensache, sich einmal im Jahr auf eine 1.500 Kilometer lange Reise zu begeben.

Min.93

Start01/15/2010

Störrische Kamele von gigantischer Größe, Frauen mit Kindern, Ziegen und Eseln, die quer durch die Sahara des Niger ziehen, um die blökenden und meckernden Tiere zu verkaufen. Das Jahr über züchten die Männer die Herde. Doch wenn die Regenzeit anbricht, verlassen die Frauen die Lager. Sie durchwandern, ganz auf sich gestellt, drei Wochen lang Hunderte Kilometer Sand, bis - in der Oase Bilma angekommen - bereits der nächste Handel beginnt: die Dattelernte. Möge Gott uns vor den Dornen schützen, heißt es nun. Die Erträge ihres Handels ermöglichen es den Frauen, mit ihren Familien wieder ein Jahr in der Wüste zu leben. Richtet sich in der Oasenstadt das Handeln der Frauen, ihr Auftreten, ihr ökonomisches Kalkül, ihr Taktieren sehr schnell an geläufigen Parametern der Zivilisation aus, so sind es surreale Bilder, die die längste Zeit des Films bestimmen. Da gibt es nichts als weiße Landkarten, grenzenlose Flächen, in denen die prachtvoll gekleideten Frauen die einzigen Referenzpunkte dieser Erzählung bilden. Raum und Zeit lösen sich auf, die Welt wird fern. So nehmen sich die Gespräche der drei porträtierten Frauen - Domagali, Amina und Mariama - über prügelnde Ehemänner, geglückte Fluchten, ambitionierte Zukunftspläne aus, als wäre die Welt für kurze Zeit aus den Angeln gehoben. Als könnte die Realität nach dieser Reise anders aussehen. An dieser Reiseansicht ist einiges beachtlich: die Großzügigkeit der Bilder, die erstaunliche Beiläufigkeit im Tonfall, ein faszinierender erzählerischer Sog. Das mag an der sorgfältig strukturierenden Montage liegen, daran, dass trotz der Strapazen auf Film gedreht wurde, vor allem aber am Blick der Regisseurin Nathalie Borgers. Sie folgt diesen Frauen vorbehaltlos. Anstatt sie als Angehörige des Nomadenvolks der Tubu ethnisch zu sezieren wie Insekten, filmt sie Menschen und schafft so ganz natürliche Anknüpfungspunkte zum Publikum. Dass die Tubu dem Islam angehören, durch den hier nichts erklärt wird und nichts verstanden werden soll, wird damit zu einer Nebensache. Patriarchale Strukturen und autonomes Handeln sind der wahre Stoff dieser Erzählung. (Gunnar Landsgesell)

(Text: Viennale 2009)

IMDb: 6.8

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