Die Herren

Die Herren

F, A, 2005

FilmDokumentation

Im «Haus der Künstler» des psychiatrischen Krankenhauses Gugging bei Wien leben und arbeiten vierzehn Maler.

Min.52

Die Schrift, ein sehr wichtiger Bestandteil ihrer Werke, steht im Zentrum dieses Films, der von ihrem einzigartigen und komplizierten Standpunkt zu Krankheit, zu Kunst und zu Österreich handelt. «In unserem schönen souveränen Österreich gibt es viele Autos, daher werden viele Autoparkplätze, Autoabstellplätze benötigt. Und so auch in unserer Heil- und Pflegeanstalt Kierling Gugging, südlich der Küche, nördlich der Wäscherei. Der lebende Zaun muss noch weggenommen werden. Und es bieten sich ungefähr für 20 Autos Parkplätze.» Diese zutreffende Beobachtung stammt aus einem jener Textfragmente, durch die Patric Chiha sein Künstler-Porträt Die Herren etabliert. Ausgewählte Texte vierer Herren werden von einer Off-Stimme deklamiert. Dazu trappeln die Urheber, ohne besondere Notiz von den Filmenden zu nehmen, in die Halbtotale des Bildes. Die Kamera starr, der Geist frei flottierend. Solcherart prallen Form und Inhalt, äußere und innere Realität aufeinander. Pflegepersonal, Alltagsleben, Organisationsstrukturen grenzt Chiha dabei bewusst aus: Der Blick auf das Ganze ist der auf das konzentrierte künstlerische Handeln. Der Tisch in einer Ecke, Blei- und Farbstifte, ein Bogen Papier, ein Bademantel und eine Kappe sind profane Voraussetzungen für die zumeist kombinierten Bild- und Textarbeiten: Bunt gestreifte Tiere schieben sich zwischen eng geführte Schriftzeilen. August Wallas wuchtig verkettete Assoziationen erklingen mit neutraler Stimme aus dem Off: «KPÖ-Halbhimmel Adolf-Hitler Ewigkeitsende-Weltkugel Gott-als-Fünfjähriger-jüngerer-Bube Schlammteich Idiotenanstalt.» Chihas visuelle Angebote dazu bleiben knapp, die Bilder selbst bilden eine geschlossene Grammatik. Immer wieder nehmen die Bildreihen ihren Ausgang in den Baumkronen des Wienerwaldes, der Gugging umschließt. Von dort werden die dichten, seltsam verflochtene Gedanken in einen Gang der Anstalt geleitet, bis sie bei ihren Urhebern ankommen. Diese selbst scheinen viel zu beschäftigt, um das zu bemerken. Protagonisten und Beobachter bleiben auf Distanz. Als sich das Geschehen gegen Ende nach Außen verlagert, wird die Kamera lange hinter einem Fenster stationiert bleiben, ehe sie sich entschließt zu folgen. Dort im Grünen ist es freundlich. August Walla schrieb: «Die Bösen Leute Wünschen Mir Da, Dass Meine Mama Mir, Gestorben Mir War, Nur die Klosterneuburger Nie Böses.» (Gunnar Landsgesell)

(Text: Viennale 2006)

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