Bridget Jones - Verrückt nach ihm-Kritik: Bittersüßes Ü-50-Leben
Szene aus "Bridget Jones 4 - Verrückt nach ihm"
Wer sich nach einer RomCom-Version von "Babygirl" gesehnt hat, wird sich im vierten "Bridget Jones"-Film bei Renée Zellweger bestens aufgehoben fühlen. Freilich gilt es zunächst, einen Verlust zu verkraften, denn wir treffen die Titelheldin als Witwe an. Ein Umstand, der bereits im Vorfeld bei so manchen Fans einen Aufschrei des Protests hervorrief. Aber dieses Entsetzen macht eigentlich bloß eines deutlich: Mit ihrem Fantum kann es gar nicht weither gewesen sein, denn sonst hätten sie wissen müssen, dass in Helen Fieldings zugrundeliegendem Roman Mark Darcy (Colin Firth) ebenfalls das Zeitliche gesegnet hat.
Dafür kehrt aber erwartungsgemäß Daniel Cleaver (Hugh Grant) zurück. Teil 3 hatte uns als allerletztes Bild ja mit einer Zeitungsmeldung über seine Wiederauferstehung entlassen. Hier glänzt er in den paar Filmminuten, die man ihm zugestanden hat, als in die Jahre gekommener Womanizer, der seine inzwischen rein platonische Beziehung zur Hauptfigur pflegt und auch mal als Babysitter einspringt.
Szene aus "Bridget Jones 4 - Verrückt nach ihm"
Zwei Männer mit tollen Oberkörpern
Bridget sieht sich mit den Herausforderungen einer alleinerziehenden Mutter konfrontiert, die über 50 noch einen Neueinstieg ins Berufsleben versucht. Dabei verliebt sie sich jetzt aber nicht etwa in einen deutlich jüngeren Praktikanten (das hätte vielleicht Kidman auch gar nicht erlaubt), sondern in einen echten Naturburschen (Leo Woodall aus "The White Lotus"), der immer dann als Notretter mit nacktem Oberkörper auftaucht, wenn jemand im Baum festsitzt oder ein Hündchen in den Swimmingpool gefallen ist.
Er sorgt dafür, dass im Leben - oder zumindest im Gesicht - der Witwe wieder die Sonne aufgeht, lässt aber schließlich doch recht unverblümt durchblicken, was er vom beträchtlichen Altersunterschied hält. Weil es da auch noch den leicht grummeligen Naturkundelehrer Mr. Wallaker (Chiwetel Ejiofor) gibt, der ebenfalls über einen muskulösen Oberkörper verfügt, braucht man sich um Bridgets Dating-Zukunft nicht weiter zu sorgen. Wirkliche Überraschungen bleiben hier ohnehin Mangelware, denn der Ausgang des Films steht von vornherein fest (selbst wenn man den Roman nicht kennt).
Szene aus "Bridget Jones 4 - Verrückt nach ihm"
Ein Toter ist immer da
Regisseur Michael Morris betrachtet es offenbar als Ehrensache, so gut wie alle Figuren, die in den früheren Teilen aufgetaucht sind, wieder zurückzubringen – und sei es nur für Miniauftritte. Da ist sogar der Tod kein Hinderungsgrund, und weil man wohl dem Gedächtnis der Zuschauer misstraut, darf Mark mehrmals als Erinnerungsbild leibhaftige Gestalt annehmen. Emma Thompson wiederholt zum Glück ihre Rolle als sarkastische Frauenärztin, und Jim Broadbent legt sich als Bridgets Vater aufs Sterbebett, um der Tochter noch einen guten Ratschlag auf den weiteren Lebensweg mitzugeben und für ein Erinnerungsfoto zu posieren.
Szene aus "Bridget Jones 4 - Verrückt nach ihm"
Bittersüß und leicht verdaulich
"Verrückt nach ihm" verbreitet eine Stimmung, die man am besten als bittersüß beschreibt: Die großen und kleinen Herausforderungen des Lebens werden in leicht konsumierbare Form gebracht und meist geht nichts so tief, dass es auch wirklich schmerzhaft wäre - bloß einige wenige Szenen schaffen es dann doch, an unser Innerstes zu rühren. Eine Neujahrsparty vereint am Ende noch einmal die wichtigsten Charaktere und entlässt uns mit dem Blick auf eine rundum glückliche Bridget, die wieder ihr strahlendes Lächeln gefunden hat – und sollte jemals eine Weltmeisterschaft im Gesichterschneiden ausgetragen werden, hätte Renée Zellweger in dieser Rolle von vornherein gewonnen. (Sorry, Jim Carrey und Rowan Atkinson!)
3 von 5 weißen Eulen im Vorgarten
"Bridget Jones - Verrückt nach ihm" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht's zu den Spielzeiten!