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Szene aus "Knock at the Cabin" von Shyamalan

© UPI

Filmkritiken

"Knock At The Cabin": Apokalyptische Home-Invasion

In einer Waldhütte kommt es zum tödlichen Kräftemessen, das vielleicht über den Fortbestand der Menschheit entscheidet.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

02/09/2023, 08:02 AM

Klopf, klopf! Bloß nicht aufmachen – schließlich befinden wir uns gerade in einem Shyamalan-Film. Wenn sich bei diesem Regisseur ein männliches Paar (Ben Aldridge und Jonathan Groff) mit seiner jungen Adoptivtochter (Kristen Cui) in eine abgelegene Waldhütte zurückzieht, um dort inmitten der idyllischen Natur einen ruhigen Urlaub zu verbringen, kann man sicher sein, dass bald großes Unheil droht.

Welche Dimensionen das Verhängnis aber diesmal annimmt, wird selbst eingefleischte PessimistInnen überraschen, denn es geht bei dieser untypischen Home-Invasion tatsächlich um die letzten Dinge – oder sagen wir es besser gleich: um die Apokalypse und das Ende der Menschheit.

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Wahrheit oder Verschwörungstheorie?

Da stehen plötzlich vier Fremde vor der Tür und begehren Einlass. Zu ihnen gehört ein Riese in Gestalt von Dave Bautista, der zwar äußerlich sanft wirkt und sehr besonnen redet, was seine unerbittliche Entschlossenheit aber nicht verringert. Auch Rupert Grint hat seine "Harry Potter"-Tage längst hinter sich gelassen und erweist sich diesmal als ausgemachter Fanatiker.  

Denn das Perfide an dem Plot liegt darin, ob wir den angeblichen Offenbarungen der unheimlichen Besucher Glauben schenken und ihre Forderung nach einem freiwilligen Opfer somit gerechtfertigt erscheint, oder ob wir sie als völlig durchgeknallte Sekten-Typen einschätzen, für die man schleunigst in der nächstgelegensten Nervenheilanstalt Zimmer reservieren sollte. In Zeiten von Klimawandel, Umweltkatastrophen und Pandemien schießen ja Verschwörungstheorien förmlich aus dem Boden. Shyamalan ist damit also am heftig klopfenden Puls der Zeit. 

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Homophobe Attacke?

Immer wieder werden Zweifel genährt und es finden sich neue Hinweise, die auf ein abgekartetes Spiel hinzudeuten scheinen – aber darf man andererseits die Glaubwürdigkeit von Nachrichtenbildern im Fernsehen in Abrede stellen?

Durch das gleichgeschlechtliche Paar ergibt sich noch eine weitere Möglichkeit: Ist das Ganze etwa eine homophobe Attacke, die von einem der unerwünschten Besucher inszeniert wurde, indem er die anderen Drei für seine Zwecke manipulieren konnte? Auch der kleinen Familie stellen sich solche Fragen – und für sie ist es ein Zwiespalt, der tatsächlich über Leben und Tod entscheidet. Auch hier greift der Regisseur (leider) aktuelle Gesellschaftsthemen auf. 

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Romanverfilmung mit künstlerischen Freiheiten

M. Night Shyamalan ist meistens dann am besten, wenn er seine Geschichten auf möglichst beschränktem Raum inszeniert, weil sich durch diese Zurücknahme eine gute Dynamik zwischen den Figuren ergibt. Das funktioniert diesmal allerdings nur bedingt, denn es herrschen Wiederholungseffekte vor und man bekommt relativ schnell mit, wie es weitergehen wird. Die Handlung hat etwas Schematisches an sich, wodurch das Ende ebenfalls vorhersehbar ist.

Inwiefern das mit der Vorlage zusammenhängt, kann ich nicht entscheiden, da mir der Roman, auf dem der Film basiert, nicht bekannt ist. Shyamalan hat sich nämlich von "The Cabin At The End Of The World" von Paul Tremblay inspirieren lassen, doch keine originalgetreue Verfilmung angestrebt, sondern in seinem Drehbuch angeblich eine Vielzahl von Veränderungen an der Geschichte vorgenommen. Alle, die mit dem Werk in gedruckter Form vertraut waren, dürfen sich somit auf (unliebsame?) Überraschungen gefasst machen.

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Bautista kommt groß raus

Dass Shyamalan selbst seine durch Hitchcock genährten Auftrittsgelüste ein weiteres Mal nicht unterdrücken konnte, dürfte hingegen keine Überraschung mehr sein: Hier versucht er uns in einem Teleshopping-Sender ein Produkt aufzuschwatzen. Eine etwas größere Rolle spielt dann schon Rupert Grint, doch aus Spoiler-Gründen darf man sich auch von ihm nicht allzu viel erwarten. Einen echten Pluspunkt in Sachen Schauspielkunst kann dieses Werk aber dennoch bieten:  Dave Bautista hat endlich ausgiebige Gelegenheit erhalten, zu beweisen, welch exzellenter Schauspieler er ist.

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Menschen sind auch nur Heuschrecken

Ziemlich weithergeholt erscheint es, dass sich das Schicksal der Menschheit ausgerechnet anhand dieser paar Personen entscheiden soll.  Aber vielleicht treibt ja ein höheres Wesen sein unergründliches Spiel mit uns und wir sollten nicht verlangen, alles zu begreifen. Auch die allgegenwärtigen Wald-Heuschrecken wissen schließlich nicht, wie ihnen geschieht, sobald sie durch das kleinen Mädchen von den Pflanzen eingesammelt und in einen Glasbehälter gesteckt werden, um als Beobachtungsobjekte zu dienen.

Weil in dieser Mischung aus Paranoia- und Endzeit-Thriller immer wieder Bezug auf die Bibel genommen wird, kann es zur Vorbereitung auf den Kinobesuch nicht schaden, noch einmal – oder erstmals – einen Blick in das göttliche Buch zu werfen, wo Johannes in seiner Offenbarung mit reichhaltigen Visionen die Apokalypse heraufbeschwört. Bei Syhamalan dürfte es hingegen eine Billig-Version des Weltuntergangs sein, wenn die vier apokalyptischen Reiter zu Fuß angetrabt kommen.

3 von 5 mit selbstgebastelten Waffen zugefügten Verletzungen.
 

"Knock At The Cabin" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten.

 

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