Guy Gilles

Guy Gilles et le temps désaccordé

F, 2008

FilmDokumentation

Min.57

«1958. Ein junger Mann verlässt seine algerische Heimat und bricht nach Paris auf.» Ein Satz, eine Tat voller Hoffnungen und dazugehöriger Bilder, die viele Jahre später einem Dokumentarfilm die Richtung weisen: Guy Gilles heißt der junge Mann, der aufbricht, um Filmemacher zu werden. Guy Gilles et le temps désaccordé heißt ein außergewöhnlicher Film über ihn. Filmausschnitte, Interviews und inszenierte Szenen mit drei Jugendlichen entfalten sich bei Gaël Lépingle zu einem komplexen Filmessay, zu einer Spurensuche und zugleich einer Befragung von Kanonisierung. Denn Guy Gilles (1938-1996) blieb zeitlebens im Schatten seiner bekannten Zeitgenossen der Nouvelle Vague. Der Produzent Pierre Braunberger zog sich nach zwei Kurzfilmen von Gilles zurück. Geformt vom Angebot algerischer Landkinos, genährt von der Liebe zur Schauspielkunst sowie der Überzeugung, dass Kino und Traum verwandt seien, schuf dieser delirische Werke. Die zeitgenössische Filmkritik reagierte wohlwollend, aber zögerlich auf die Melancholie in Gilles' Filmen. Verfrüht wurde dabei das Label «homosexuell» vor jenes des «Auteur» gestellt, und es fehlte an Sensibilität gegenüber seiner Erzählweise. Leidenschaftlich erläutert Gilles im Archivmaterial, dass er keineswegs ästhetische Filme mache, denn Ästhetik sei die Suche nach Schönheit - er suche die Schönheit selbst, die Schönheit in Gesichtern, Landstrichen, Lichteinfällen sowie auch die Schönheit der Traurigkeit und Sehnsucht. Die Wirklichkeit, so Gilles weiter, kann man nicht besitzen, ein Bild aber sehr wohl, das einen dann wiederum selbst besitzt. Und so ist auch Guy Gilles et le temps désaccordé ein Dialog mit Filmbildern, die Besitz von einem ergreifen. Lépingle: «Dieser Film ist Frucht einer zehnjährigen Auseinandersetzung mit Guy Gilles, und immer lag dabei eines zugrunde: das Kino selbst. Wenn ich seine Filme zu lieben weiß, dann vor allem deshalb, weil sie in mir den Wunsch erweckten, Filme zu machen. Diese Weitergabe wollte ich durch drei Jugendliche zeigen, ihren Weg durch das Universum von Gilles, ihre Suche danach, was von seiner Melancholie bleibt, inwiefern uns die widerspruchsvolle Beziehung zwischen Gilles und der Welt heute noch trifft.» (Verena Teissbp

(Text: Viennale 2009)

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