Highway 40 West-Reise in Amerika

USA, BRD, 1981

FilmIndependent

Min.175

Ich mache mir Notizen, meistens über
das, was hinter uns liegt. Es gibt kein Drehbuch oder Skript.
Wir haben zwei rote Kühlboxen für das Filmmaterial. In der
einen ist das belichtete, in der anderen das unbelichtete. «Don't
X-ray!» steht auf beiden.
Vor uns liegt ein Film ohne Bilder. Die Wörter sind seine Piloten.
Beim Schreiben ist die Verfügbarkeit der Welt, beim Filmen ist
ihr Widerstand zu erfahren. Das liegt in der Natur der Fotografie
und in der Willkür der Sprache begründet.
Darum wird der Film eine Affirmation Amerikas sein, meine Notizen
aber Kritik. Er schnappt einfach über. (...) Aus Ohio habe ich
das Bild eines elektrischgrünen Morgens in der Greyhound-Busstation;
aus Indiana das Bild einer Flickendecke aus verwaschenen, abgetragenen
Farmerhemden; aus Illinois das Bild einer wirbelnden Staubfahne und
das Bild des Diamanten der Eisenbahnschienen.
Missouri ist die False Front von Snoddy's Store; Kansas ist der Farmer
am Vermillion, der von der Überschwemmung redet und «Oh
boy!» ausruft; und Colorado sind zwei Jungs, die im Gelass hinter
der Touristenranch Kartoffeln in Stanniolpapier einwickeln. Es ist
den amerikanischen Städten eigentümlich, dass man sich nachts
in ihnen besser zurechtfindet als tags. Die Reklamelichter stiften
einen eigenen Raum. Jede Nacht gründen sie die Stadt aufs Neue.
Der Tag zerstört sie wieder, und nichts ist unterschieden. Zu
jedem Bild gesellt sich eine Idee, eine Erfahrung, eine Gravität.
Statt den Platz der Dinge zu entdecken, erschafft man den Bildern
eine Welt. Man reist als Demiurg. (Hartmut Bitomsky)

Der Verlauf der Straße ist der Faden der Erzählung. Was
wir sehen und vernehmen, ist die dramatische Geschichte einer Erosion.
Die US 40 teilt diese Erosion mit, erzählt sie im Doppelbild
einer immer weiter um sich greifenden Versteppung. Wenn nicht alles
trügt, hat Amerika (USA) den Höhepunkt seiner kulturellen
Kohäsion, die auch immer eine kontinentale und transversale Verknüpfung
war, bereits überschritten. Der Zustand der Union ließe
sich als Drift, erneute Zerbröckelung nacherzählen. Auffällig,
in diesem Zusammenhang, in diesem Film, die Abwesenheit, ja Verschwiegenheit
allen botanischen Lebens. Das mag mit dem Autofahren zu erklären
sein; eher aber mit dem wirklichen Aussterben großer Biotope
(und jeder Naturschutzpark, wie jede Reservation besiegelt dieses
Aussterben). (Hanns Zischler)

IMDb: 7.7

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