Im Anfang war der Blick

Österreich, Luxemburg, 2003, 2002

FilmAvantgarde

Bady Minck arbeitet in ihrem neuesten Werk mit dem Schriftsteller Bodo Hell zusammen.

Min.45

Start04/16/2004

Ein Dichter in seiner Klause, umgeben von Büchern und Zetteln, ausgeliefert den Worten. Auf den leeren Seiten eines Buches entsteht eine Gebirgsformation, die den Poeten und uns eine Reise durch Landschaften antreten lässt; Landschaften, deren Geschichte sich als bizarres Gebilde aus zahllosen ineinander geblendeten Postkartenansichten offenbart. Bodo Hell, der Blickreisende, wird selbst Teil dieser Raumkomposition, zum Postkarten-Motiv und damit zum Gegenstand des Blicks des Publikums, den Bady Minck virtuos durch die künstliche «Natürlichkeit» österreichischer Landschafts-Arrangements navigiert. Am Ende der Reise bleibt der Dichter als sein eigenes (fotografisches) Abbild zurück: zweidimensional und hilflos einer Natur ausgeliefert, die sich ihm als Ansichtssache radikal entzieht. (Robert Buchschwenter) Im Anfang war der Blick erschafft eine Bewegungstypologie, die aus dem Herzen des Kinos selbst spricht: Mehrfachbelichtungen, Einzelbildtechnik, Zeitraffer und Zeitlupe haben sich einer anomischen Darstellung verschrieben, die absolut konträr zu standardisierten Erwartungen und Sehgewohnheiten funktioniert. Bodo Hell setzt als eine Art deus ex cathedra, als hintergründiger Geist, die Dinge aus seinen Büchern und Texten heraus in Gang, er beseelt sie, wird zum Demiurgen einer Reise in ungewohnte Topografien. Bady Minck verfolgt die quasi-auratische Inszenierung von Landschaft und Stadt, lässt tausende Ansichtskarten in einem Rhythmus tanzen, der dechiffrierend und erheiternd zugleich ist. Aus der Starrheit der Postkarten-Motive heraus praktiziert der Film eine Revitalisierung, eine Re-Animation, die Dinge und Menschen mit Leben erfüllt. Die Gegenwart wird in die Karten eingespielt; raffinierte Überblendungen wirken als Verschiebungen dessen, was als real und was als «spectre» gilt. Die Erzählung von Bewegung und Veränderung erweitert sich in eine neue Richtung zu einem komplexen zauberhafter uvre zwischen Archäologie und Hedonismus. (Marc Ries)Man stelle sich ein Österreichportrait vor, gedreht von Jan Svankmajer und David Lynch. Dann bekommt man einen ersten Eindruck von Bady Mincks phantastischem Kinostück "Im Anfang war der Blick", in dem ein Schriftsteller Österreich in seinen Postkarten erforscht. Der Erzberg und Salzburg werden Landschaften zwischen Traum und Alptraum. Und die Texte, auf den Rückseiten der Karten verborgen, kommen als ein Flüstern ins Bild geschlichen: schreckliche, schmerzliche Texte, von wem auch immer geschrieben im Laufe der Zeit. Eine Spannung zwischen Bild und Text, Suspense zwischen Kultur und Landschaft.

Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung (München)

Im Vorprogramm:
Der Mensch mit den modernen Nerven (1988)
und
Mécanomagie (1996)

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