Jahrgang 45

DDR, 1965

FilmDramaIndependent

Von der Sehnsucht nach einem anderen Leben erzählt Jürgen Böttcher, stark beeinflusst vom italienischen Neorealismus der 1950er Jahre, in ebenso poetischen wie dokumentarischen Bildern.

Min.100

1966 konnte Böttcher Jahrgang 45 realisieren, seinen ersten richtigen Spielfilm: eine kleine, alltägliche Geschichte junges Paar trennt sich und findet wieder zusammen besetzt vor allem mit Laien, gedreht auf Straßen und Plätzen Berlins, in den Wohnungen und Hinterhöfen des Prenzlauer Bergs. Doch Böttcher durfte ihn nicht fertig stellen: Zusammen mit einem runden Dutzend weiterer DEFA-Spielfilme wird er nach dem 11. Plenum des ZK der SED verboten, bleibt bis nach der Wende im Regal liegen. Seine Hauptfigur sei «indifferent, gedankenlos, unreif, asozial» heißt es, das Milieu «trist und unfreundlich». Danach durfte Böttcher keinen Spielfilm mehr drehen. Sieht man Jahrgang 45 heute, so verblüffen seine Frische, seine Beiläufigkeit, seine atmosphärische Dichte. In seiner Hauptfigur Al spürt man den Geist des Aufbruchs, der sich Mitte der 60er Jahre in ganz Europa ausbreitete: einer, der sich den Zumutungen des kleinbürgerlichen Lebensmodells entzieht, der noch nicht weiß, was er will, aber genau spürt, was er nicht will. Rolf Römer spielt diesen jungen Mann mit dem ganzen Körper: Reden tut er eher wenig, ausweichend und flapsig dafür sind seine Gesten umso beredter. Schon wie er eine Straße entlangschlendert, das weiße Hemd immer aufgeknöpft bis zur Mitte der Brust, mit geschmeidigen, tänzerischen Schritten: Daraus spricht ein herrlich unbekümmertes Selbstbewusstsein, das sich auch vom Kaderleiter seines Betriebes nicht ducken lässt. Vergleicht man Jahrgang 45 mit Filmen, die zur selben Zeit im Westen entstanden mit Kluges Abschied von gestern, Schamonis Es und anderen jungen deutschen Filmen, mit den Arbeiten der Nouvelle Vague in Frankreich, des Free Cinema in Großbritannien , dann gibt es keinen Zweifel: Mit Jahrgang 45 hätte man ihn damals nur sehen können wäre Jürgen Böttcher eine der Leitfiguren dieser filmischen Aufbruchsjahre geworden. (Kraft WetzebpWichtige Entscheidungen standen aus, als der Film verboten wurde, mit jeglicher Arbeit abgebrochen werden musste. Wir befanden uns etwa zwischen Roh- und so genanntem Feinschnitt. Die Form des Films war noch nicht endgültig. Nach dem 11. Plenum gab es in der Gruppe «Roter Kreis» eine Art kommissarische Leitung unter dem Produktionsleiter Hans Mahlich. Brutale Schnittanweisungen wurden ausgesprochen und mussten befolgt werden. Wir hofften immer noch, Jahrgang 45 zu retten. Es nutzte alles nichts, er wurde verboten. (Jürgen Böttcher)

IMDb: 7.1

Kaufen & Leihen

Leider konnten wir keine Streaming-Angebote für Jahrgang 45 finden.

Für diesen Film gibt es leider keine Vorstellungen.

Kommentare

Kurier.tvMotor.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat