JLG/JLG - Autoportrait de Décembre

Frankreich, Schweiz, 1995

FilmIndependent

Min.62

Was an JLG/JLG von Anfang an auffällt, ist das offensichtliche und unabwendbare Bedürfnis, Gedanken zu formulieren, und der irritierende Kräfteverfall des Gesagten. Dieses «Selbstporträt», das von Beginn an sorgsam die physischen Aspekte seines Studienobjekts in ausgedehnten Dunkelzonen vor uns verbirgt, versucht eine alte Praktik aus der Malerei und der Literatur auf das Kino zu übertragen. Weit davon entfernt, die Charakterzüge und die Lebensgeschichte seines Schöpfers zu erhellen, stürzt sich der Film in die finsteren Regionen des solipsistischen Denkens, wo das Ich, aufgebläht vom Gewicht seines Bewusstseins und seiner Sprache, sich als Qualität gegenüber der quantitativen Existenz der Dinge präsentiert. Es handelt sich also weder um eine Autobiografie noch um eine Psychoanalyse des Ichs des Filmemachers, und noch weniger um einen objektiven Blick auf die Welt, die ihn umgibt. Eigentlich ist es ein gefilmter metaphysischer Essay, wenn die unelastische Natur des Denkens sich überhaupt bis auf den filmischen Raum ausdehnen lässt. Die Inszenierung des Godardschen Ich läuft jedoch über die gewohnte Verwendung Godardscher Szenen ab. Diese präsentieren sich als ein Muster von zahlen- und flächenmäßig begrenzten Orten, in deren Innerem sich die nummerierte Serie bedeutender filmischer Akte abzeichnet, um gleich darauf zu verpuffen. Mit sparsamen Bildern und verschwenderischen Deklamationen, die vom Überschattetwerden des Bildes durch den Ton zeugen, geistern die Personen-Gespenster des Films um den in seiner platonischen Pose erstarrten alten Mann herum. Was passiert eigentlich in den Plansequenzen eines bestimmten Genres? Nicht viel. Der Mann sitzt da, ganz allein, auf seinem Sessel, in seiner Kultur, umgeben von Unmengen von Print- und Videomaterial, versunken in tiefer Meditation oder vielleicht sogar im Gebet, nachdem er die chaotischen Bilder der Welt auf dem Bildschirm gesichtet und fieberhaft, den Blick auf Himmel und Meer gerichtet, das Bild Gottes angerufen hat. JLG/JLG ist in erster Linie eine heroisch-pathetische Herausforderung des philosophierenden Menschen, der sich mit der grausamen Last der Zeit auseinander setzen muss. (David Ipacki)

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