Kunst-Stücke: Amos Vogel. Mosaik im Vertrauen

A, 2001

FilmDokumentation

Min.55

Amos Vogel, am 18. April 1921 als Sohn assimilierter Juden in Wien geboren, zählt zu den bedeutendsten Streitern des »Films als subversive Kunst«. 1938 wurde Amos Vogelbaum aus Wien vertrieben. Der Weg ins Exil führte über Kuba in die Vereinigten Staaten. 1944 nahm Vogelbaum die amerikanische Staatsbürgerschaft an, 1947 ließ er seinen Namen auf Vogel kürzen. Hitler, der »Anschluss«, die Emigration, all das erscheine ihm heute vollkommen unglaublich, sagt Amos Vogel im Film. Umso wichtiger sei es, sich an all das zu erinnern, sich das tatsächlich Geschehene zu vergegenwärtigen. Teile dieser Geschichte hat Amos Vogel bereits erzählt, nicht zuletzt in Egon Humers großem Dokumentarfilm EMIGRATION, NY (1995), der in zwölf Interviews die »Geschichte einer Vertreibung« rekonstruiert.
AMOS VOGEL. MOSAIK IM VERTRAUEN setzt weniger am historischen Ereignis als an der individuellen Biografie an, der Film kreist um das Wesen der Erinnerung (Humer) - und zwar im wörtlichen Sinn. Teile des Kommentars wiederholen sich, um sogleich in eine andere Richtung weiterentwickelt zu werden; einzelne Bilder kehren, in ganz neuem Zusammenhang wieder; eine Schriftinsel taucht mehrmals auf: »Eure Ordnung ist ohne Bedeutung, mein Chaos ist bezeichnend.« Dieses Leitmotiv - es stammt vom amerikanischen Romancier Nathanael West - findet sich als Motto auch Film as a Subversive Art vorangestellt, jenem 1974 erschienen Meilenstein unter den Filmbüchern, in dem Amos Vogel seine radikalen persönlichen Seherfahrungen im Kino zusammenfasste. Gleich nach dem Krieg, anno 1947, gründete er in New York das »Cinema 16«, die erste und wohl einflussreichste Institution jenseits des kommerziellen Kinobetriebes in den USA; nach seiner Schließung 1963 zeichnete Vogel als Mitbegründer und erster langjähriger Direktor des überaus renommierten New York Film Festival.
Dennoch, so Amos Vogel, die Integration in Amerika sei ihm nicht leicht gefallen. Seine Muttersprache zu verlieren, war ein traumatisches Erlebnis, das bis heute nachwirkt: Zeuge der herrschenden Rassensegregation zu werden, ein anderes. 1942 lernt Vogel eine junge Soziologin kennen, Marcia Diener. Die Hochzeit findet am 6. August 1945 statt. Am selben Tag fanden in Hiroshima mehr als 60.000 Menschen den Tod. An dieser Stelle werden Bilder eines wachsenden Atompilzes gegen Bilder der Hochzeit montiert: sehr dramatisch, ganz lakonisch. Mehr gibt es nicht zu sagen oder zu zeigen. Der Film ist eine einzige Gratwanderung, seine visuelle Textur, die zwischen Video, S-8 Bildern und Archivmaterial wechselt, assoziiert quasi frei zu der von Amos Vogel geschriebenen und gesprochenen Off-Erzählung: ein Film über eine Vertreibung, ein Film über 55 Jahre einer Ehe, ein Film über die Geschichte des Kinos - alles in einem (und einiges mehr). (Michael Omasta)

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