L'innocente

I , 1976

Viscontis Verfilmung von D'Annunzios Roman kehrt zur meisterlichen Beherrschung des kühl epischen und unerbittlich genauen Realismus zurück.

Min. 130
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Ein Libertin stellt seine Verachtung der Moral zur Schau, indem er vor den Augen der Welt seine Frau betrügt. Als diese selbst eine Liaison eingeht, sonnt er sich in der Pose des fasziniert Gewährenden, bis die alten romanischen Machismo-Muster in ihm erwachen. Visconti verändert das Finale gegenüber der Romanvorlage. Von der Scham verletzter Männlichkeit geplagt, wählt der ernannte Übermensch den Freitod. Der Dünkel seiner Klasse, so Viscontis Kritik am D'Annunzionismus (und dem faschistischen Motto des "gefährlichen Lebens", das sich daraus speist), trägt den Sieg davon. Eine zum Absterben verurteilte Gesellschaft: hinter ihrer Freiheit Dekadenz, hinter ihrer Dekadenz Egoismus, hinter dem Egoismus Lüge, Anmaßung und Selbstmitleid. Kein Abschied. Ein präziser Film voll Grimm und Verachtung. (Harry Tomicek)

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