La leyenda del tiempo (The Legend of Time)

E, 2006

FilmIndependentAvantgarde

Min.112

Zu Beginn löst viel Weiß die Protagonisten aus ihrer Umwelt. Erst nach einigen Momenten wird klar, dass die Japanerin mit ihrem Koffer tatsächlich durch Schnee stapft, während die jungen Burschen sich sich mit Salzbrocken eine Schlacht liefern - vielleicht ein früher Hinweis darauf, dass der Film in der Folge auf subjektiv andere soziale Räume und Empfindungen verweisen wird. Dieser Stoff, der die beiden Hauptfiguren scheinbar eint, um sie doch getrennte Wege gehen zu lassen, ist Flamenco. Camarón, eine der Lichtgestalten dieser spanischen Musikrichtung, wird Isaki Lacuesta zwar die Hauptrolle von La leyena del tiempo zusprechen, allerdings nur als spirituelle Kraft für seine Figuren: Der Roma-Junge Isra unternimmt in der Episode «La voz de Isra» Streifzüge auf der Insel San Fernando, liefert sich kleine Gefechte mit seinem Bruder oder wirbt spielerisch um ein junges Mädchen; die japanische Krankenschwester Makiko beschließt währenddessen in «La voz de Makiko», nachdem sie ein TV-Konzerts des kurz zuvor verstorbenen Camarón gesehen hat, auf dessen vor Andalusien gelegene Geburtsinsel San Fernando zu reisen. Isra und Makiko verbindet unwissentlich die Bekanntschaft zum alten japanischen Arbeiter einer Thunfischfabrik, der für sie - als väterlicher Freund - eine nützliche Rolle zur Formulierung eigener Ziele verkörpert. Zudem mit seiner vertrauensvollen Haltung auch der offenen Form des Films (mit ihren fliehenden, suchenden Figuren) jene Erdung verleiht, nach der die rhythmisch unterlegten Gesänge Camaróns verlangen. Vielleicht versuchen Lacuestas Figuren das im Leben einzulösen, was der «cante jondo» - der «tief empfundene Gesang» - Camaróns verspricht: Einen Zustand, in dem sich Gefühle ekstatisch zu Glück steigern lassen, während aber - entscheidend! - der Weg der Improvisation nicht verloren geht. Die Stationen zu dieser Erkenntnis inszeniert Lacuesta als Bewegungsskizzen in zarten Farben; ohne folkloristischen Unterton, im auch visuell gesuchten Stilbruch der Flamenco-Topoi. Am Ende wird sich Makiko Matsumura, die wie Israel Gómez Romero auch am Set großteils ohne Drehbuch auskommen musste, vom realen Bruder Camaróns eine entscheidende Lektion abholen: Seinem Idol nahe zu kommen dürfe nicht in einer Mimesis enden. Für den «cante jondo» muss jeder seine eigene Stimme finden. (Gunnar Landsgesell)

(Text: Viennale 2006)

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