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Filmkritik

"Live by Night": Ein ödes Gangsterleben mit starken Frauen

Das große Gangsterepos aus dem Amerika der 30er Jahre, auf das wir alle gewartet haben, bietet uns Ben Affleck hier nicht, obwohl der Film zwei oder drei wirklich große Momente hat.

02/02/2017, 07:59 AM

Die Romanvorlage zu diesem Film stammt immerhin von Dennis Lehane, der auch die Geschichten zu „Mystic River“ und „Shutter Island“ geschrieben hat. Das klingt ziemlich vielversprechend, ist es aber nicht, denn Ben Affleck will sein Werk um jeden Preis zum großen Gangsterepos hochstilisieren und bedient uns doch nur mit altvertrauten Klischees, die man einfach nicht mehr sehen möchte.

Eher Outlaw als Gangster

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Der fleißige Affleck hat nicht nur das Drehbuch verfasst und Regie geführt, sondern selbstverständlich auch gleich die Hauptrolle übernommen und erzählt uns in der Rolle des Bostoner Polizistensohnes Joe Coughlin mit bester Batman-Stimme langatmig sein Leben. Der junge Joe ist desillusioniert aus dem Ersten Weltkrieg in die Heimat zurückgekehrt und auf die schiefe Bahn geraten. Das Geld besorgt er sich durch Überfälle, sieht sich selber aber eher als Outlaw, nicht als Gangster. Durch die Liebe zur falschen Frau wird er aber genau dazu werden, denn die gefährliche Liaison verwickelt ihn in den Bandenkrieg zwischen einem irischen Brutalo und einem Mafiapaten. Joe muss Partei ergreifen, schlägt sich auf die Seite der Italiener und sein weiterer Weg führt ihn zur Zeit der Prohibition in den bigotten und rassistischen Süden – nämlich nach Florida, wo der Ku Klux Klan brennende Kreuze errichte und Schwarze massakriert oder Fanatiker predigen. In dieser aufgeheizten Stimmung soll er den Bau eines Casinos überwachen und verfolgt außerdem noch persönliche Rachepläne.

Blutleere mit großen Momenten

Die Lebensgeschichte dieser Hauptfigur bleibt von Anfang bis Ende seltsam blutleer, obwohl Joe und seine Kumpane doch genügend blutverkrustete Leichen zurücklassen, denn ein großes Feuergefecht darf natürlich auch nicht fehlen. Ben Afflecks äußerst eingeschränkter Mimik trägt zur überwiegenden Langeweile bei. Ein wandlungsfähiger Darsteller wie Brendan Gleeson wird hingegen mit einer viel zu kleinen Rolle abgespeist.

Dennoch hat der Film zwei oder drei wirklich große Momente und das haben wir ausschließlich den Frauen zu verdanken: Elle Fanning als Südstaatenschönheit, die vom rechten Weg abgekommen und danach umso stärker von der Idee der Sünde besessen ist, legt in einer beeindruckenden Szene ihre Seele bloß und verrät, wie sie sich den Himmel vorstellt. Als praktisch veranlagte irische Gangsterbraut, die immer einen Weg findet, zu überleben, hat hingegen Sienna Miller einen starken Auftritt, bei dem sie ebenfalls ihre Lebensphilosophie verkündet.

6 von 10 Prohibitionspunkten

franco schedl

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