Meine Kneipe

D, 2000

FilmDokumentation

"Ich geh' nicht ohne einen Imbiß" - Axel scheint ziemlich betrunken, es ist Weihnachten, die Küche ist schon geschlossen. Wenn er vorher angerufen hätte, ginge es schneller, sagt der Wirt, so muß er ein bißchen warten. Aber natürlich kriegt er noch sein Eisbein, schließlich ist er Stammgast.
Meine Kneipe ist Heises erste dezidiert fürs Fernsehen produzierte Arbeit: ein kleiner Film, das Portrait einer Kneipe in der Rosenthaler Straße in Berlin Mitte, eine Hommage an ein Art proletarisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Doch der Videofilm hat nichts Romantisches oder Nostalgisches. Die Kamera von Peter Badel ist interessiert an den Leuten, rückt ihnen in der Kadrage ein wenig näher als bei den Arbeiten fürs Kino. Die Großaufnahmen sind häufiger, die Schnitte scheinen ein bißchen schneller, aber die Bilder bleiben kühl beobachtend, das Licht wirkt gewöhnlich, hart, nicht heimelig. Und doch wurde hier etwas vom Atem des Kinos ins Fernsehen hinübergerettet - nämlich die Dauer, der Gestus des langen Hinschauens, des kommentarlosen Verweilens. Der Film ist eine kleine Studie zur Herangehensweise Heises an den Topos "Kneipe" - diesen Ort, an dem die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem brüchig und die Menschen gesprächig werden. Und er ist auch exemplarisch für die langsame, respektvolle Annäherung an Menschen, die in einer Welt der Telepräsenzen kein Gewicht mehr haben, aber, wie Spuren ihrer selbst, immer noch existieren. "100% schneller reich werden" verspricht eines der Plakate von gegenüber, von draußen, wo Menschen im Mercedes durch ein Berlin der fieberhaften Bautätigkeit fahren. In der Kneipe trinkt man währenddessen ein Pils. "Niemand hat es hier nötig, sich zu verstellen, sich glücklicher zu geben als man ist. Aber die Einsamkeit von draußen, die Ängste, gehen auch drinnen nicht verloren. Der Mensch, so mag das philosophische Credo des Films lauten, bleibt immer ein Gefangener seiner selbst. Am Schluß zeigt der Film, wie Monika, eine der Stammgäste, in einer Tombola eine Reise nach Florida gewinnt. Der erste Urlaub nach zehn Jahren, die erste Reise ins Ausland überhaupt. Sie lacht und weint und die Großaufnahme wird zum Spiegel eines ungeahnten, unbekannten Glücks." (Ralf Schenk, Berliner Zeitung)



Quelle: Kinoreal

Länge: 60 min

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