Serien-Review: Altered Carbon, Staffel 2

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Serien-Review

"Altered Carbon": Neue Staffel, neuer Sleeve, neues Sci-Fi-Highlight

Serien-Review: Im Körper von Anthony Mackie begibt sich Takeshi Kovac auf die Suche nach seiner großen Liebe.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

02/28/2020, 04:10 PM

Takeshi Kovac ist zurück! Aber er sieht nicht mehr wie Joel Kinnaman, sondern wie Anthony Mackie aus. Für Fans der Sci-Fi-Serie "Altered Carbon" ist das freilich keine große Überraschung: Der letzte Envoy wechselt bekanntlich seine Körper wie andere die Unterwäsche, wenn auch nicht immer freiwillig. Nach zwei Jahren ist nun endlich die zweite Staffel der wahrscheinlich besten Cyberpunk-Serie aller Zeiten auf Netflix zu sehen.

Inzwischen gilt "Altered Carbon" bei vielen Sci-Fi-Fans als Kultserie. Auch für uns war die Netflix Originalserie damals die beste Serie des Jahres 2018:

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Die Welt der Stacks & Sleeves

In der Zukunft hat die Digitalisierung selbst den Tod obsolet gemacht: Ab dem ersten Lebensjahr wird jedem Menschen ein "Stack" in den Nacken implantiert. Darauf sind die Erinnerungen und die gesamte Persönlichkeit eines Menschen gespeichert. Im Todesfall – oder anderen Gelegenheiten – kann so das Bewusstsein in einen neuen Körper, sogenannte "Sleeves", übertragen werden. Die Stacks basieren auf einer außerirdischen Technologie, die auf dem Planeten Harlan's World entdeckt wurde. Die Menschheit wird vom autoritären Protektorat beherrscht, doch im Hintergrund herrschen unsterbliche Superreiche über die korrupte Gesellschaft. Denn nur Reiche können sich auf Dauer einen neuen Körper leisten. Sie haben unendlich viel Zeit, um ihre Macht zu festigen.

In dieser Welt ist Takeshi Kovac (Joel Kinnaman) in der ersten Staffel aufgewacht. Er ist der letzte "Envoy", Widerstandskämpfer gegen das unmenschliche System der Unsterblichkeit.  Doch das Protektorat hat die Rebellion vor über 250 Jahren niedergeschlagen. Kovac lag so lange auf Eis. In der ersten Staffel wird er geweckt, um auf der Erde den Mordversuch an einem der superreichen "Meths" aufzuklären. Diese Mission brachte Kovac die Freiheit und eine Belohnung, von der sich leben lässt.

Rund 30 Jahre später erhält Kovac einen Hinweis darauf, dass seine große Liebe Quellcrist Falconer (Renée Elise Goldsberry), Erfinderin der Stacks und ehemalige Anführerin des Widerstandes, noch lebt.

Damit ist es Zeit für eine SPOILER-WARNUNG: Der folgende Text enthält sehr geringe Spuren von Spoilern zur Handlung der neuen Staffel von "Altered Carbon".

 

Suche nach Quellcrist Falconer

Im Mittelpunkt der acht (statt zehn) Folgen der zweiten Staffel steht die Suche von Takeshi Kovac nach seiner großen Liebe. Dabei schließt die Serie nicht unmittelbar an die erste Staffel an. Es sind wohl rund 30 Jahre vergangen. Kovac' einziger Begleiter aus der ersten Staffel ist die Künstliche Intelligenz namens Poe. Seit der Attacke in der ersten Staffel ist Poe allerdings beschädigt und leidet an drastischen Erinnerungslücken. Um sein Kurzzeitgedächtnis zu reparieren, müsste er einen Reboot seines Programms durchführen. Das tut er aber nicht, aus Angst, dann die Erinnerung an Lizzy und seinen einzigen Freund Kovac zu verlieren.

Die Kopfgeldjägerin Trepp (Simone Missick) spürt Kovac in einer Bar auf, um ihm ein Angebot eines Meths zu übermitteln: Der Meth fühlt sich bedroht und benötigt dringend Schutz. Kovac winkt natürlich sofort ab, doch als der Meth andeutet, dass er Informationen über den Aufenthaltsort von Quellcrist Falconer (wieder gespielt von Renée Elise Goldsberry) hat, ist er an Bord. Per Needlecast wird das DHF (die digitale Persönlichkeit) von Kovac in einen neuen Sleeve auf dem Planeten Harlan's World transferiert. Doch Kovac kommt zu spät. Der Meth wurde bereits ermordet. Sein neuer Sleeve (Anthony Mackie) ist eine spezielle Militärausführung mit übermenschlicher Kraft, beschleunigter Heilung und sogar Magnethänden, die Schusswaffen wie durch Magie in seine Hände gleiten lassen.

Es gibt Hinweise darauf, dass der tote Meth nicht gelogen hat. Da Harlan's World der Heimatplanet von Kovac ist, lässt er alte Beziehungen spielen. Doch zuhause hat sich einiges verändert. Gouverneur des Planeten ist nun die durchtriebene Tochter des Gründers, Danica Harlan (Lela Loren). Außerdem wird Kovac von Colonel Ivan Carrera (Torben Liebrecht) gejagt, weil er für den Mörder des Meth gehalten wird. Der Mann hat außerdem noch eine persönliche Rechnung mit Kovac offen, wie sich herausstellt.

Das Umfeld, um Quellcrist zu finden, ist also wieder einmal alles andere als optimal. Doch davon hat sich der letzte Envoy noch nie aufhalten lassen.

 

Anders, aber immer noch Sci-Fi vom Feinsten

Die erste Staffel von "Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm" hat vor zwei Jahren neue Standards gesetzt. Nicht nur die temporeiche Hard-Boiled-Detective-Story im Stil von "Blade Runner" hat überzeugt. Die Production Values konnten mit erstklassigen Serien wie "Game of Thrones" mithalten, was vor allem am Detailreichtum des Cyberpunk-Settings und den spektakulären Actionszenen zu erkennen war.

Die erste Staffel zu toppen ist beinahe unmöglich. Aber das hat wohl auch niemand von der Fortsetzung erwartet. Die Welt der Stacks und Sleeves ist nicht mehr ganz so frisch. Zudem fällt wohl vielen Fans der Abschied von Kinnaman als Sleeve von Takeshi Kovac schwer. Auch Kristin Ortega (Martha Higareda) werden wohl einige vermissen. Aber immerhin ist Poe (Chris Conner) wieder dabei und noch dazu mit einer interessanten Charakterentwicklung. Dasselbe gilt auch für Quellcrist, die diesmal sogar ins Zentrum der Geschichte rückt. Aber auch Mackie macht seine Sache hervorragend.

Außerdem gibt es faszinierende neue Charaktere, allen voran die Kopfgeldjägerin Trepp und Colonel Carrera. Der Colonel wird von Torben Liebrecht so charismatisch dargestellt, dass es uns nicht wundern würde, den Deutschen demnächst als Schurke in einem Hollywood-Blockbuster zu sehen.

Die Geschichte hat wieder alles, was eine erstklassige Science-Fiction-Serie braucht: Blutige Action, Gewalt, Intrigen und eine Spur weniger Sex, weil das erotische Knistern zwischen Kovac und Ortega aus der ersten Staffel fehlt.

Kinnaman war der verwegene Detektiv eines Cyberpunk-Krimis im Stil von Ridley Scotts "Blade Runner". Mackie ist hingegen der Supersoldat in einem Sci-Fi-Actionfilm im Stile von Paul Verhoevens "Total Recall". Es ist auch eine Geschmacksfrage. Die zweite Staffel kann die erste vielleicht nicht überbieten, hält aber das hohe Niveau. Beide Staffeln bieten Science-Fiction vom Feinsten.

 

Beide Staffeln von "Altered Carbon" sind bei Netflix zu sehen.

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