Relatos Desede El Encierro

Mexiko, 2004

FilmDokumentation

Min.78

Niemand wolle im Gefängnis sein, dennoch wolle jeder, dass Gefängnisse existieren, räsoniert eine der Protagonistinnen. Relatos desde el encierro stellt die Schilderungen mehrerer Frauen in den Mittelpunkt, die in Puente Grande (Jalisco, Mexiko) langjährige Haftstrafen absitzen. Weniger ihre Delikte stehen dabei im Vordergrund als ihr Blick auf die Welt und ihr Weg, der sie ins Gefängnis geführt hat. Sie sprechen über Liebe und Sex, über die verfaulende Zeit zwischen den Mauern, sie lachen über ihre Fesseln - und dieses Lachen ist eine Art zu überleben, sich zu verteidigen. In Worten von erschütternder Klarheit und Selbstreflexion eröffnet sich ein existenzialistisches Konzept von Freiheit, dessen Zusammenhänge weit über das physische Eingesperrtsein hinaus ragen. In Mexiko, sagt ein Sprichwort, meint das Leben es ernst. Biografische Fragmente eröffnen desolate Familienverhältnisse als Tor zu frühem Waffen- und Drogenmissbrauch ebenso wie emotionale Abhängigkeiten von Liebhabern oder die Entscheidung, ein bürgerliches Leben gegen den «Thrill» des Drogenschmuggels zu tauschen. «Freiheit heißt, selbst entscheiden zu können», schildert eine Protagonistin den Idealfall, während viele Aussagen vor Augen führen, dass nicht jede diese Bedingung in ihrem Leben vorfand. Dennoch entwickelt sich in keinem Moment das Bild einer Opfermentalität, vielmehr eines von Selbstbewusstsein, dem eine poetische Tiefe und scheinbare Unverletzbarkeit anhaftet. Gefängnisse, sagt Guadalupe Miranda, sind der perfekte Spiegel unserer gesellschaftlichen Widersprüche: In ihrer emphatischen Umsetzung spiegelt Miranda mittels leicht verfremdeter Bilder die Welten ihrer Protagonistinnen, die, als wären sie von der Erde auf einen fremden Planeten gefallen, durchhalten müssen und wollen, rebellieren und mit Medikamenten ruhig gestellt werden - und daran zerbrechen. Nicht zuletzt dokumentiert Relatos desde el encierro auch das prekäre mexikanische Justizsystem. Den vorbereitenden Workshops, in denen acht Monate lang gedichtet, gezeichnet und fotografiert wurde, erwuchs jenes grundlegende Vertrauensverhältnis zwischen Filmemacherin und Protagonistinnen, dem der vielfach ausgezeichnete Film Aussagen von verblüffender Intimität und Offenheit verdankt. (Verena Teissl, Guadalupe Miranda)

(Text: Viennale 2007)

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