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Filmkritik

„The Dark“-Interview: Österreichischer Horrorfilm auf US-Niveau

Im Interview erzählen uns die Filmemacher von der Entstehungsgeschichte des in Kanada gedrehten Horrorfilms.

von Oezguer Anil

10/09/2018, 12:01 PM

Diese Woche startet der österreichische HorrorfilmThe Dark“ in unseren Kinos. Das Regiedebüt des amerikanischen Regisseurs Justin P. Lange wurde mit englischsprachigen Darstellern in Kanada gedreht und erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das in einem geheimnisvollen Wald auf Menschenjagd geht. Für die Produktion war die österreichische Dor Film („Das ewige Leben“, „Hinterholz 8“) verantwortlich. Wir haben mit dem Produzenten Florian Krügel und dem Regisseur Justin P. Lange über den Entstehungsprozess gesprochen.

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„The Dark“ ist ein österreichischer Film, der in Kanada gedreht wurde und bei dem ein US-Filmemacher Regie geführt hat. Wie kam es zu dieser Konstellation?

Florian Krügel: Ich habe auf der Filmakademie Wien den Bachelor gemacht und bin anschließend für den Master in die USA auf die Columbia gegangen. Dort habe ich im Studium Justin kennengelernt und mit ihm und dem Kameramann Klemens Hufnagl den ersten Kurzfilm in Mürzzuschlag gedreht.Wir haben mit unseren beiden Unis immer zusammen koproduziert, um unsere Ressourcen so gut wie möglich nutzen zu können. Nachdem der Kurzfilm recht gut funktioniert hat, wollten wir einen Langfilm machen. Das sagt man mal relativ einfach und arbeitet dann sechs Jahre daran. Wir wollten ursprünglich in Österreich drehen und hatten schon eine deutsche Drehbuchfassung. Wir hatten bereits mit dem Casting und der Drehortsuche begonnen, aber mussten wegen einer Förderabsage den Film im Ausland drehen. Kanada hatte gute regionale Förderstrukturen, die wir mit diesem Projekt in Anspruch nehmen konnten.

Ihr Film nimmt sich, was für einen Horrorfilm eher unüblich ist, sehr viel Zeit beim Spannungsaufbau. Ihr Erzähltempo erinnert sehr an das von österreichischen Filmen. Hatte Österreich einen Einfluss auf Ihre Arbeit?

Justin P. Lange: Das ist schwer zu sagen. Florian hat mit mir zusammen das Drehbuch entwickelt und mir ständig Feedback gegeben, weshalb sein Einfluss auf den Film sehr groß war. Ich würde nicht sagen, dass ich mir österreichische Filme als Vorbild genommen habe, aber es wäre auch seltsam zu sagen, dass mich Österreich nicht beeinflusst hat, denn ich habe immerhin die letzten sechs Jahr mit österreichischen Filmemachern zusammengearbeitet. Vielleicht sieht man den Einfluss am ehesten in der Arbeit der großartigen Schnittmeisterin Julia Drack. Wir haben einen sehr ruhigen Erzählstil, der einen an österreichische Filme erinnern könnte.

The Dark“ hat vor allem visuell viel zu bieten. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Klemens Hufnagl und wie war die Arbeit am Set?

Justin P. Lange: Klemens und ich verstanden uns schon seit unserer ersten Begegnung sehr gut. Wir haben einen ähnlichen Geschmack was Bilder und visuelle Ästhetik betrifft. Er war sehr wichtig in der Vorbereitung. Er hat eine deutsche Fassung des Drehbuchs erstellt, Locations ausgesucht und mich mit dem österreichischen Umfeld vertraut gemacht. Ich bin von Klemens abhängig und vertraue ihm sehr. Er ist wie eine Art Cheat-Code bei einem Videospiel, wenn man mit ihm zusammenarbeitet sieht man automatisch besser aus als Filmemacher.

Wie verlief der Castingprozess? Sie haben auch hochkarätiger österreichische Schauspieler im Ensemble gehabt. Gab es dabei Schwierigkeiten?

Justin P. Lange: Bei einem Erstlingsfilm ist alles schwierig. Am wenigsten Schwierigkeiten hatte ich jedoch mit den Schauspielern. Karl (Markovics) und Margarethe (Thiesel) sind großartige Darsteller und echte Profis. Es war wichtig bei einem so jungen Team auch Leute mit mehr Erfahrung dabei zu haben. Ich glaube, das hat sich auch auf die anderen Teammitglieder ausgewirkt. Mina zu finden war sehr schwierig. Ich wollte im Grunde ein Monster casten und  habe mir über 100 deutsche-, österreichische-, amerikanische- und kanadische Darstellerinnen angesehen. Bei Nadia (Alexander) habe ich dann gespürt, dass sie uns auch als ein 16 jähriges Mädchen Angst einjagen kann.

Ihre Geschichte ist sehr minimalistisch erzählt. Keine Musik, ein Drehort und wenige Figuren. Hatten Sie Angst, dass ihr Konzept nicht funktioniert?

Justin P. Lange: Ja und Nein. Ich bin ins Horrorgenre irgendwie reingestolpert. In meinem letzten Studienjahr hat mein Regieprofessor mir gesagt, ich solle aufhören an meinen bisherigen Projekten zu arbeiten und für die letzte Aufgabe im Semester etwas komplett Neues in Angriff nehmen. Ich hatte immer Angst vor Horrorfilmen und dachte, es könnte das Richtige für diese Aufgabe sein. Meine Klassenkollegen waren vom Ergebnis begeistert und ich beschloss, meinen Abschlusskurzfilm auch im Horrorgenre anzusiedeln. Im Kurzfilm haben wir den gleichen stilistischen Zugang wie in „The Dark“ gehabt. Als ich gesehen habe, dass meine Ideen funktionieren, konnte ich gelassener in die Produktion des Langfilms gehen.

In den letzten Jahren werden immer mehr Genrefilme in Österreich produziert. Wo sehen Sie hier die Schwierigkeiten und glauben Sie, dass diese Welle anhält?

Florian Krügel: Das hoffe ich sehr. Dadurch dass ich mich auch sehr stark damit beschäftige, weiß ich, dass es zumindest in der Stoffentwicklung immer mehr Genreprojekte gibt. Die Schwierigkeit der Umsetzung, wie bei jedem österreichischen Film, ist bei Genrefilmen etwas größer, weil es immer noch ein Nischenprodukt bei uns ist. Ich glaube trotzdem, dass Genrefilme, obwohl sie so ein Nischenprodukt sind, ein größeres Zielpublikum als viele andere österreichische Filme haben.

"The Dark" ist der beste österreichische Genrefilm der letzten 20 Jahre und kann trotz geringerem Budget mit Hollywoodproduktionen mithalten. Wer österreichischen Produktionen skeptisch gegenübersteht wird hier eines besseren belehrt. Ein Must-see für jeden Horrorliebhaber.

Özgür Anil

 

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