Filmkritik: Asphaltgorillas

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Filmkritik

Asphaltgorillas: Möchtegern-Gangsterfilm und Guy-Ritchie-Abklatsch

Detlev Buck liefert einen gescheiterten Genrefilm mit einer visuellen Fassade für Erwachsene, aber Charakteren aus seinen Teenie-Filmen.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

08/28/2018, 09:27 AM

Franky (Jannis Niewöhner) ist ein Poser durch und durch. Trickbetrügereien und Hochstapelei sind sein Ding. Nur denkt Franky die Dinge nie zu Ende. Das war schon immer so. Daran erinnert sich sein Jugendfreund Atris (Samuel Schneider) als er ihm zufällig in Berlin vor seinen protzigen Lamborghini rennt. Natürlich ist Atris von der Luxuskarosse beeindruckt. Er wohnt noch zuhause bei der Mama, die ständig dabei ist, den Sohnemann mit einer anständigen Türkin zu verkuppeln. Aber Atris steht auf Blonde. Doch der Lamborghini gehört auch nicht Franky, sondern dem reichen Vater seiner russischen Freundin. Mit dem echten Geld vom Schwiegerpapa will er einen Falschgelddeal durchziehen. Da kommt ihm Atris als Bote gerade recht, der darin seine Chance sieht bei der Türkenmafia auszusteigen. Was folgt, ist eine von Blut und dem bitteren Geschmack des Scheiterns geprägte Geschichte im kriminellen Milieu Berlins.

 

In den viel zu großen Fußstapfen von Guy Ritchie

Filmkritik: Asphaltgorillas
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Soviel zum nicht gerade originellen, aber durchaus vielversprechenden Plot des neuen Films von Detlev Buck. Wieder dient eine literarische Vorlage, diesmal eine Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach, als lose Vorlage des Films. Damit wendet sich Buck nach vier "Bibi & Tina"-Filmen wieder dem Erwachsenenkino zu. Mit der schrillen Gangsterkomödie "Asphaltgorillas" wandert der Regisseur – gewollt oder nicht – in den Fußstapfen von Guy Ritchie. Doch die Fußstapfen sind viel zu groß. Buck verkackt schon in den ersten Minuten des Films total. Statt die Erinnerung an Kindheitstage einfach von der Off-Stimme sprechen zu lassen, wechselt Buck auch visuell in die Vergangenheit. Für eine Minute befinden wir uns wieder in einem Jugendfilm aus dem Hause Buck. Und es wird nicht besser.

Filmkritik: Asphaltgorillas

Was eine knallharte und schräge Berlin-Variante von Guy Ritchies "Bube, Dame, König, Gras" und "Snatch" hätte werden können, verkommt zu einem unglaubwürdigen Poser-Film. Rein visuell schafft es Buck zwar recht gut, eine Neo-Noir-Stimmung zu erzeugen. Doch der durchaus gelungene visuelle Stil macht "Asphaltgorillas" umso mehr zum Poser-Film. Denn der Film scheitert an seinen platten Charakteren und der wenig authentischen Darbietung der Schauspieler.

 

Gangster wie sie sich ein Zehnjähriger vorstellt

Filmkritik: Asphaltgorillas

Jannis Niewöhner spielt Franky mit einer hysterischen Hyperaktivität, die ständig die Frage aufwirft, wie irgendjemand diesem Typen auf den Leim gehen kann. Drogenboss El Keitar (Kida Khodr Ramadan) und seine Mafiatruppe, vor der ganz Berlin zittern soll, sind eine erbärmliche Truppe von pubertierenden Witzfiguren, vor denen niemand Angst haben kann. Einmal werden sie sogar von der Kleinganovin Bettina allesamt als dumme Buben ohne Frauen hingestellt. Diese Szene offenbart in welcher Zielgruppe Buck mit seinem Film stecken geblieben ist: Teenies, denen "Bibi & Tina" schon zu lahm ist, finden "Asphaltgorillas" sicher "mördercool". Und auch Bettina (Ella Rumpf) hüpft einfach mal als zusätzlich eingebaute Liebesgeschichte in die Handlung und avanciert ohne viel emotionale Involvierung zur Freundin von Atris. Erwachsenenkino geht anders. Gangsterfilme auch.

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Die durchaus liebevoll und detailverliebt eingebauten Nebenfiguren wirken meist nicht echt, auch wenn sie wie der Gangsta-Rapper Kotti-Boss von echten Rappern gespielt werden. Vielleicht mit Ausnahme der von Uisenma Borchu gemimten mongolischen Killerin wirken alle Figuren so, wie sich ein Zehnjähriger einen Gangster vorstellen würde. Einzig Samuel Schneider liefert eine halbwegs überzeugende Darstellung seiner Rolle als Atris. Aber gegen sein pseudo-cooles Poser-Umfeld kann auch er nichts ausrichten.

Keine Sekunde nimmt man dem Film den genre-typischen Plot ab. Keine Sekunde schaffen es die "Asphaltgorillas" auch nur in die Nähe von Coolness – obwohl der ganze Film förmlich danach schreit, supercool rüberzukommen. Mit "Knallhart" (2005) hat Buck das schon besser hinbekommen und sogar mit "Männerpension" (1996) war der Regisseur schon näher an einer gelungenen Gangsterkomödie dran. Aber auch als bewusst überzeichnete Groteske, die etwa falsche Coolness bloßstellen würde, funktionieren der Film nicht.

"Asphaltgorillas" ist einfach ein gescheiterter Genrefilm, der es – anders als die Hauptfigur Atris – nicht einmal durch Glück und Zufall ins angepeilte Ziel schafft.

 

Erwin Schotzger

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