Bye Bye Africa

Frankreich, Tschad, 1999

FilmIndependentDokumentation

Min.86

Anlässlich des Todes seiner
Mutter kehrt Mahamat Saleh Haroun nach zehn Jahren in sein Heimatland
zurück. Haroun ist Filmemacher und hat seine Videokamera mitgebracht.
Kaum ist er im Tschad angekommen, richtet er das Objektiv auf alles,
was ihm vor Augen kommt. Ursprünglich ein Mittel, das plötzliche
Gefühl der Einsamkeit zu überwinden und den Verlust der
Mutter durch die Wiederaneignung ihrer Kultur zu kompensieren, wird
die Kamera zum Instrument für Harouns Realitätstüchtigkeit
in einer veränderten Ursprungskultur. Wie filmt man das Leben?
fragt sich Haroun bei der Autofahrt, während in Ermangelung kräftigerer
Bilder vorerst staubige Straßenzüge vor seinem Objektiv
vorbeiziehen. Später versucht der kleine Junge, der in Harouns
Nachbarschaft bislang immer nur mit einer selbst gebastelten Attrappe
spielte, ihm die Videokamera zu entwenden. Haroun hat derweil mit
Menschen Kontakt aufgenommen, die früher einmal Kinos betrieben
haben, Säle, die heute verfallen. Seine Reise in den Tschad ist
eben auch eine Recherche in Sachen Kinosterben und eingegliedert in
den Kampf für ein besseres afrikanisches Filmnetzwerk. Außerdem
wird der Filmemacher konfrontiert mit einem im europäischen Kontext
verloren gegangenen Verantwortungsgefühl: Eine junge Schauspielerin,
die in seinem vorherigen Film eine Aidskranke gespielt hatte, wird
gesellschaftlich isoliert. Die Menschen im Tschad, so erfährt
Haroun, könnten zwischen Abbild und Wirklichkeit, zwischen Fiktion
und Realität nicht unterscheiden und hielten die junge Frau trotz
aller medizinischer Gegenbeweise für tatsächlich krank.
Harouns Filmessay stellt elementare Fragen des derzeitigen afrikanischen
Kinos: Wie kommt möglichst viel Wirklichkeit durchs Objektiv
auf die Filmschicht? Und wie kommt diese, entwickelt, geschnitten
und kopiert, auf möglichst viele afrikanische Leinwände?
Medienpolitische Generalfragen, die vor wenigen Jahrzehnten auch hierzulande
diskutiert wurden, damals, als es noch den Autorenfilm gab. (Eberhard
Spreng)

IMDb: 6.4

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