Detlef - 60 Jahre schwul

D, 2012

FilmDokumentation

Min.91

Bielefeld, in den 1970ern: Es weht der Mief der tiefsten bundesrepublikanischen Provinz. Doch eben hier geht ein Student namens Detlef Stoffel raus auf die Straße, um mutig gegen den § 175 zu demonstrieren (noch bis 1994 stellte der "Schwulenparagraph" sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe) und in den Fußgängerzonen mit PassantInnen über Homosexualität und Homophobie in der Gesellschaft zu diskutieren. 1972 hob Stoffel die Initiativgruppe Homosexualität Bielefeld (IHB) aus der Taufe und entwickelte sich infolge zu einem der führenden Aktivisten der Schwulenbewegung in Westdeutschland. Später leitete er erfolgreich das schwule Bioladenkollektiv Löwenzahn. Doch das war einmal.

Noch immer lebt Detlef Stoffel, nunmehr in seinem sechsten Lebensjahrzehnt, in Bielefeld. Doch statt Schwulendemos und Diskussionsplena füllen heute TV-Soaps, Dates auf GayRomeo und die Pflege seiner über neunzigjährigen Mutter seinen Tagesplan. Der bürgerlichen Enge seiner Heimatstadt begegnet er mit eigentümlicher Melancholie und nicht ohne gelegentlichen Sarkasmus. Die Erinnerungen an seine bewegte Vergangenheit hat Stoffel fein säuberlich in Kisten im Keller abgelegt: Flugblätter, Super-8-Filme mit selbst gedrehten Dokus, Fotos, Briefe. Entlang des archivierten Materials sowie Gesprächen mit WegbegleiterInnen von damals (u.a. Lilo Wanders oder Conny Littmann von der legendären Theatertruppe Brühwarm) gehen Stefan Westerwelle und Jan Rothenstein - junge Filmemacher der heutigen Generation, deren schwules Selbstverständnis sich politischen Vorkämpfern wie Detlef Stoffel verdankt - der Aufbruchsstimmung der 1970er-Jahre nach, die von einer "fantasievollen Radikalität der schwulen Avantgarde" (LSF Hamburg) geprägt war.
Darüber hinaus zeichnen sie aber auch das intime Bild eines in die Jahre gekommenen Mannes, der - scheinbar - gescheitert ist. "Das macht unglücklich und depressiv, und trotzdem ist immer noch die Wut da und der unbeugsame Wille, sich nicht einkasteln zu lassen in ein bürgerliches Schwulenleben mit Trauschein und Konsumidylle", wie Elmar Kraushaar in der "taz" so treffend beschreibt: "Ein beunruhigender, ein schöner Film." (Vina Yun)

IMDb: 6.3

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