Die Mauer (1990)

DDR, 1989

FilmIndependentDokumentation

Die Berliner Mauer in der Wendezeit: Das Auge der Kamera dokumentiert eine historische Demontage.

Min.96

Ein eindringlicher Film zum Teil auch experimentellen Charakters über die Berliner Mauer im Zentrum der Stadt am Potsdamer Platz und am Brandenburger Tor. Ein Film über ihre letzten Tage, ihren Abriss, der vom Zuschauer sinnlich miterlebt wird. Ein Film, dessen ausdrucksstarke Bilder und collageartigen Tonebenen die assoziativen Kräfte des Betrachters wecken. Ein Film, dessen Gesichter und Szenen gegenwärtigen Geschehens auf eindrucksvolle Weise erweitert werden durch Projektionen historischer Sequenzen auf die Reste dieses inhumanen Bauwerks. Ich wollte natürlich immer an die Mauer ran, die ungeheuerliche. Das ist doch klar: Das Bewusstsein, eingesperrt zu sein, in einem Getto zu sein, in einer Art Gefängnis, das wurde doch immer stärker. Und das wurde zwar jetzt aufgebröselt und verfremdet dadurch, dass man wofür man sich schämte das Privileg hatte, in den 80er Jahren ab und zu rausgelassen zu werden. Aber das wurde ja nicht schwächer. Ich durfte ja nach Paris, nach Oberhausen und nach London, nach Edinburgh. Und man kam immer angeknatschter zurück zu seinen Eigenen, die nie hinaus durften. Man konnte ja nie mehr reden über die Erlebnisse. Und das hat die Sache ja nicht verringert. Aber dass man selber wieder in das Mauerloch reinkroch, freiwillig, wurde von Mal zu Mal absurder. Man hat auch die Mechanismen immer deutlicher gesehen: Dass man also auf einmal entweichen konnte, durch diese tausend Wachen hindurch, das ging natürlich in die Träume ein, wie bei jedem Menschen. (Jürgen Böttcher) In einem vielschichtigen, subtilen Arrangement werden historische Aufnahmen auf den rauen Mauerhintergrund projiziert: von Kaiser Wilhelms Ritt durchs Brandenburger Tor über den Fackelzug der Nazis, vom Bild des Volkspolizisten, der sich 1961 gerade noch in den Westen rettet, bis hin zum 9. November 1989. Diese Bilder flackern bisweilen über Mauer-Graffiti, und diesen Überblendungen entwachsen raffinierte, doppelbödige Lichtspiele. Die Geschichtsbilder, die längst zu verbrauchten historischen Ikonen erstarrt waren, beginnen zu tanzen. So werden aus dem Gedanken, dass mit der Öffnung der Mauer die gefrorene Geschichte zurückgekehrt ist, Bilder. Diese Kompositionen entstehen freilich erst aus der Verdoppelung. Wir sehen Bilder von projizierten Bildern. Durch diese ästhetische Entfremdung werden die Überblendungen zu Denkbildern, in denen Sinnlichkeit und Sinn verschmelzen. (Stefan Reinecke)

IMDb: 6.7

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