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Filmkritik

"Glück gehabt": Wenn das Glück richtig unheimlich wird

Peter Payer bietet in seiner Fian-Verfilmung einen interessanten Stilmix, in dem von Romanze bis Horror alles enthalten ist.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

12/18/2019, 08:02 AM

Bereits Peter Payers erster Kinofilm war die Umsetzung einer Literaturvorlage („Untersuchung an Mädeln“ von Albert Drach), für „Villa Henriette“ hatte Christina Nöstlinger die Vorlage geboten, und sein „Freigesprochen“ basierte auf Ödön von Horvaths Theaterstück „Der jüngste Tag“. Diesmal ließ sich Payer durch Antonio Fians Roman „Das Polykrates-Syndrom“ anregen.  Der antike Sagenkönig hat uns ja auf eindrucksvolle Weise gezeigt, dass zu viel Glück auch nicht gesund ist (für nähere Informationen verweise ich auf Friedrich Schillers Ballade „Der Ring des Polykrates“).

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Affäre mit Folgen

Philipp Hochmair spielt Artur, einen recht unmotivierten und risikoscheuen Comiczeichner aus Wien, dessen monotones Leben aber eine aufregende Wendung nimmt, sobald er die geheimnisvolle Münchnerin Alice (Julia Roy) kennenlernt und eine Affäre mit ihr beginnt. Fortan muss er nicht nur seine Frau (Larissa Fuchs) belügen, sondern fühlt sich durch die unberechenbare Freundin immer mehr in die Defensive gedrängt, was an deren besitzergreifendem Wesen liegt. Außerdem hat ihn gleich beim zweiten Besuch in Alicens Wohnung eine ziemlich unerfreuliche Überraschung erwartet.

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Stilmix

Überraschungsreich geht es nicht bloß für Artur weiter, sondern auch wir als Zuschauer dürfen uns auf etliche unvorhersehbare Wendungen gefasst machen: was als relativ harmloses Geplänkel eines gelangweilten Ehemannes beginnt, entwickelt sich immer mehr zu einem Krimi und Psychothriller der sogar über Horror-Elemente verfügt. Dennoch bleibt der Erzählton vorwiegend komödiantisch (und sei die Grundierung auch noch so schwarz oder blutrot).  Payer gelingt die stilistische Gratwanderung ausgezeichnet, was bei solchen Darstellern auch kein Wunder ist. Selbst die Nebenrollen wurden hochkarätig besetzt: besonders (un)liebenswert ist zum Beispiel Barbara Petritsch als Arturs Mutter -  die ehemals gefürchtete Lehrerin lebt in einer Seniorenresidenz, wo sie ihre Kratzbürstigkeit kultiviert und fast zu einer Art Miss Marple werden könnte, falls sie nicht lieber mit einer Spritzpistole auf Taubenjagd geht.

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Spiegelungen

Eine weitere Stärke der Story besteht darin, dass immer wieder verblüffende Wiederholungen und Spiegelungseffekte auftreten, die uns an der Realität des Vorgefallenen zweifeln lassen könnten. Ob hier alles mit rechten Dingen zugeht und ob wir dem Icherzähler in allen Punkten trauen dürfen, wird jeder Zuschauer für sich selber entscheiden müssen. Antonio Fian hatte jedenfalls Glück, dass aus seiner Buchvorlage ein anregender filmischer Stilmix mit spielfreudigen Darstellern geworden ist, der Vergnügen bereitet.

3 ½ von 5 nassgespritzten Tauben

Peter Payer verfilmt den Roman „Das Polykrates-Syndrom" von Antonio Fian: eine Komödie, die zum Horror-Trip wird.

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