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Filmkritiken

"My Little Pony": Eine quietschbunte Ode an die Freundschaft

In "My Little Pony: A New Generation" geben sich die sprechenden Pferdchen betont modern, aber farbenfroh und niedlich wie eh und je.

von

Manuel Simbürger
Manuel Simbürger

12/12/2021, 11:34 AM

Für alle, die nie Kind waren und schon als ZIB-schauende Erwachsene auf die Welt gekommen sind: "My Little Pony" (auf deutsch: "Mein kleines Pony") ist eine Spielzeugserie von Hasbro, die besonders in den 1980ern und 90ern ihre Hochzeit hatte und vor allem Millionen von jungen Mädchen Eskapismus in Form einer Märchenwelt aus quietschbuntem Plastik, sprechenden Pony-Prinzessinnen und schillernden Regenbögen ermöglichte, während nebenan die nervigen Brüder mit Actionfiguren spielten. Geschlechterklischees und Gender Marketing at their best (oder in diesem Fall: worst), aber weil es eine andere Zeit war, waren alle glücklich.

Bis heute erfreut sich die "Pony"-Marke großer Beliebtheit, zahlreiche TV-Serien und Filme inklusive. Dass die Pferdchen, Einhörner und Pegasi in Look und Erzählweise stets mit der Zeit gingen, versteht sich dabei von selbst.

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Dynamisch, aber weniger überdreht

Nun sind die sprechenden Magie-Pferde wieder da: "My Little Pony: A New Generation" hätte eigentlich ins Kino kommen sollen, Corona sei Dank kommen wir nun auf Netflix in den Genuss der Gen Z der Fantasie-Pferchen. Schon der Trailer beweist, dass die Ponys im 21. Jahrhundert angekommen sind, und zeigt sich betont modern, cool sowie dynamisch – und vor allem mit neuem Look, der mit dem Animationsstil der Serie "My Little Pony – Freundschaft ist Magie" (2010 bis 2019) nur noch herzlich wenig gemein hat – und darüber sind wir gar nicht böse:

Während das Aussehen der "Generation 4" stets ein bisschen an einen aus dem Ruder gelaufenen Kindergeburtstag auf Ecstasy erinnerte, darf die "Generation 5" wieder (etwas) mehr Rundungen und menschlichere Züge aufweisen und die Pferde kommen schlicht sympathischer, niedlicher und weniger überdreht daher. Der Identifikationsfaktor wurde großgeschrieben – was auch auf die Story selbst zutrifft:

"My Little Pony: A New Generation": Darum geht’s

Das Unvorstellbare ist geschehen: Equestria hat seine Magie verloren. Erdponys, Einhörner und Pegasi sind nun nicht mehr befreundet und leben nach Arten getrennt. Doch das idealistische Erdpony Sunny (Vanessa Hudgens) will unbedingt einen Weg finden, um die Magie zurückzubringen und ihre Welt wieder zu vereinen. Mit dem munteren Einhorn Izzy (Kimiko Glenn) reist es in ferne Länder, wo sie die charismatischen und mutigen Pegasi Pipp (Sofia Carson) und Zipp (Liza Koshy) und das überaus verantwortungsbewusste Erdpony Hitch (James Marsden) kennenlernen.

Auf ihrer abenteuerlichen Reise geschieht so manches Missgeschick, doch die neuen besten FreundInnen haben ihre ganz eigenen Begabungen, die es womöglich braucht, um die Magie zurück in ihre Welt zu bringen und zu beweisen, dass auch kleine Ponys einen großen Unterschied bewirken können.

Realität mit Herz

Im ersten Moment mag es etwas ernüchternd und vielleicht gar befremdlich erscheinen: Nicht mehr Magie steht im Mittelpunkt der Pony-Welt, sondern die Realität, wie wir sie kennen. Heißt: Live-Streams, Selfies, Regelkonformität, hochmoderne Technik und Modenschauen. Die magischen Fähigkeiten der Pegasi erweisen sich gar als Schwindel, auch das Finale wird ohne Zaubereien ausgefochten. 

Wer nun enttäuscht den Kopf hängen lässt und keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht, der sei beruhigt: Abgestumpfte oder gar zynische Modernität sucht man in "My Little Pony: A New Generation" trotz aller Realitätsverweise vergebens, das Herz sitzt am rechten Fleck. Die Ponys sind schließlich immer noch quietschvergnügt und bunt wie eh und je. Die knallige Optik wirkt nie übertrieben und nervt in keiner Sekunde. Die Animation befindet sich zwar nicht auf Pixar-Niveau, zu Bemängeln gibt's hier aber trotzdem nix. 

Die Kleinen lachen, die Großen schmunzeln – und alle tanzen

Zahlreiche gediegene Popkultur-Verweise, versteckte Easter Eggs auf die "Generation 4", Skandale rund um die Königsfamilie, ein Dance-Off und vor allem die mitreißenden und groovigen Popsongs, die sich viel mehr an "High School Musical" als an Disney-Animationsfilmen orientieren und die klar auf Chartplatzierungen abzielen, machen "My Little Pony: A New Generation" zu einem munteren, rasant erzählten und kurzweiligen Feel-Good-Film, der auch Erwachsenen Spaß machen dürfte. Das Zielpublikum ist aber trotzdem eindeutig: nämlich jung und weiblich. Die Action ist sehr dosiert, es überwiegt das Liebevolle, Zärtliche, (mitunter frech) Humorvolle – und gar nicht weniger Glitzer.  

Eine Feier von Vielfalt und Diversität 

Hört sich oberflächlich an, ist es aber nicht: Es lohnt sich durchaus, einen Blick unter die Farbensuppe zu werfen – was ehrlich gesagt gar nicht so schwer ist, denn worum es im Film unterschwellig geht, wird bereits in der allerersten Minute mit dem Holzhammer erklärt und danach auch immer wieder brav wiederholt: Freundschaft, Zusammenhalt, Selbstfindung, Female Empowerment, Toleranz und ganz viel Inklusion ist der pädagogische Klebstoff, der die Story zusammenhält. Dem Credo "Freundschaft ist Magie" widmet sich auch der neue Film.

Die Message: Glaube an dich selbst und sei positiv! "Je fröhlicher du bist, desto heller strahlen deine Farben!", heißt es einmal im Film. Farben aller Arten, denn: Wir alle sind gleich, wir alle haben dieselben Wünsche, Träume, Sehnsüchte, Ängste – egal, ob wir Erdenponys, Einhörner oder Pegasi sind! Dass möglichst unterschiedliche Ponys in den Film gepackt wurden, mag man zynisch auf die hintergründige Marketing-Maschinerie (schließlich soll möglichst viel Spielzeug verkauft werden) schieben, reiht sich aber trotzdem angenehm organisch in die Inklusions-Thematik ein und bietet nebenbei natürlich möglichst breitgefächertes Identifikationspotenzial. Und weil wir das Jahr 2021 schreiben, darf das erste Mal sogar ein männliches Pony (Marsden) in die Hauptrollen-Riege aufsteigen.

Schattenseiten, die man sehen kann, aber nicht muss

Dass die Magie verloren gegangen und wieder gefunden muss, darf natürlich ebenso als zarte Kritik an unserer dauerbeschallten Zeit gelesen werden. Fehlt es uns am Zauber im Alltag, rennen wir bloß genauso deprimiert herum wie die Einhörner. Das ist eine Aussage, die PädagogInnen und Eltern zufrieden stellen wird – andere Subtexte des Films sind da schon wesentlich unangenehmer, wenn auch sicherlich unbeabsichtigt:

Die Andersartigkeit der Einhörner wird den Erdponys mit gezielter Angst, (skurrilen) Fake News und militärisch auftretenden Ponys eingetrichtert. Da kommen nicht nur Erinnerungen an die NS-Zeit (und den Film "JoJo Rabbit", man vertausche bei den Hassmärchen nur  "Ponys" mit "Juden") hoch, auch die Parallelen zur Corona-Pandemie sind schwer übersehbar: Wenn Sätze wie "Seid ihr nicht müde davon, müde zu sein?" fallen, das Sheriff/Politiker-Pony die Pony-Bevölkerung dazu aufruft, das "Denken sein zu lassen" und Kritik an der beeinflussbaren Masse geübt wird, werden sich QuerdenkerInnen bestätigt fühlen, allen anderen läuft es in Zeiten wie diesen kalt den Rücken runter. Das ist nicht die Schuld des Films. Das ist einfach nur unglückliches Timing.

Aber: Diese Zwischentöne werden ohnehin nur Erwachsenen auffallen, die Kids lassen sich derweil von der kunterbunten Welt voller Träume, spannender Abenteuer und ganz viel Herz umarmen und drücken. So, wie es mit "My Little Pony" immer schon war, egal ob Regenbögen oder Selfies im Fokus stehen.  

"My Little Pony: A New Generation" ist ab 24. September exklusiv auf Netflix zu sehen. 

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