Im Bazar der Geschlechter

A, Iran, 2009

FilmDokumentation

Eine schonungslos ehrliche, kritische und bisweilen humorvolle Auseinandersetzung mit der islamischen Sexualpolitik.

Min.85

Start04/16/2010

HOME RUN. Neues Kino aus Österreich «Der Islam hat an alles gedacht», sagt ein alter Mullah grinsend. Die sexuellen Bedürfnisse des Menschen dürfen nicht ignoriert, sie müssen reglementiert werden. In der Islamischen Republik Iran geschieht das in großem Stil: Verschleierungspflicht, Geschlechtertrennung, Sittenpolizei. Und dann gibt es noch die Zeit-Ehe, Sigheh, eine schiitische Praxis, bei der ein Mann und eine Frau eine vor Gott und dem Gesetz anerkannte Ehe eingehen können, die von einer Stunde bis 99 Jahre dauern kann. Im heutigen Iran wird sie als legalisierte Form von Prostitution praktiziert, aber auch vermehrt von Paaren als Schlupfloch im System genützt, um unbehelligt von islamischen Sittenwächtern eine Beziehung zu leben. Im Bazar der Geschlechter eröffnet über persönliche Geschichten einen intimen Einblick in eine zutiefst zerrissene Gesellschaft, gekennzeichnet von Paradoxien und Doppelmoral. Reza, ein einsamer Junggeselle Mitte vierzig, sucht eine Frau auf Zeit, denn an Singles wird in seiner Heimatstadt Esfahan nicht gerne vermietet. Maryam ist geschieden und allein erziehende Mutter. Ihre Situation als junge Geschiedene ist prekär, eine Zeit-Ehe oft die einzige Möglichkeit der Absicherung. Ein junger Mullah, Vorbeter einer kleinen Moschee in Teheran, versucht zwischen dem Dogma seiner Lehr­meister in Qom und den Bedürfnissen und Forderungen vorwiegend junger Leute, die er trifft, zu vermitteln. Ein Film über Männer, Mullahs und Frauen, eine schonungs­lose, überraschende und bisweilen komische Bestandsaufnahme der islamischen Sexual- und Geschlechterpolitik. Das Private ist politisch. Nirgends ist dieser Satz so wahr wie in einer Gesellschaft, die sogar das Intimleben seiner Bürger mittels eines repressiven Regelwerks bestimmt. Das ist ein Film über Männer und Frauen, die sich ihre Rollen verhandeln und sich Freiräume in einem repressiven System schaffen. Die Ängste und Fantasien der Männer, die Härte der Lebensrealität der Frauen, und über all dem schwebend das religi­öse Dogma, das zunehmend an Legitimität und Macht verliert. (Sudabeh Mortezai)


(Text: Viennale 2009)

IMDb: 7.1

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