Le Bel indifférent

F, 1957

FilmIndependentAvantgarde

Min.29

Cocteau war ein wirklich interessanter Mann. Er hatte ein kleines Apartment im Palais-Royal, eigentlich nur eine winzige Zwei-Zimmer-Küche-Wohnung, und dort hielt er vormittags immer Hof. Die Tür stand offen und jeder, der wollte, konnte zwischen zehn und dreizehn Uhr vorbeischauen Alle, die Rat, Hilfe oder eine Empfehlung brauchten, konnten kommen, ihm ihre Projekte vorlegen und diskutieren. Er war großartig. Zu mir sagte er sofort: «Ja, natürlich, das ist überhaupt kein Problem. Wenn du den Film machen willst, bekommst du die Rechte. Und lass es mich wissen, wenn ich dir irgendwie helfen kann.» Der Grundgedanke des Filmes war das Leiden. Er war aufgebaut wie ein Gebet, und ich hatte das Gefühl, dass die geringste Bewegung der Kamera eine Art Bruch in dieser Litanei verursacht hätte. Ich wollte diesen Eindruck der Milde vermitteln, den man in einem stechenden Schmerz finden kann. Eine Milde mit nur geraden Linien, nicht mit gekrümmten Linien. Die Bauten selbst waren Geometrie. Die einzigen Bewegungen waren Bewegungen in die Tiefe oder aber seitliche Bewegungen, keine einzige Bewegung übereck. Dieses Prinzip war so streng, dass ich die Hebel der Kamera hatte blockieren lassen Jacques Demy «Cahiers du Cinéma» Nr. 155/1964 Eine Frau wartet in einem kleinen Hotelzimmer. Sie lauscht auf jedes Geräusch im Treppenflur, ruft in einer Bar an, um sich dort nach ihrem Geliebten, Emile, zu erkundigen, bekommt einen Anruf von dessen Schwester und antwortet ihr, Emile sitze in der Badewanne und wolle nicht gestört werden. Emile kommt zurück, macht es sich gemütlich und streckt sich mit seiner Zeitung auf dem Bett aus. Sie sagt ihm, dass sie genug von ihm hat, schickt sich an, ihm ihre Eifersucht und ihre Wut klarzumachen. Sie wirft ihm seine Untreue vor und droht damit, ihn ebenfalls zu betrügen, ihn zu verlassen. Das Telefon klingelt. Es ist eine der Gespielinnen Emiles, der den Anruf nicht entgegennimmt. Vor lauter Dankbarkeit will sie ihn küssen: Doch er ist eingeschlafen. Er steht auf und zieht sich wieder an. Sie versucht ihn zurückzuhalten, droht damit, sich umzubringen. Er geht, ohne ein Wort zu sagen, während sie sich ihm vollständig unterwirft und ihm verspricht, auf ihn zu warten. Jean Pierre Berthomé «Jacques Demy et les racines du rêve», 1982

(Text: Viennale 2006)

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