Profit Motive and the Whispering Wind

USA, 2007

FilmAvantgardeDokumentation

Min.58

Dass das Kontemplative und das Politische, die Meditation und die Agitation gut zusammen gehen, das zeigt John Gianvito in seinem experimentellen Dokumentarfilm Profit Motive and the Whispering Wind mit einer stillen Sicherheit, die zugleich verblüfft und aufrüttelt. Über zwei Jahre hinweg und quer durch die Vereinigten Staaten besuchte Gianvito Friedhöfe, historische Gedenkstätten und Erinnerungstafeln und nahm Bilder der stummen Zeugen vergangener Kämpfe auf: vermooste Grabsteine von Bürgerrechtlern und Gewerkschaftern sowie verwitterte Tafeln, die niedergeschlagener Streiks und einstiger Massaker gedenken. Er zeigt Orte des Blutvergießens und der gewaltsamen Landnahme, Orte, an denen Geschichte ruht, doch keinesfalls zu Grabe getragen ist. Er zeigt diese Orte an Straßenrändern, in Wäldern, inmitten von Siedlungen, mal mehr, mal weniger entlegen. Dann richtet er die Kamera in die Baumkronen, lauscht den Geräuschen der Natur, kontrastiert scheinbare Indifferenz mit den sichtbaren Spuren der Vergangenheit und macht auf diese Weise die Zeitlosigkeit von Erinnerung und die Gegenwärtigkeit der Toten sichtbar. Hin und wieder auch weht der Fetzen eines Liedes durch eine Einstellung, wie eine ferne Ahnung oder ein leiser Ruf. Der Kampf ist noch lange nicht vorüber, und er hat auch nie aufgehört. Gianvitos Film ist als bildhafte Ergänzung zu Howard Zinns Standardwerk «A People's History of the United States» zu sehen. Der Filmemacher folgt dessen beispielhafter Geschichtsschreibung auf den Spuren der Namenlosen und Marginalisierten. So bringt er die lange Tradition der amerikanischen Linken ans Licht und verteidigt sie zugleich gegen die anhaltenden Versuche der Herrschenden, Kritiker mundtot und deren Vermächtnis unsichtbar zu machen. Dass Geschichte auf Friedhöfen lebendig wird - in dieser Behauptung liegt ebensoviel Ironie wie Wahrheit. Nicht weniger faszinierend ist, wie es Gianvito durch Kadrierung und Montage, durch den rhythmischen Gestus seines bloßen Zeigens gelingt, einen kämpferischen Optimismus heraufzubeschwören, der am Ende eingelöst wird. Das fehlende Verbindungsglied zwischen dem Profitmotiv und dem wispernden Wind sind die «winds of change». (Alexandra Seitz) Dieser Film wird gemeinsam gezeigt mit Europa 2005, 27 Octobre und Untitled New York.

(Text: Viennale 2007)

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