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"The Big Bang Theory": Warum die Luft schon nach Staffel 5 raus war

Nach der zwölften Staffel könnte Schluss sein mit der beliebten Nerd-Sitcom. Wir meinen, fünf oder sechs Staffeln hätten auch gereicht.

08/06/2018, 12:39 PM

In den USA läuft bereits die elfte Staffel von "The Big Bang Theory". Die Nerd-Sitcom ist auch nach über zehn Jahren noch ein wichtiger Quotenbringer des US-Senders CBS in der Primetime. Doch die Zahl derer, die sich für das Leben von Leonard, Sheldon, Howard, Raj und Penny interessieren sinkt beständig. Das hindert CBS natürlich nicht, die Cash Cow in einer zwölften Staffel weiter auszuschlachten. Trotzdem: Wir finden, die Luft ist schon lange raus – und zwar aus den folgenden Gründen:

 

Die Geschichte ist erzählt

"The Big Bang Theory": Die Luft ist (schon lange ) raus!
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Die erste Folge von "The Big Bang Theory" wurde am 24. September 2007 auf CBS ausgestrahlt. Mehr als drei Jahre zuvor ging mit der 236. Folge von "Friends" auf NBC ein TV-Phänomen nach zehn Staffeln zu Ende. Die Suche nach ähnlich erfolgreichen Serien-Konzept war bei allen US-Sendern in vollem Gange. Schon im September 2005 hatte CBS mit "How I Met Your Mother" einen neuen Freundeskreis im Serienformat auf die Zuschauer losgelassen, der mit neun Staffeln auch zu einem beachtlichen Serienhit wurde. Doch "The Big Bang Theory" bot dem Zuschauer mehr als die Alltagsgeschichten eines schrulligen Freundeskreises. Die "Friends" lagen trotz ihrer Ticks und Eigenheiten voll im grünen Bereich der Normalität. Sie waren Newbies und Underdogs am Beginn ihrer Lebensläufe. Wie sollten wir sonst an ihrem Weg in Richtung Glück und Erfolg teilhaben können? Aber ihre Vorstellungen von Coolness und Karriere bewegten sich im Rahmen einer mainstreamigen Fashion & Glamour-Kultur.

In "The Big Bang Theory" kollidiert diese lifestylige " Winner"-Welt – also Penny – direkt mit der nerdigen "Loser"-Kultur von Leonard. Das Serienkonzept ist daher nicht einfach nur eine Nerd-Variante von "Friends". Hier geht es um einen Kultur-Clash auf einer sehr emotionalen Ebene. Alles dreht sich um die Frage: Wird der Nerd-Boy das Glamour-Girl bekommen? Hat er überhaupt auch nur die geringste Chance? Diese Frage war schon am Ende der fünften Staffel beantwortet. Danach war Verlobung angesagt. Und Hochzeit. Immer mehr Normalität. Und ziemlich viel Routine.

 

Der Mainstream hat die Nerds geschluckt

Fünf Jahre bevor Penny ihre Wohnung gegenüber der WG von Leonard und Sheldon bezog, hatte Spider-Man als erster Film der Geschichte an einem Wochenende über 100 Mio. Dollar eingespielt. Superhelden haben damals begonnen das Action-Kino zu dominieren. Oder um es noch anschaulicher zu machen: Tobey Maguire löste Arnold Schwarzenegger als Actionhelden ab. DINGDONG!

2008, im Jahr nachdem "The Big Bang Theory" erstmals in der Primetime auf CBS lief, startete Marvel mit Iron-Man seinen Siegeszug zum heute wertvollsten Kino-Franchise der Welt, noch vor Star Wars. Wen wundert es da, wenn sich im Fernsehen der Nerd-Boy Leonard anschickt, das Glamour-Girl Penny zu erobern?

Mit im Schlepptau hatte Leonard seine Sidekicks Sheldon, Howard und Raj. Eine Truppe, die selbst Monica, Rachel und Phoebe keines Blickes gewürdigt hätten. Und selbst wenn, hätten die Mädels den Jungs die nerdigen Flausen rasch ausgetrieben und ihnen ein stylisches Outfit verpasst. In "The Big Bang Theory" läuft es anders rum: Der Loser-Nerd schnappt den stylischen Typen nicht nur das hübsche Glamour-Girl weg. Er und seine Freunde polen das Party-Girl auch auf Nerd-Girl um. Dieser kulturelle Clash kam genau zur richtigen Zeit. Die Nerds waren plötzlich überall auf der Siegerstraße. "The Big Bang Theory" war sozusagen das witzige TV-Manual einer Subkultur, die – unterstützt von Hollywood – gerade den Mainstream stürmte.

Fünf Staffeln und fünf Jahre später war aus den Loser-Nerds eine Runde von erfolgreichen Geeks geworden. Die ehemaligen Sidekicks, vor allem Sheldon, standen inzwischen ebenso im Mittelpunkt wie zuvor Leonard – obwohl gerade die vollkommen überzeichnete Figur Sheldon kaum wirklich sympathische Züge aufweist. "The Big Bang Theory" hatte nun erzählerisch wirklich nichts anderes mehr zu bieten als "Friends". Sheldon und Amy unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von Chandler und Monica. Nur haben inzwischen die Nerds den Mainstream erobert. Oder hat der Mainstream die Nerds geschluckt?

 

Der authentische Nerd-Humor ist (schon lange) weg

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Irgendwann nach der fünften Staffel ging dann auch dem authentischen Nerd-Humor der Sitcom die Luft aus. Das Abhängen der Jungs im Comic-Shop oder bei Nerd-Events wurde immer seltener. Es gibt kaum mehr seltsame Begegnungen mit der Mainstream-Kultur, weil die Nerds dominieren. Die Situationskomik, die sich früher daraus ergeben hat, wurde durch generische Fließband-Witze ersetzt. Auch die netten Easter Eggs für wahre Fan-Boys & -Girls sowie Reminiszenzen an diverse Fan-Communities und Subkulturen wirken immer aufgesetzter. "New Girl" hatte bald den wesentlich authentischeren Nerd-Humor zu bieten als die Clique von Leonard (und diesen im Zuge einer ähnlichen Entwicklung auch nach rund fünf Staffeln wieder verloren).

Selbst das Interessante an der Story von Publikumsliebling Sheldon liegt nicht in seiner Zukunft. "Young Sheldon" ist daher mit ziemlicher Sicherheit die bessere Fortsetzung von "The Big Bang Theory" als jede weitere Staffel der Erfolgsserie.

 

Erwin Schotzger

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