The Night James Brown Saved Boston

USA, 2008

FilmMusikfilm / MusicalDokumentation

Min.74

Es ist schwer zu begreifen, warum James Browns Konzert in Boston am Tag nach der Ermordung von Martin Luther King nicht in die Annalen der Popmusik eingefräst ist wie Woodstock, Altamont, der erste TV-Auftritt der Beatles in der Ed Sullivan Show. Millionen Amerikaner, nicht nur Schwarze, wissen bis an ihr Lebensende, was sie taten und wo sie waren, als King starb. Es mag sein, dass die rühmliche Rolle James Browns in der Bürgerrechtsbewegung verblasste hinter seiner Unterstützung für Richard Nixon 1972. Es mag auch sein, dass die Bilder von dem Bostoner Konzert fehlten, um den Moment in die Ikonografie unsterblicher Daten einzubetten. (...) James «Mr. Dynamite» Brown steht auf der Bühne des Boston Garden. Er trägt einen dreiteiligen weißen Anzug, die Hände sind hinter dem Rücken gekreuzt. Thomas Atkins, der erste schwarze Stadtrat Bostons, ist am Mikrofon und rühmt erst den Soulsänger, dann Bostons Bürgermeister Kevin White derart salbungsvoll, dass James Brown endlich interveniert. «He's a swinging cat», kündigt er White grinsend im Ghetto-Lingo an. Der erwidert das Kompliment, indem er den Paten des Soul, mit 35 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Kunst, als «großes Talent» ehrt. Brown kann es nicht fassen, er dreht sich in einem Lachanfall zu seiner Band um. Die Stimmung ist auf hysterische Weise gelöst. Es ist Freitag, der 5. April 1968. Seit der Ermordung Kings sind keine 24 Stunden vergangen. (...) Boston blieb ruhig in der Nacht des 5. April 1968, besagt der Polizeibericht, ruhiger als an gewöhnlichen Freitagen. Browns Show wurde in der Nacht abermals ausstrahlt. Soul als Opium des Volkes. Am nächsten Morgen versuchten Bürgermeister brennender Städte in ganz Amerika, ihn zu finden: «Bringt mir James Brown, was es auch kostet.» Die Black Panther nannten den Soul Brother fortan «Sold Brother». Von Hubert Humphrey, US-Vizepräsident und ein Freund Browns, stammt die mit einem Kompliment bemäntelte Warnung vor Browns Macht: «Wer einen Aufstand ersticken kann, kann auch einen anzetteln.» (Uwe Schmitt)

(Text: Viennale 2008)

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