Vent d'est

F, I, BRD, 1969

FilmIndependentAvantgarde

Eine Exploration des Western-Genres, das die 68er kultisch verehrten.

Min.100

Ein Dekonstruktionsfilm mit brillanten Texten, Ironie und Witz, eine nützliche filmische Übung, um die Rolle und die Funktion der Bilder zu verstehen. Dazu ging es den beiden Filmemachern um die Position der Zuschauer im Rahmen des komplexen Systems Kino: Man wollte sie als Konsumenten von der Entfremdung durch stereotype Bilder befreien und das richtige Sehen lehren. Die Zeit, in der das Publikum dies lernen wollte, war allerdings kurz. Ich erinnere mich, dass ich Vent dest zum ersten Mal als Student sah. Das war Anfang der 1970er Jahre. Der Film wurde von einigen Redakteuren der «Cahiers» vorgestellt. Auf seiten der Studenten wurde diskutiert, gejohlt und geschrien angesichts dieses maoistischen Films mit seinen Brechtschen Bildern, der Hollywood und den Western (der damals von der studentischen Linken verehrt wurde), den «Revisionismus» und die bürgerliche Darstellung der Welt angriff. Den meisten war die Idee einer Leinwand als schwarze Tafel, auf der die politisch-theoretischen Wahrheiten der damaligen Zeit auf- bzw. eingeschrieben wurden, unerträglich. Godard als Pädagoge, der eine Lektion erteilt? Mehr denn je. Aber als Virtuose der Vertovschen Montage und der Umdeutung der «Zeichen» ließ er zu, dass man Daniel Cohn-Bendit und Gian Maria Volonté zwischen den kostümierten Personen seines Films erkennen konnte. Abgesehen von dem, was auf die politische und theoretische Linke dieser Zeit verweist, bleibt Vent dest ein unvergleichlicher Dekonstruktionsfilm, mit brillanten Texten und viel Sinn für Humor; eine nützliche filmische Übung um die Rolle und die Funktion der Bilder zu verstehen. Vent dest hat das Bürgerlich-Romantische angegriffen, und das, was es als Illusionen auf der Ebene des Tons und der Bilder transportiert. Noch gründlicher dachten Godard und Jean-Pierre Gorin über die Position des Zuschauers innerhalb des kinematografischen Gebildes nach: gegen die Identifikation, für die Reflexion und ein Bewusstsein des Spezifischen des filmischen Materials (Ton und Bild bei der Arbeit). Als ob es gelte, den Zuschauer von seiner Entfremdung als Konsument von stereotypen Bildern zu befreien. Heute kann uns das zum Lachen bringen. Aber damals war es sehr ernst gemeint. Und in gewisser Hinsicht war es eine unvergessliche Erfahrung. (Serge Toubiana, Cahiers du cinéma, 11/1990)

(Text: Viennale 2004)

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