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Filmkritik

"Astrid": Die künftige Frau Lindgren hat Phantasie (und ein uneheliches Kind)

Der Film erzählt über die schwierge Jugend der Astrid Ericsson, aus der später die weltberühmte Autorin Lindgren werden sollte.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

12/05/2018, 07:31 AM

Astrid Lindgren kennen wir als gütige, kluge alte Frau; aber wir sollten nicht vergessen, dass auch sie einmal ein Teenager gewesen ist – wenn das auch schon fast ein Jahrhundert zurückliegt. 1925 war Astrid 18 (Hauptdarstellerin Alba August erinnert stark an eine sehr junge Jennifer Lawrence) und erwartete ein uneheliches Kind, was in der damaligen schwedischen Gesellschaft einem Skandal gleichkam. Allen Problemen zum Trotz lässt sich die willensstarke Frau nicht beeinflussen, sondern geht ihren Weg, und steuert ein selbstbestimmtes Leben an.

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Auf dem Weg zur guten Mutter

Jetzt muss man aber nicht etwa glauben, dass Astrid zu einer glühenden Feministin wird, die für Frauenrechte kämpft, Protestaufrufe unterzeichnet oder bei Demonstrationen mitmarschiert. Sie bleibt stattdessen in den Grenzen ihrer Herkunft und Zeit: ihr Aufbegehren besteht zum Beispiel darin, dass sie einen Heiratsantrag – und damit die finanzielle Sicherung – zurückweist. Im Grunde zeigt dieses Werk, wie Astrid lernt, eine gute Mutter zu werden. Das ist ein langsamer und schmerzhafter Prozess mit vielen Rückschlägen: Zunächst hält sie der Vater des Kindes hin, weil er in Scheidung lebt und seine Noch-Ehefrau alles tut, um ihm zu schaden – so will sie nachweisen, dass er Astrid geschwängert hat und strebt einen Prozess wegen Unzucht an. Die Geburt von Astrids Sohn Lasse muss daher unter strengster Geheimhaltung im sicheren Nachbarland Dänemark stattfinden. Doch Astrid lässt ihr Kind nicht in Stich, obwohl sie erst sein Vertrauen gewinnen muss, weil es sich während der zwei Jahre bei einer Pflegemutter von ihr entfremdet hat.

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Angst vor übler Nachrede

Der Film neigt nicht zu Übertreibungen und bleibt bei aller Emotionalität der Handlung erfreulich unaufgeregt.  Astrids Eltern sind zwar zunächst über die unverhoffte Schwangerschaft entsetzt, werden jedoch unter der Regie von Pernille Fischer Christensen nicht etwa verteufelt: sie unterstützen ihre Tochter nach wie vor und überwinden schließlich auch die Angst vor übler Nachrede oder religiösen Konsequenzen (immerhin leben sie als Pfarrhauspächter auf einem Grund und Boden, der Kirchenbesitz ist). Offenbar waren diese Bedenken aber ohnehin überflüssig, denn der kleine Junge kann zuletzt während einer Messe völlig unbehelligt auf dem Schoß seiner Großmutter sitzen und es kommt zu keinen spitzen Bemerkungen  oder Getuschel.

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Kinderstimmen lösen Erinnerungen aus

Zu Beginn sitzt eine sehr alte Frau Lindgren vor ihrem Schreibtisch und packt einen Sack voller Geburtstagswünsche in Form von Kinderbriefen aus. Es sind nicht nur Zeichnungen und schriftliche Gratulationen darunter, sondern in einer der Postsendungen steckt auch eine Audiokassette.  Also spielt sie diese Grußbotschaften ihrer kleinen Fans ab und das wird zum Ausgangspunkt für die Rückblenden in ihre eigene Jugend. Den ganzen weiteren Film hindurch sind die Kinderstimmen vom Band immer wieder zu hören und uns wird durch die Handlung vorgeführt, wie Astrid zu bestimmten Motiven ihrer späteren Bücher gekommen sein könnte.

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Aussparungen

Ansonsten ist die junge Frau zwar sehr temperamentvoll und das Schreiben fällt ihr leicht, doch zunächst arbeitet sie als Journalistin. Allerdings weist das Erzählen einer Gute-Nacht-Geschichte für den kleinen Lasse auf ihren späteren Erfindungsreichtum hin. Den Durchbruch als Autorin erleben wir übrigens nicht mehr mit. Der Film arbeitet überhaupt mit Aussparungen: Auch wie die gebürtige Astrid Ericsson zu Frau Lindgren wurde, ist hier nur angedeutet, denn bei ihrem neuen Beruf als Sekretärin im „Königlichen Automobil-Club“ hat sie einen verständnisvollen, gutherzigen Vorgesetzten, dessen Name nahelegt, dass es sich hier um ihren künftigen Ehemann handelt.

4  von 5 lindgrünen Kinderzeichnungen

Ein Biopic über die junge Astrid Lindgren, Autorin von Werken wie „Pippi Langstrumpf“ und „Ronja Räubertochter“.

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