Cillian Murphy als J. Robert Oppenheimer in "Oppenheimer"

Cillian Murphy als J. Robert Oppenheimer in "Oppenheimer"

© Universal Pictures

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"Oppenheimer": Das schockierende Ende des Biopics erklärt

Was hat die finale Szene mit Robert Oppenheimer und Albert Einstein zu bedeuten? Drei Erklärungsansätze – mit Zitaten von Nolan.

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Maike Karr
Maike Karr

08/01/2023, 02:00 PM

Star-Regisseur Christopher Nolan ist berühmt-berüchtigt für seine überaus komplizierten Filme mit hoch theoretischen Konzepten, nach denen man sich erst mal an Freund Google wenden muss, um aus dem Gezeigten schlau(er) zu werden.

Auch wenn in "Oppenheimer" eine Welt mit den gleichen Physik-Gesetzen wie unsere gezeigt wird – im Gegensatz zu "Tenet", "Inception" und "Interstellar" –, so lässt es sich Nolan doch nicht nehmen, verzwickte Erzählweisen anzuwenden, die das Biopic zu einem Film machen, der die ganze Aufmerksamkeit des Publikums benötigt. 

Das Ende ist gleichermaßen schockierend wie überwältigend. Wir sagen euch, wie "Oppenheimer" endet und was das Ende zu bedeuten hat

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Wie endet "Oppenheimer"? 

Das Ende des Biopics tut vor allem zwei Dinge: Es wirft einen Blick in die Vergangenheit und Zukunft und erklärt gleichermaßen den Verlauf des Films und damit auch den Verlauf von Robert Oppenheimers Lebens. 

Im Finale wird eine alles entscheidende Szene, die Zuschauer:innen bis zu einem gewissen Punkt schon kannten, weitergeführt und beendet: das Gespräch zwischen Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) und Albert Einstein (Tom Conti) an einem See in Princeton im Jahr 1947.

Oppenheimer befand sich in Princeton, weil ihm von Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) die Stelle des Leiters des dortigen Institute for Advanced Study angeboten wurde. Bisher haben Zuschauer:innen durch Lewis Strauss den Eindruck bekommen, dass Oppenheimer etwas Negatives über den Politiker zu Einstein gesagt hätte, weil dieser mit einem düsteren Gesichtsausdruck an Strauss vorbeirauscht. Doch das wird nun klargestellt. 

Tom Conti als Albert Einstein in "Oppenheimer"

In ihrem Gespräch werfen die beiden einen Blick in die Vergangenheit, zu dem Moment, als sie sich zu Beginn des Manhattan Projekts über eine mögliche Kettenreaktion unterhalten, die durch den Abwurf der ersten Atombombe ausgelöst werden könnte – eine Kettenreaktion, die niemals endet und damit letzten Endes die Welt zerstört.

Mit ihren theoretischen Berechnungen können die Wissenschaftler:innen zwar die Wahrscheinlichkeit dafür auf "gegen null" reduzieren, doch ein Restrisiko bleibt. Nachdem Robert Oppenheimer zu seinem Kollegen als Anspielung auf die Zerstörung der Welt "Ich glaube, wir haben es getan." antwortet, bekommen wir ebendiesen Untergang vor Augen geführt: 

Oppenheimer sitzt in einem Flugzeug und betrachtet den Nachthimmel, der von vorbeifliegenden Raketen erhellt wird. Wir sehen Explosionen auf der Oberfläche des Planeten, deren Explosionsradien unsagbar groß sind. Dann beginnt ein Feuerring die Erde zu verschlingen.

Bei der (auch nur kleinsten) Möglichkeit, die Welt zerstören zu können, lastet natürlich eine immens große Verantwortung und Macht auf den eigenen Schultern, mit der es gilt umzugehen. Über diese "Konsequenzen seiner Errungenschaft" unterhalten sich die beiden Weltphysiker in Princeton. Dabei sagt Einstein Oppenheimer auch voraus, dass man ihm für seine grauenvolle Entwicklung Auszeichnungen verleihen wird: "Aber erinnere dich, es wird nicht für dich sein. Es wird für sie sein". Im selben Moment zeigt "Oppenheimer" Szenen des "Vaters der Atombombe", wie er Preise erhält und bei Galen Hände schütteln muss. 

Mit der allerletzten Szene wird eine Parallele zur allerersten Szene erstellt: Oppenheimers Gesicht wird in extremer Nahaufnahme gezeigt, wie er auf die Tropfen im Teich starrt und seine Augen schließt. Zu Beginn des Films wird der junge Oppenheimer in Großaufnahme gezeigt, wie er Regentropfen in einem kleinen Teich betrachtet.

Das Ende von "Oppenheimer" erklärt

Das Ende des Biopics hat vor allem drei Bedeutungen: 

  1. Lewis Strauss deutet den Gesichtsausdruck von Albert Einstein nach dem Gespräch mit Oppenheimer falsch und nimmt an, dass Robert Oppenheimer den Nobelpreisträger gegen ihn aufgebracht hätte und startet somit seine Vendetta gegen ihn, die schließlich in der Zerstörung von Robert Oppenheimers gutem Ruf endet. Das Ende klärt auf, dass sich der Politiker mit seiner Einschätzung der Situation und Oppenheimers Charakter geirrt hat. 
     
  2. Durch das Gespräch mit seinem Vertrauten Einstein können Zuschauer:innen einen Blick in das Innere von Oppenheimer werfen. Dabei wird einem bewusst, welch eine Zerrissenheit der Physiker durch seine Entwicklung verspürt haben muss – auch wenn er nie öffentlich ausgesagt hat, den Bau der Atombombe bereut zu haben. 
     
  3. Auch wenn die Wissenschaftler:innen des Manhattan-Projekts nicht die Welt zerstört haben, so haben sie doch deren (zukünftiger) Untergang ermöglicht, wie Robert Oppenheimer mit seiner Aussage "Ich glaube, wir haben es getan." zum Ausdruck bringt. Durch sie sind Atombomben in Umlauf und in die Hände von mächtigen Ländern geraten, die fortan die Atombombe als politisches Druckmittel benutzen können – und letzten Endes einsetzen können. Das bedeutet: Die Erde könnte jederzeit zerstört werden. 

Das meint Christopher Nolan zu seinem Ende 

Im Interview mit "Vulture" spricht Christopher Nolan über das schockierende Ende seines neuesten Blockbusters. Der Regisseur wollte "eine Reihe von beunruhigenden Nachwirkungen am Ende. Und ich war davon überzeugt, dass, wenn ich meine Arbeit richtig mache, die Reaktionen bei jedem Zuschauer und jedem Publikum anders ausfallen würden." Dabei sind die Reaktionen der Zuschauer:innen genau die, die er sich erhofft hat - zumindest, "was die Stärke der Reaktion angeht". 

Dass in der finalen Szene ein Gespräch zwischen Oppenheimer und Einstein über Verantwortung, und in gewisser Weise auch Schuld, zu sehen ist, liegt daran, dass Christopher Nolan Robert Oppenheimer als schuldbewusst wahrgenommen hat: 

"Als ich mich in Oppenheimers Geschichte vertiefte, kam ich schließlich zu der Erkenntnis, dass, obwohl er sich nie ausdrücklich für Hiroshima und Nagasaki entschuldigte, seine Handlungen in der Nacht nach der Bombardierung die Handlungen von jemandem waren, der wirklich von Schuldgefühlen besessen war, wirklich von dem Wunsch besessen war, das, was er getan hatte, ungeschehen zu machen", sagte er. "Ich hatte das Gefühl, dass ich die innere Unruhe, die er gefühlt haben muss, in der Erzählung wahrheitsgetreu wiedergeben wollte, so wie sie sich manifestiert haben würde."

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