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Serien-Review

Star Trek Discovery: Amüsante Geister der Vergangenheit

Serien-Review: "Gedächtniskraft" ist eine amüsante Referenz an die Originalserie und gelungene Integration des "Star Trek"-Kanon.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

03/11/2019, 03:05 PM

Der Einstieg in diese Episode von "Star Trek: Discovery" könnte nicht besser sein für eine TV-Serie, die auf so populären Vorgängern und einer so lebendigen Fan-Community aufbaut. Einmal mehr erweist sich auch der Titel "Gedächtniskraft", oder noch mehr der Originaltitel "If Memory Serves", als gut durchdacht und passend für das gebotene Schauspiel. Denn in der letzten Episode haben sich Burnham und der schwer angeschlagene Spock auf den Weg in Richtung Talos IV gemacht. Wir steigen daher mit einem "Previously on … Star Trek" ein und erleben dann ein Medley aus Szenen aus der (ursprünglichen, aber erst später ausgestrahlten) Pilotepisode "Der Käfig" von "Raumschiff Enterprise" (bei Fans als "Star Trek: The Original Series, kurz TOS, bekannt).

Dieser stilistische Kunstgriff ist auch aus Comic-Serien bekannt, die eine lange Veröffentlichungsgeschichte haben. Der altmodische Look vergangener Tage kann so als Rückblick oder Erinnerung der Charaktere in das zeitgemäße Design der neuen Serie integriert werden. Für die Prequel-Serie "Star Trek: Discovery" ist es eine perfekte Möglichkeit, alt und neu zu vereinen und damit den von vielen Fans hochgehaltenen Kanon zu würdigen.

SPOILER-ALARM! Wer die Folge "Gedächtniskraft" von "Star Trek: Discovery" noch nicht gesehen hat, sollte sich lieber mit Warp-Geschwindigkeit von diesem Episoden-Review entfernen.

 

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Gutes Andocken am Kanon der Originalserie

Von den "Erinnerungen" aus der Originalserie springen wir direkt zu Anson Mount, der sich in diesem Moment einmal mehr als Idealbesetzung für diese Rolle erweist. Zu seiner Verärgerung bekommt Pike den Befehl die Trümmer der durch Zukunftstechnologie veränderten Sonde einzusammeln anstatt seinen beiden Offizieren Spock und Burnham nachzujagen. Das passt ihm gar nicht und er hält sich auch nur bedingt daran.

Das Sterneflotten-Kommando vertraut der Sektion 31 mehr als Captain Pike, der eigentlich mit der Untersuchung der sieben Signale des Roten Engels von oberster Stelle beauftragt wurde. Das überrascht und lässt eine dubiose Verschwörung hinter der Jagd auf Spock vermuten. Burnham wird – schon wieder – der Meuterei bezichtigt und gilt als Komplizin eines Mörders. Freilich stellt sich in dieser Episode auch heraus, dass Spock keineswegs ein Mörder ist. Wer ihm den dreifachen Mord untergeschoben hat, bleibt aber offen.

Da Georgiou zurecht festhält, das Burnham und Spock sich als Erstes bei Pike melden würden, steht auch Pike und seine Crew unter Verdacht. Die Kommunikation der Discovery wird wohl überwacht.

Burnham schafft es dennoch Kontakt mit Pike aufzunehmen, die Sektion 31 aber auch davon Wind zu bekommen. Dabei wird noch interessant werden, wer den Aufenthaltsort von Burnham und Spock weitergegeben hat. Ash Tyler leugnet den Verrat und das scheint mir in diesem Fall auch glaubwürdig.

Dann kommt es auch noch zur Sabotage als Pike einen Sporen-Sprung nach Talos IV anordnet. Steckt hinter der Sabotage die in der letzten Episode aus der Zukunft infiltrierte Airiam? Hat sie auch die Informationen an die Sektion 31 weitergeleitet? Wer hätte Interesse daran, dass die Sektion 31 vor der USS Discovery auf Talos IV eintrifft?

 

Verwirrter Culber sucht Streit

Interessant ist auch die diesmal weitergesponnene Geschichte von Hugh Culber. Sein Bewusstsein und sein brandneuer Körper sind zwar wieder vereint, aber Culber kommt nicht damit klar. Er "spürt sich nicht", wie man in Österreich salopp sagen würde. Noch nicht. Das äußert sich durch Ratlosigkeit und schließlich Aggression gegen seinen Lebenspartner Stamets und schließlich auch gegen seinen Mörder Ash Tyler. Doch das scheint nur ein Prozess zu sein, den der neue Culber durchlaufen muss. Der empathische Saru erkennt diese Notwendigkeit und lässt einen Kampf der beiden Männer zu. Captain Pike muss seinen erste Offizier nach dem Konflikt darauf aufmerksam machen, dass dies nicht die übliche Art der Konfliktlösung auf einem Raumschiff der Sternenflotte ist. Verständlich. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Weg für den Charakter Hugh Culber nicht im Sande verläuft und irgendwann in einem relevanten Handlungsstrang aufgelöst wird.

 

Spannungsaufbau im Mystery-Stil enttäuscht

Bei dieser Gelegenheit sei erneut erwähnt, dass es der Serie guttut, wenn es mehrere Handlungsstränge und verschiedene Schauplätze gibt, auch solche außerhalb der USS Discovery. Aber wie diese Episode auch zeigt, führt überzogener Spannungsaufbau im Stil einer Mystery-Serie zu viel zu hohen Erwartungen, die letztendlich meist enttäuscht werden. So auch diesmal. Wovon ist die Rede? Natürlich vom Mysterium hinter der geistigen Verwirrung von Spock.

Hinter dem kritischen Zustand von Spock stecken, soviel wir bisher wissen, zwei Ereignisse: Zum einen der Rote Engel und die sieben Signale, zum anderen ein Vorfall zwischen Spock und Burnham in deren Kindheit. Im ersten Fall wurde eine komplexe Erkenntnis angedeutet, durch die Spocks auf Logik basierende Identität ins Wanken geraten ist. Im zweiten Fall wurde unterstellt, dass Burnham dem jungen Spock in seiner Kindheit etwas Schreckliches angetan hat, das ihn ebenfalls schwer erschüttert hat und ihn möglicherweise zu einer emotional instabilen Person gemacht hat.

Die servierte Lösung ist dann in beiden Fällen doch ein wenig banal und enttäuschend.

Spocks mentale Verwirrung hat ihre Ursache darin, dass er Zeit nicht mehr als lineares, sondern als fließendes Konstrukt empfindet. Zugegeben, Zeitreise ist superkniffelig und jeder Sci-Fi-Fan weiß, dass es im wahrsten Sinne des Wortes "mind-blowing" sein kann. Aber die Vorstellung von Zeit als fließendes Konstrukt, wirft Spock schon aus der Bahn? Das ist ein wenig billig und wird dem Charakter nicht ganz gerecht. Aber gut, nehmen wir einfach an, dass das Erlebnis der Zeit als nicht linear die Sinne von Spock beeinträchtigt hat. Die Talosianer sind dann ein geeigneter "Deus ex machina", um das Problem wieder zu beheben. Schon ist Spock wieder der Alte. Insgesamt hat die Erinnerung an Talos IV als eine gute Gelegenheit für ein unterhaltendes Crossover mit der Originalserie und eine gelungene Integration des "Star Trek"-Kanon gedient (um den englischen Originaltitel zu zitieren).

Der Vorfall in Spocks Kindheit mit Burnham wird leider auch nicht viel besser aufgelöst. Noch dazu wurde diesbezüglich ziemlich hohe Erwartungen geweckt. Wir haben uns grausame Gemeinheiten vorgestellt. Aber letztendlich war es nur eine kindliche Gemeinheit, die wohl jeder Mensch – insbesondere solche mit Geschwistern – einmal erleben musste. Eine Gemeinheit, von der man eher nicht erwartet, dass sie ein schweres Trauma hinterlässt. Auch hier lässt sich einiges schönreden: Spock ist kein Mensch und auch nicht in menschlicher Umgebung aufgewachsen. Er konnte offenbar mit diesen emotionalen Gemeinheiten nicht so gut umgehen wie Menschenkinder. Dennoch ist die Auflösung im Vergleich zur aufgebauten Erwartung ein wenig zahm ausgefallen.

 

Spock ist wieder der Alte

Spock ist nun endlich wieder er selbst. Er und seine Schwester sind zurück auf der USS Discovery. Captain Pike und seine Crew sind nun allerdings "Abtrünnige", den die Sternenflotten-Befehle wurden klar missachtet. Die Sektion 31 ist nun hinter Spock, Burnham und der gesamten USS Discovery her. Doch diese wird sich wohl weder davon abhalten lassen, das Geheimnis um den mysteriösen Zeitreisenden namens "Roter Engel" zu lösen, noch der Verschwörung nachzugehen, die Spock drei Morde angehängt hat.

 

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