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ARD, ZDF und ARTE: Die 12 besten Serien in Mediatheken

Mediatheken von TV-Sendern bieten versteckte Serien-Schätze jenseits von Netflix, Amazon und Disney+.

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Manuel Simbürger
Manuel Simbürger

06/25/2021, 08:36 AM

Die vergangenen Jahre haben Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime und Disney+ den Film- und Serienmarkt so sehr dominiert, unsere Sehgewohnheiten so sehr beeinflusst, dass wir gerne vergessen, dass es auch noch andere Kanäle gibt, die tolle filmische, vor allem aber serielle Unterhaltung bieten. 

Wir reden hier nicht vom veralteten linearen Fernsehen, sondern von Mediatheken der öffentlich-rechtlichen TV-Sender. Denn während der ORF noch darum kämpft, ist es in Deutschland für ARD, ZDF und ARTE selbstverständlich, Serien-Juwelen online anzubieten und somit auch abseits des Fernseh-Kastls ein Millionen-Publikum an sich zu binden.

Mediatheken bieten so viel mehr als das bloße Nachsehen von verpassten Folgen im TV: Von intelligenter Krimi-Kost über sensible Comedy bis hin zu den originalen Vorlagen erfolgreicher US-Serien ist hier alles dabei. Reinschauen lohnt sich also – und bitte nicht vom eher altmodischen Design der Mediatheken abschrecken lassen!

Unsere 12 Mediathek-Serien-Tipps:

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Schuld – nach Ferdinand von Schirach (2015, 2017, 2019)

Offensichtlich möchte das ZDF testen, wie viel sein Publikum verträgt, denn die Fälle in "Schuld", mit denen der Anwalt Friedrich Kronberg (überzeugend wie immer: Moritz Bleibtreu) konfrontiert wird, brennen sich in die Synapsen und sorgen für so manche schlaflose Nächte. Nicht, weil besonders viel Blut spritzt oder Gedärme durch die Luft fliegen, sondern weil jede Folge einem perfiden Psychotrip durch die Hölle gleicht.

Die Message von "Schuld" (die Serie basiert auf dem Bestseller von Ferdinand von Schirach): Jeder Mensch kann zum Täter werden, wenn es die Umstände verlangen. In uns allen schlummert das Böse. Und was bedeutet Schuld vor dem Gesetz eigentlich wirklich? Dass es nicht immer ein Happy End gibt, versteht sich dabei von selbst. Verstörend, intensiv, genial.

"Schuld – nach Ferdinand von Schirach" ist in der Mediathek von ZDF zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

House of Cards (1990)

Vor Francis Underwood gab es Urquart: Der immens erfolgreiche und skandalöse Polit-Intrigantenstadl aus dem Hause Netflix mit Kevin Spacey und Robin Wright ist eigentlich eine US-amerikanische Adaption der gleichnamigen Mini-Serie aus Großbritannien, die bereits 1990 von der BBC ausgestrahlt wurde und dort für Quotenrekorde sorgte. Ein Retro-Charme ist der Serie also nicht abzusprechen, was aber auch die Aura des Fremdartigen unterstreicht, die die Serie umgibt.

Wie in der US-Variante dominieren auch im britischen Original schwarzer Humor, zahlreiche Wendungen und der satirisch-überzeichnete, dabei aber erschreckend nah an der Realität angelegte Blick hinter die Polit-Kulissen, durchdringender Blick in die Kamera inklusive. Zum Teil gar noch bissiger und zynischer als das Remake, Urquart ist mindestens genauso machiavellistisch wie Underwood.

Die preisgekrönte Serie gehört bis heute zu den beliebtesten in Großbritannien.

"House of Cards" ist in der Mediathek von ARTE zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

Breaking Even (2020)

Der Milliardenkonzern Lindemann hofft, mit einem selbstfahrenden Auto endlich wieder Kohle zu scheffeln. Als die Tochter des Konzernchefs im Rahmen einer Testfahrt einen tödlichen Unfall baut, tut das Unternehmen alles, um den Vorfall geheim zu halten, denn man möchte ja den Erfolg des Produkts nicht gefährden. Die Konzern-Juristin Nora, eine unanfechtbare Moralistin, kämpft allerdings mit allen Mitteln um die Wahrheit und bekommt dabei unerwartete Unterstützung von der rebellischen Aussteigerin Jenny, die allerdings etwas zu verbergen scheint ... 

In "Breaking Even" hält sich gekonnt die Balance zwischen Spannung und Skurrilem. Nicht immer frei von Klischees, dafür aber umso packender und nervenaufreibender. Nachdenkliche Gesellschaftskritik darf natürlich auch nicht fehlen.

"Breaking Even" ist in der Mediathek von ZDF zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

Twin (2019)

Adam und Erik Moen sind eineiige Zwillinge, haben sich aber im Laufe des Lebens voneinander entfernt und sich mittlerweile seit 15 Jahren nicht gesehen. Adam ist Familienvater und erfolgreicher Kleinunternehmer, Erik dagegen wohnt in einem Wohnwagen, hat Schulden und ist hauptberuflich Surfer. Als Adam versehentlich getötet wird, schlüpft Erik in dessen Rolle – und es beginnt, kompliziert zu werden ...

"Twin" ist Nordic-Noir vom Feinsten und ist ganz und gar auf seinen Hauptdarsteller Kristofer Hivju zugeschnitten, der bereits in "Game of Thrones" überzeugte und auch hier vergessen lässt, dass es sich bei den grundverschiedenen Brüdern um denselben Schauspieler handelt. Die Erzählweise ist betont langsam und eingebettet in wunderschöne Naturaufnahmen. Trotz des Fokus auf Drama darf man auch immer wieder Schmunzeln.

"Twin" ist in der Mediathek der ARD zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

Hatufim – In der Hand des Feindes (2010-2012)

Bei "Hatufim – In der Hand des Feindes" handelt es sich nicht nur um eine der erfolgreichsten israelischen TV-Serien, sondern auch um die Vorlage des US-Agent*innen-Thrillers "Homeland": Im Fokus steht das Schicksal dreier israelischer Soldaten, die im Libanon in Gefangenschaft geraten und nach 17 Jahren nach Hause zurückkehren. Dort haben sie Mühe, sich wieder einzugliedern, der dritte Soldat (der erst in Staffel Zwei auftaucht) wurde gar für tot gehalten.

Wie "Homeland" setzt auch "Hatufim" auf die Kunst des Subtilen und Stillen, was den Zuseher*innen erlaubt, in die zerbrochene Seelenwelt der Protagonist*innen einzutauchen. Die zahlreichen Wendungen sorgen fürs Binge-Watching, zudem fasziniert die Darstellung von Gegensätzen und der Mut, den Drehbuchautor und Regisseur Gideon Raff aufbringt, spricht er doch das erste Mal in einer TV-Serie das in Israel tabuisierte Thema der Kriegsgefangenschaft an. Sehr eindringlich und ein hoher Suchtfaktor!

"Hatufim – In der Hand des Feindes" ist in der Mediathek von ARTE zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

Blockbustaz (2014, 2016–2018)

Sol (Eko Fresh) ist arbeitslos und überzeugt davon, das Zeug zum Rapper zu haben. Der Durchbruch wird schon noch kommen! Mit seiner Freundin Jessica, die sich von Job zu Job kämpft, wohnt er in einem Kölner Block, nachdem er zu seinem 30. Geburtstag von seiner Mutter vor die Tür gesetzt wird. Komplementiert wird das Pärchen von Hardy, Sols bestem Freund und Pizzeria-Besitzer. Der Alltag bringt für die drei nichts als Chaos.

"Blockbustaz" bietet satirischen Sozialvoyeurismus mit überhöhten Klischee-Spitzen und liebevollem Nicht-Respekt vor der Rap- und Jugend-Szene. Die Gags werden hier nur so rausgehauen, die meisten sitzen auch. Zum Entspannen und befreiten Loslachen!

"Blockbustaz" ist in der Mediathek von ZDF zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

Merz gegen Merz (seit 2019)

Noch eine Comedy, diesmal aber mit eindeutig erwachsenerer Zielgruppe: In der von der Kritik hochgelobten und von "Stromberg"-Autor Ralf Husman erdachten Serie "Merz gegen Merz" hauen sich die deutschen Humor-Granaten Christoph Maria Herbst und Annette Frier die Pointen und unangenehmen Ehe-Wahrheiten um die Ohren. Die beiden sind als Anne und Erik Merz nämlich bereits seit 20 Jahren verheiratet und haben sich nun entschlossen, in einer Paartherapie ihren immer wieder aufkeimenden Krisen auf den Grund zu gehen. 

Seelische Selbstentblößungen, Tabubrüche und das betont Normale stehen in "Merz gegen Merz" im Mittelpunkt, wobei der Seitenblick zur überspitzen Satire erlaubt und erwünscht ist. Frier und Herbst spielen mit großer Laune, das frustrierte Ehepaar nimmt man ihnen problemlos ab. Die wahren Stars sind aber die pointierten Dialoge, die zwischen schonungsloser Realität und berührender Tragik pendeln. Ein Psychogramm einer Ehe mit hohem Wiedererkennungswert, der auch weh tun kann.

"Merz gegen Merz" ist in der Mediathek von ZDF zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

All you need (seit 2021)

Wer sagt's denn, es geht auch im Öffentlich-Rechtlichen: "All you need" ist die erste deutsche Serie mit ausschließlich schwulen Protagonisten. Ganz, wie es sich für eine Dramedy über eine Gruppe von Freund*innen gehört, sind die Jungs aus Berlin höchst unterschiedlich, der (schwule) Zuseher sollte also mindestens eine Identifikationsfigur finden.

Es gibt Langzeitstudent und Nachtschwärmer Vince (29), den geheimnisvollen Robbie (27), den zum Spießer mutierenden Webdesigner Levo (34) und den erst spät geouteten Familienvater Tom (43). Was sie vereint: Die Suche nach Liebe, Anerkennung und Geborgenheit. 

Natürlich, dramatisiert wird in "All you need" so einiges und manchmal ist der moralische Hauf-drauf-Hammer etwas zu polternd, aber die Serie hat ihr Herz am rechten Fleck und versucht offensichtlich, alles richtig zu machen. Zu den Figuren baut man schnell eine Beziehung auf und in deren Welt wird man ebenso rasch hineingezogen, was auch mit dem fehlenden überschwänglichen Pathos und dem Vermeiden von unnötiger Provokation zu tun hat. Ach ja, nackte Haut gibt's auch zu sehen.

"All you need" ist in der Mediathek der ARD zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

Unbroken (2021)

Die deutsche Mini-Serie handelt von der hochschwangeren Kommissarin Alex, die plötzlich verschwindet. Eines Tages taucht sie wieder auf, ohne Erinnerung – und ohne Babybauch. Alex tut alles, um ihr Kind wiederzufinden, und setzt dafür ihr Leben aufs Spiel. 

Harte und düstere Psychothriller-Kost, die uns das ZDF hier am Silbertablett, inklusive fein-verzierten psycho-analytischen Gravuren, präsentiert. Mitunter mutet die Serie wie eine Operation am offenen Herzen an, das immer schneller schlägt, dann aber abrupt verstummt, weil es den Schrecken und die überbordenden Emotionen nicht mehr aushält. Zu verdanken ist dies vor allem dem wuchtigen Spiel von Hauptdarstellerin Aylin Tezel, die ihre Figur schonungs- und furchtlos in ein Wechselbad der Gefühle stößt und darum kämpft, nicht darin zu ertrinken.

Nicht immer leicht erträglich, aber Dranbleiben lohnt sich!

"Unbroken" ist in der Mediathek von ZDF zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

Detectorists (2014-2017)

Die zwei exzentrischen Freunde Andrew (Mackenzie Crook, der auch als Drehbuchautor und Regisseur fungiert) und Lance (Toby Jones) sind Metallsucher und durchkämmen die englische Landschaft nach Schätzen und Relikten aller Art.

Die mehrfach prämierte Serie aus Großbritannien ist britischer Humor at its best, so skurril und abgedreht, aber gleichzeitig auch liebenswert, können nur die Briten sein. Die Handlung ist leidenschaftlich lakonisch, die Figuren und Dialoge kauzig, die Charakterstudie leise, aber intensiv. Im besten Sinne altmodisch und auf ganz eigene Art wagemutig.

"Detectorists" ist in der Mediathek von ARTE zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

BeTipul (2005-2008)

Vorlage für das US-Serien-Glanzstück "In Treatment" und andere internationale Remakes (unter anderem Frankreich): "BeTipul" ist eine zig-fach preisgekrönte TV-Serie aus Israel und erzählt von den beruflichen Sitzungen des Psychotherapeuten Re'uven Dagan, in denen fünf Klient*innen tiefe Einblicke in private Dramen, kollektive Erinnerungen und das eigene Gefühlschaos geben. Aber auch die eigene Verletzlichkeit des Therapeuten wird gekonnt minimalistisch und intensiv in Szene gesetzt. 

Die jeweiligen Klient*innen erscheinen immer am selben Wochentag, zudem ist die Länge jeder Episode in etwa an der Dauer einer realen Psychotherapie-Sitzung angelehnt. Da die Folgen hautsächlich in der Therapeutenpraxis spielen, wird die Serie zu einem minimalistischen und dialoglastigen Kammerspiel, das ganz und gar in der kurvenreichen und authentischen Reise in die menschliche Psyche aufgeht, ohne jemals langweilig zu werden. Am Ende hat man das Gefühl, der Menschlichkeit wieder ein Stückchen näher gekommen zu sein. 

"BeTipul" (leider nur die erste Staffel) ist in der Mediathek von ARTE zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

Lu von Loser (2021)

Lu ist 32 Jahre alt, Musikerin – und ungewollt schwanger. Anders als bei den meisten anderen Frauen will sich bei ihr aber einfach keine Freude einstellen und mit ihrer neuen Rolle als Mama möchte sich die exzentrische Musikerin sowieso nicht anfreunden. Lu versucht trotzdem, mit der neuen Situation klarzukommen, überträgt aber ihren persönlichen Konflikt auf die Menschen in ihrer nächsten Umgebung.

Für den Serien-Hunger zwischendurch: "Lu von Loser" von und mit Alice Gruja ist eine deutsche "Sadcom" (traurige Sitcom), deren Episoden nur maximal zehn Minuten dauern. Abseits jeglicher Klischees und endorphin-geschwängerten Vorstellungen einer märchenhaften Schwangerschaft wird das Mutter-Werden zynisch, bissig und schonungslos authentisch gezeigt. Das Besondere: Gruja war bei den Dreharbeiten tatsächlich schwanger.

"Lu von Loser" ist in der Mediathek von ZDF zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!

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