Die Verfilmung des erfolgreichen Theaterstücks von Martin Sherman, das in den 80er Jahren auf allen Bühnen der Welt gespielt wurde, ist ein Melodram vom Format eines Rainer Werner Fassbinder.

Min.105

Start10/15/1999

Das 1979 entstandene Theaterstück "Bent" von Martin Sherman gehörte zu den meistgespielten Bühnenwerken der 80er Jahre. Ian McKellen trat damit in London auf, Richard Gere wirkte in der Broadway-Premiere 1980 mit, Rainer Werner Fassbinder war als Regisseur der Filmversion im Gespräch. Aber erst der britische Theaterregisseur Sean Mathias fand das Vertrauen Martin Shermans, sein Stück adäquat auf die Leinwand zu bringen.

Dabei beginnt BENT mit einer Szene, die durchaus von Fassbinder stammen könnte: Hoch über den Köpfen der Besucher eines Berliner Nachtclubs schwebt der Transvestit Greta (Mick Jagger), singt mit rauchiger Stimme "The Streets of Berlin" und schwärmt vom "pretty boy with blue eyes". Doch der Glamour währt nicht lange. In der "Nacht der langen Messer" entledigen sich die Nazis der Gefährten des - homosexuellen - SA-Führers Ernst Röhm. Die beiden Freunde Max (Clive Owen) und Rudy (Brian Webber), die eben noch einen attraktiven Soldaten aus Gretas Bar abgeschleppt haben, werden Zeugen der brutalen Ermordung des Soldaten. Jetzt ist beiden klar, daß Homosexuelle in Nazi-Deutschland unbarmherzig verfolgt werden.

Max und Rudy bitten Greta um Hilfe, aber der hat den Fummel abgelegt, nennt sich George und verleugnet seine Vergangenheit. Max' Onkel Freddie (Ian McKellen) arrangiert die Flucht seines Neffen nach Amsterdam. Weil Max jedoch nicht ohne Rudy gehen will, werden die beiden schließlich gefangen und in ein Lager abtransportiert. Max verleugnet seine Homosexualität und wird von Rudy nicht verraten - was dieser mit dem Leben bezahlt. In Dachau lernt Max den Mitgefangenen Horst (Lothaire Bluteau) kennen. Die beiden Männer schließen Freundschaft, aus der Freundschaft wird Liebe - eine Liebe auf Abruf.

"Die 'Psychologie der Masse', die ein wesentlicher Faktor des Nationalsozialismus war, macht es so schwierig, den Nazismus anhand individueller Schicksale darzustellen. Die Grausamkeit des ganzen Systems kann am ehesten durch 'kleinere' Akte von Brutalität vermittelt werden, die, wie in BENT, eher von Typen denn von Charakteren begangen werden. Bestimmte Zeichen, die für die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus stehen, rücken in den Vordergrund: Schaftstiefel, Ledermäntel, markante Gesichter und klare, kalte Blicke, aus denen der Sadismus spricht. BENT macht vollauf bewußt, wie nahe die Ikonographie nationalsozialistischer Symbole bestimmten homoerotischen Bildern steht. (. . .) Die Filmversion des Martin-Sherman-Stückes behält einen gewissen Grad an Theatralik bei, ohne sich dadurch einengen zu lassen. Immer wieder bricht der Film aus der Bühnenhaftigkeit aus, öffnet sich halluzinatorischen Räumen. Gerade weil ein Großteil der Handlung sich in genau kadrierten Dialogpassagen abspielt, wirkt diese Öffnung des Blicks um so grandioser. Besonders deutlich wird das in jener Szene, in der Max und Horst auf dem Gefängnishof einen Geschlechtsakt vollziehen, ohne sich auch nur zu berühren. In diesen Momenten tritt die Naziverfolgung in den Hintergrund und wird von einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte überlagert. BENT verbindet beides - die Liebesgeschichte und die Verfolgung Homosexueller durch die Nazis." (Sight & Sound)

IMDb: 7.3

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