Filmkritiken

DUNKLE FEE MIT LICHTEN MOMENTEN

von

Franco Schedl
Franco Schedl

05/27/2014, 10:00 PM

Schon der Name verheißt nichts Gutes und lässt auf Böswilligkeit schließen - Maleficent (auf Deutsch Malefiz). Warum die Fee aus Disneys Märchenfilmklassiker aus dem Jahr 1959 aber so schlecht drauf ist, hat uns niemand plausibel erklären können. 55 Jahre später wird dieses Geheimnis nun endlich gelüftet und Disney Pictures haben wirklich ganze Arbeit geleistet: um einer Figur, die bisher ein Randdasein als Übeltäterin geführt hat, verspätete Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, versammelte sich ein erstklassiges Team vor du hinter der Kamera und erzählte das berühmte Märchen noch einmal auf überraschend neuartige Weise. In der leitenden Position wurde mit Regiedebütant Robert Stromberg der passende Mann gefunden: bisher war er als Szenenbildner tätig und erhielt für seine Mitarbeit an „Avatar“ und Tim Burtons „Alice im Wunderland“ je einen Oscar. Wem hätte man somit die Oberaufsicht über diese ausufernde Fantasy-Welt besser anvertrauen können?

Die Realversion des Märchens steckt daher auch voll visueller Kraft, poetischer Schönheit und überzeugt obendrein mit einer einfach atemberaubend guten Angelina Jolie: die Rolle der Fee hat ihr einen der besten Filmauftritte seit Jahren beschert. Allein ihr Erscheinungsbild ist unvergesslich: mit imposantem Gehörn, akzentuierten Wangenknochen, blutrotem Kussmund, einem tiefschwarzen Cape und Zauberstab erscheint sie als genaue Kopie ihres gezeichneten Vorbilds. Dass sie – zumindest zeitweise - auch ein mächtiges Flügelpaar besitzt, hat man uns allerdings bisher unbegreiflicherweise vorenthalten.

Eine andere geflügelte Gestalt kennen wir bereits aus dem Zeichentrickfilm: Der schwarze Rabe an Maleficents Seite erfährt hier aber eine unverhoffte Aufwertung, indem er dank Sam Riley Menschengestalt gewinnt. Für komische Momente sorgen hingegen drei chaotische Feen mit Imelda Staunton als Anführerin, und Elle Fanning spielt sich als Dornröschen mit unwiderstehlicher Natürlichkeit garantiert nicht nur in Maleficents verhärtetes Herz.

Kräftige Akzentverschiebungen erhält in der zeitgemäßen Version die Verteilung von Gut und Böse. Maleficent wächst als freundliche Fee in einer üppigen Märchenwelt auf, verliebt sich in einen Menschenjungen, legt sich später mit einem eroberungssüchtigen König an und wird gerade von der Person, die ihr an nächsten gestanden hat, tief enttäuscht. Bei aller Verbitterung behält sie aber immer einen guten Kern, während der eigentliche Übeltäter, von Machtgier getrieben, auf ein böses Ende zusteuert. Hier haben eindeutig die Frauen das Sagen!

Die größte Überraschung hält vermutlich Dornröschens Wiedererweckung aus dem magischen Schlaf für uns bereit: einerseits gestaltet sich die Erkenntnis, dass zwischen Mann und Frau keine wahre Liebe existiert, ganz schön desillusionierend, andererseits entwickelt die neue Lösung des Problems eine überzeugende Folgerichtigkeit und Eleganz, angesichts derer man sich verblüfft fragt, wieso bisher noch niemand sonst auf diese Idee gekommen ist. Immerhin stammt das Drehbuch aber auch von Disney-Hausautorin Linda Woolverton, die bereits moderne Klassiker wie „Der König der Löwen“ und „Die Schöne und das Biest“ verfasst hat.

Für diese längst überfällige Füllung einer empfindlichen Wissenslücke haben sich alle Beteiligten 9 von 10 ehrenvollen Spindelstichen verdient - obwohl das Ergebnis alles andere als einschläfernd ist.

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