Michael Fassbender als "The Killer" (Netflix)

Michael Fassbender als "The Killer" (Netflix)

© Netflix/film.at

Filmkritiken

“Der Killer”: Lohnt sich der Netflix-Thriller mit Michael Fassbender?

Michael Fassbender brilliert als schweigsamer Profikiller im neuen Netflix-Thriller von David Fincher.

von Oezguer Anil

11/10/2023, 07:42 AM

In unserer Rubrik "Lohnt sich das?" stellen wir euch einmal wöchentlich einen Streamingtitel (Film oder Serie), der in aller Munde ist, vor, nehmen ihn genauer unter die Lupe und stellen für euch die altbekannte Frage: "Lohnt sich das überhaupt?" Lohnt es sich, dafür Zeit zu investieren? Ein Abo abzuschließen? Oder ein Abo zu beenden?

Diesmal: “Der Killer” auf Netflix

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Profikiller:innen gibt es im Kino wie Sand am Meer, doch der neue Netflix-Film von David Fincher findet einen völlig neuen Zugang zu einer altbekannten Geschichte. Die Hauptfigur hat keinen Namen und auch kein Motiv, für ihn zählt nur die präzise Ausführung seiner Mission. Denn im Gegensatz zum allgemeinen Glauben ist das Leben eines Auftragsmörders deutlich langweiliger als man denkt. 

Tagelang liegt er auf der Lauer und späht seine Opfer aus. Keine Explosionen, keine Faustkämpfe, sondern bloßes Warten. Und dann kommt der eine Moment, auf den es ankommt. Zielen, einatmen, abdrücken, Schuss, doch diesmal verfehlt der Killer sein Opfer. Der mörderische Plan fliegt auf und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt! 

Comicverfilmung einer empathielosen Welt

“Der Killer” basiert auf der gleichnamigen französischen Comic-Reihe von Alexis Nolent und ist ein ungewöhnlicher, aber höchst beeindruckender Film. Vor allem die Erzählweise unterscheidet sich stark von anderen Produktionen. Fincher lädt uns in den Kopf eines Mörders ein (huch!) und präsentiert den Großteil der Handlung über seinen inneren Monolog. Mit präzisen und kühlen Gedanken holt uns der Killer in seine empathielose Welt, in der nur das Ergebnis zählt. Abgesehen vom Voice-Over der Hauptfigur gibt es nur wenige Dialoge im Film, wodurch eine einzigartige Spannung erzeugt wird. 

Minimalistische Erzählweise

Der Thriller ist nicht deshalb derart packend, weil wir so viele spannende Dinge zu sehen bekommen, sondern weil kaum ein Kontext zur Figur und seinen Taten geliefert wird und dadurch jegliche unerwartete Wendung im Film möglich scheint. Diese minimalistische Erzählweise könnte jedoch für viele auch abschreckend wirken, da es durchaus gewöhnungsbedürftig ist, dass es so gut wie keine Nebenfiguren gibt und man kaum etwas zu den Beweggründen der Figur erfährt. "The Killer" erfordert, sich voll und ganz auf den Protagonisten einzulassen.

Durch diese Aussparung öffnet der Film jedoch den Blick auf größere Themen wie die Dynamiken von Gewalt, die Isolierung von Menschen und die Schwierigkeit des sozialen Miteinanders

Fassbender ist großartig 

Die Hauptrolle wird meisterhaft von Michael Fassbender gespielt. Er versucht jegliche emotionale Regungen zu unterdrücken, doch man spürt stets die große Anspannung, die seine Figur antreibt. Mit kleinen Zuckungen im Gesicht gibt er Einblick in eine Seelenwelt, die einem auch im Voice-Over verborgen bleibt. Dabei nutzt er vor allem seinen Körper als fein kalibrierte Tötungsmaschine und schafft es mit einem einzigartigen Gang oder einer unverkennbaren Art nach einem Glas zu greifen, eine emotionale Tiefe zu kreieren. Eine Oscar-Nominierung für seine Leistung ist zwar unwahrscheinlich aber wäre durchaus verdient. 

Gewollte Irritation

Neben der schauspielerischen Glanzleistung ist der Film auch technisch extrem beeindruckend. David Fincher hat schon in seinen Meisterwerken wie “Sieben”, “Fight Club” und “Social Network” gezeigt, dass er es kaum wie ein anderer beherrscht, die einzelnen technischen Gewerke eines Films in Einklang zu bringen. Diesmal ist er in seinem Zugang jedoch radikaler. Nicht nur das Drehbuch bedient sich einer unkonventionellen Dramaturgie, sondern auch die Tonebene zeichnet sich durch Dissonanzen aus.  

Anstatt die Bildübergänge im Ton fließend zu gestalten, wurde ein Kontrast zwischen der subjektiven Wahrnehmung der Figur und der objektiven Tonkulisse hergestellt. Man springt immer wieder in den Blickwinkel des Killers, wodurch die Musik und Geräusche deutlich lauter werden und uns stärker mitfiebern lassen. 

Lohnt sich "Der Killer"?

Wer sich auf Grund des Titels einen Actionfilm mit Karacho erwartet, wird von “The Killer” enttäuscht sein. David Fincher legt das Augenmerk viel mehr auf eine Charakterstudie eines Soziopathen, dessen Leben aus der Bahn läuft.

4 von 5 Sternen

Für Fans von: Leon-Der Profi, Menschenfeind, Zodiac

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