"Thunderbolts*"-Kritik: Dunkle Helden als Lichtgestalten im MCU

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Endlich wieder ein Marvel-Film, der gut unterhält und eine überzeugende Story bietet. Außerdem kommt eine wichtige neue Figur.

Jetzt wird endlich das große Geheimnis gelüftet und wir erfahren, was es mit dem mysteriösen hochgestellten Sternchen hinter dem Titelwort "Thunderbolts*" auf sich hat. Damit die Spannung aber auch in dieser Kritik erhalten bleibt, spare ich mir die Erleuchtung für später auf. 

Was der Comic-Konkurrent DC mit seinem "Suicide Squad" geschafft hat, wird Marvel erst recht fertigbringen und so schickt Regisseur Jake Schreier einen Haufen von Antiheldinnen und -helden auf eine Himmelfahrtsmission. Das heißt, als eigentliche Drahtzieherin tritt jene ausgebuffte Contessa Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) auf, die wir bereits aus früheren MCU-Filmen kennen. Diese Direktorin der CIA handelt aus sehr egoistischen Gründen, weil sie verhindern will, dass ihre Machtposition durch Aufdeckung dunkler Machenschaften gefährdet wird.

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Szene aus "Thunderbolts*"

Wer ist Bob?

Zunächst ist gar nicht so klar, wer hier auf wessen Seite steht, doch bald klären sich die Fronten und Yelena Belova (Florence Pugh), Red Guardian (David Harbour), Winter Soldier (Sebastian Stan), Ava Starr aka. Ghost (Hannah John-Kamen), Antonia Dreykov aka. Taskmaster (Olga Kurylenko) sowie der frühere Ersatz-Captain-America John Walker (Wyatt Russell) haben ein gemeinsames Ziel vor Augen. 

Vor allem gibt es da noch einen geheimnisvollen Mann namens Bob (Lewis Pullman), der sich allmählich als die eigentliche Hauptfigur entpuppt. Vielleicht kann er ja auch ein neuer Held werden, da er aber allem Anschein nach über eine äußerst labile Psyche verfügt, sollte man sich eher fragen, ob er nicht eine große Bedrohung darstellt. Comic-Fans werden wohl gleich hellhörig, denn ihnen dürfte diese Figur bereits seit der Jahrtausendwende bekannt sein. 

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Szene aus "Thunderbolts*"

Ein MCU-Team, das überzeugt

"Thunderbolts*" ist eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung: Gute alte Marvel-Action ohne verwirrende Multiversum-Storyline, aber mit einer wohl durchdachten und logisch aufgebauten Geschichte, die trickreich bleibt, voller Überraschungen steckt und keine Längen aufweist. Die Mitglieder des neuen Teams sind keineswegs leichtverträglichen Zeitgenossen, was zu verbalen oder handfesten Auseinandersetzungen führen kann und es gibt witzige Einlagen, die vor allem aufs Konto des bärenstarken aber IQ-schwachen Red Guardian gehen - höchstens die von Hannah John-Kamen gespielte Figur bleibt etwas blass. Ein weiterer Pluspunkt ist Julia Louis-Dreyfus als aalglatte Contessa, die sich aus jeder noch so heiklen Situation herauszuwinden versteht und eine mögliche Niederlage in einen Sieg für sich verwandelt.

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Szene aus "Thunderbolts*"

Pough darf Gefühle zeigen

Mit Florence Pough in einer Hauptrolle kann eigentlich gar nicht mehr viel schief gehen und sie hebt tatsächlich auch einen MCU-Film auf ein neues Level. Während Schauspieler und Schauspielerinnen in Comicverfilmungen oft über eindimensionale Rollen klagen können, gibt man ihr Gelegenheit, sich auch emotional richtig ins Zeug zu legen. Immerhin geht es darum, in ein dunkles Zwischenreich zu tauchen, um innere Dämonen auszutreiben; denn als New York wortwörtlich einen großen Blackout erlebt und in Dunkelheit zu versinken droht, können die Thunderbolts gleich beweisen, dass sich Teamwork auszahlt.

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Szene aus "Thunderbolts*"

Das Geheimnis des Sternchens

Doch was hat es jetzt mit dem Titel-Sternchen auf sich? Dieses Zeichen versteht sich als Platzhalter, denn hinter "Thunderbolts*" verbirgt sich ein weiterer offizieller Titel, auf dessen Erscheinen wir allerding bis zum Abspann warten müssen – aber immerhin hat sich das Warten vollauf gelohnt (und das kann man wirklich nicht bei jedem Marvel-Film behaupten). Diese dunklen Helden in dunklen Zeiten sind ein wahrer Lichtblick im MCU.

4 von 5 hochgestellten Sternchen (hinter denen sich 4 von 5 hochgestellten Sternchen verbergen)

"Thunderbolts*" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's zu den Spielzeiten!