Filmkritiken

STAUNEN ÜBER DIE WELT VON MORGEN

von

Franco Schedl
Franco Schedl

05/19/2015, 10:00 PM

Wie sieht die Welt der Zukunft aus? Walt Disney dachte sich einst ein mögliches Tomorrowland aus und integrierte es in seinen Vergnügungspark. Das war Mitte der 50er Jahre und der Optimismus überwog in dieser Utopie – schließlich sollten ja auch die kindlichen Besucher von Disneyland nicht verschreckt, sondern bloß gut unterhalten werden. Heutzutage kann man die ungetrübte Zuversicht kaum aufrechterhalten und Zukunftsvisionäre gefallen sich eher darin, Schreckensbilder zu entwerfen. Um genau diese Thematik dreht sich alles in Brad Birds sensationellem neuen Film.

Dem rebellischen und hochbegabten Mädchen Casey (Britt Robertson) wird ein geheimnisvoller Button zugespielt. Nachdem sie ihn berührt hat, findet sie sich in einem Kornfeld wieder und vor ihr erhebt sich eine futuristische Stadt, zwischen deren gigantischen Gebäuden fröhliche Menschen mit verschiedenen Fluggeräten durch die Luft segeln. Willkommen in einer anderen Dimension namens „ Tomorrowland“! Dass der schöne Schein aber ziemlich trügen kann, erfährt Casey, als sich böse Wesen in unserer realen Welt auf ihre Spur heften, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Wenig später kommt das Mädchen Atehna ins Spiel (der vielversprechende Kinderstar Raffey Cassidy in einer sehr komplexen Rolle, die weit über ihr Alter hinausgeht) und dann dauert es nur noch wenige Minuten, bis endlich George Clooney als alternder Erfinder seinen Auftritt absolviert (ganz unbekannt ist uns diese Figur aber nicht, denn ihre Kindheitserlebnisse wurden bereits zu Beginn des Films erzählt).

Wenn sich die Geschichte entwickelt und einige ihrer großen Überraschungen langsam enthüllt, ist man im ersten Moment vielleicht nicht nur verblüfft, sondern sogar etwas genervt, weil man sich fragt, ob diese Mischung aus kindlichem Terminator und „Men in Black“ jemals ein sinnvolles Ganzes ergeben kann. Je weiter die Handlung aber voranschreitet, umso bereitwilliger wird man sich von dieser Skepsis wieder verabschieden und stattdessen begeistert erkennen, dass dieser Film von einem echten Visionär geschaffen wurde.

Im Vergleich zu Nolans letztem Werk „Interstellar“ hat Bird obendrein die besseren Zeitsprünge inszeniert: während McConaugheys Auftritt als Astronaut, der hinter einem Bücherregal schwebend seine eigene Vergangenheit miterlebt, das Entstehen unfreiwilliger Komik geradezu herausfordert, wird hier der Blick in Vergangenheit und Zukunft wesentlich glaubwürdiger in Szene gesetzt; und einen Hugh Laurie als dunklen Machtmenschen, der wirkt, als sei er ein Mitglied aus dem Team der „Watchmen“ - tatsächlich verfolgt er ähnliche Pläne mit der Menschheit wie der dortige Ozymandias - , sieht man schließlich auch nicht alle Tage.

„A World Beyond“ ist ein opulentes Fantasy-Epos, das voll verblüffender Ideen steckt (so gibt z.B. der Eiffelturm endlich sein Geheimnis preis) und uns dazu bringt, den Begriff ‚Staunen‘ neu zu definieren. Außerdem verschafft es uns allen – sozusagen als Erbschaft des Menschenfreundes Walt Disney - eine große Portion Optimismus, um gestärkt in die Zukunft zu blicken. Falls das auch bloß eine Illusion sein sollte, kann man sich trotzdem nur mehr davon wünschen.

9 von 10 Zukunftsmusiknoten.

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