© Glen Wilson/Netflix

Netflix-Filmkritik

"The Devil All the Time" auf Netflix: Gewaltspirale im Mittleren Westen

Die langersehnte Romanverfilmung spaltet Kritiker und Publikum.

von Oezguer Anil

09/21/2020, 10:00 AM

Nach seinen traumatischen Kriegserfahrungen kehrt Willard Russel (Bill Skarsgard) zurück in seinen Heimatort Knockemstiff. Im kleinen Kaff heiratet er eine Kellnerin und setzt mit ihr einen Sohn in die Welt. Als seine Frau an Krebs erkrankt, beginnt Willard vom Glauben abzufallen und stürzt ins Unglück. Sein Sohn Arvin (Tom Holland) wächst bei den Großeltern auf und findet sich viele Jahre später in einer moralisch verkommenen Gesellschaft wieder, die er verändern möchte - wenn es sein muss auch mit Gewalt.

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Getriebene

Im Zentrum stehen große Themen wie Glaube, Schuld, Rache und Erlösung. Keine Figur gleicht hier der anderen. Ein skrupelloses Ehepaar streift durch die Pampa, um  ihre Mordlust zu stillen, ein korrupter Polizeichef kennt keine Grenzen, wenn es um seine Wiederwahl geht, ein Pastor hat ein Faible für Minderjährige und in all diesen Verstrickungen versucht der junge Arvin seinen Platz in der Welt zu finden

Epos

„The Devil All the Time“ erzählt eine komplexe Gewaltspirale, die sich über mehrere Jahrzehnte zieht. Das Drama basiert auf dem gleichnamigen Roman der 2011 erschien und weltweit von Kritikern gelobt wurde. Regisseur Antonio Campos und sein Bruder adaptierten das Buch zum Film und versuchten sich dabei auf die wesentlichsten Handlungsstränge zu konzentrieren, woraus schließlich dennoch ein knapp zweieinviertelstündiger Film entstand.

Tragödie

Die Netflix-Produktion ist eine Mischung zwischen Thriller und Drama. Während zahlreiche Straftaten und Morde begangen werden, kommen auch die Konflikte der einzelnen Charaktere nicht zu kurz, was bei dieser Menge an Figuren auch ohne die ausufernde Handlung eine Herausforderung gewesen wäre. Alle Handlungsstränge beginnen in einem kleinen Ort im Mittleren Westen und finden erst Jahrzehnte später wieder ihren Weg zueinander. Regisseur Antonio Campos schafft es, alle Elemente dieser epischen Geschichte unter einen Hut zu bringen, ohne dabei die Handlung zu konstruiert wirken zu lassen.

Atmosphärisch

Der Filmemacher bedient sich dabei Motiven aus dem Film-Noir und kreiert epische Bilder. Kameramann Lol Crawley (45 Years, Vox Lux)  gehört zu den Besten seines Metiers und hüllt die amerikanische Landschaft in eine furchteinflößende Dunkelheit, die das Innenleben der Charaktere wiederspiegelt. Gepaart mit einem aufwendigen Szenenbild taucht man hier vollkommen in die USA der 50er und 60er-Jahre ein.

Ensemble

Das Herzstück des Films macht eindeutig der mit Stars besetzte Cast aus. In den ersten 20 Minuten steht einem mit Bill Skarsgard ein schwedischer Schauspieler gegenüber, der dem Akzent nach zu urteilen nie die USA verlassen haben dürfte. Der „ES“ Darsteller geht komplett in seiner Figur auf und zeigt, dass er auch ohne viel Schminke furchteinflößend sein kann. Tom Holland als junger wütender Mann zeigt hier, dass er durchaus mehr kann als nur einen pubertierenden Superhelden zu verkörpern. In weiteren Nebenrollen sind die fantastischen Mia Wasikowska  und Riley Keough zu sehen, doch Robert Pattinson als pädophiler Pfarrer stiehlt hier allen die Show. Seit „Twilight“ nimmt der gebürtige Brite eine riskante Rolle nach der anderen an und trifft dabei immer ins Schwarze.

Solide

„The Devil All the Time“ ist ein ambitioniertes Epos, das zwar unter den hohen Erwartungen bleibt, aber trotzdem gut unterhält. Die zahlreichen Perspektivenwechsel im ersten Viertel führen zu Beginn etwas inVerwirrung, aber lösen sich gegen Mitte es Films wieder auf. Ein perfekter Film für Regentage.

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