"Als die Tiere den Wald verließen": 30. Geburtstag

"Als die Tiere den Wald verließen": 30. Geburtstag

© Telemagination/BBC

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30 Jahre "Als die Tiere den Wald verließen": Die Umwelt blutet immer noch

Ihr denkt, "Game of Thrones" oder "Final Destination" sei brutal? Und "This is Us" herzzerreißend? Dann habt ihr "Als die Tiere den Wald verließen" nicht gesehen.

von

Manuel Simbürger
Manuel Simbürger

01/20/2023, 04:58 PM

Auch wenn wir das Gefühl haben, vor zwei Wochen sind erst die Neunziger zu Ende gegangen, wollen wir euch hiermit einen deprimierenden Dämpfer verpassen (gern geschehen!) und euch anhand eines Serien-Jubiläums vor Augen führen, wie alt ihr schon seid (nochmals: gern geschehen!):

Die kultige Zeichentrickserie "Als die Tiere den Wald verließen" feiert heuer nämlich ihren 30. Geburtstag. Und im Gegensatz zu den meisten tierischen ProtagonistInnen hat die Strahlkraft dieser Umweltschutz-Hommage bis heute überlebt.

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Worum geht's in "Als die Tiere den Wald verließen"?

Nochmals zur Erinnerung, weil wie gesagt, es ist ja doch schon drei Jahrzehnte her: Die Serie ist eine Koproduktion der EBU (Europäische Rundfunkunion), an der insgesamt 16 Länder beteiligt waren, wobei Frankreich und Großbritannien sich als federführend bezeichnen durften.

Basierend auf der gleichnamigen Kinder- und Jugendbuchreihe des britischen Schriftstellers Colin Dann (Erstveröffentlichung: 1979) erzählt "Als die Tiere den Wald verließen" von einer Gruppe von in Wald lebenden Tieren, die ihre Heimat verlassen müssen, weil diese von habgierigen Menschen zerstört wird.
 

Auf der Suche nach einem neuen Zuhause (wo ist mein Taschentuch?!) erleben sie viele spannende, gefährliche und allen voran berührende Abenteuer, während derer sie Familien gründen, Freundschaften pflegen, weise und alt werden und sich natürlich gegen allerlei Gefahren wie Autobahnen, brutale Menschen, das Wetter oder feindliche Tiere zur Wehr setzen müssen (wo ist mein nächstes Taschentuch?!).

Vor allem aber finden die liebenswürdigen Tiere, die uns Menschen zeigen, was Mensch-Sein eigentlich bedeuten sollte, eines: den Tod. Denn ja, "Als die Tiere den Wald verließen" war eine Feel-Good-Serie für die lieben Kleinen (und Großen), die einem zum Lachen, Tanzen und Feiern inspirierte. 

– Not. 

Es geht ans Eingemachte!

Die Buch-Vorlage (besonders die erste Staffel orientierte sich sehr stark am Original) ist aus heutiger Sicht ein klassischer Vertreter der Kinder- und Jugendliteratur der 80er- und 90er-Jahre: Vorbei die Zeiten, als man Kids vor Themen wie Tod, Trauer, Scheidung oder anderen Dunkelheiten des Lebens beschützen wollte. Altersgerechte Aufklärung aller Art, verpackt in unterhaltsam-bunte Geschichten, standen nun am Programm. It was getting dark, people!

"Als die Tiere den Wald verließen" gehört vielleicht auch deshalb zu den bis heute beliebtesten und besten Zeichentrickserien aller Zeiten: Nicht nur aufgrund der hohen Produktionsqualität, der wunderschön gezeichneten Animationen und des Mutes, pro Staffel eine folgenübergreifende Handlung zu erzählen, sondern viel mehr, weil die Serie vor allem eines getan hat: das junge Publikum ernst genommen und ihnen nebenbei spielerisch Lerninhalte näher gebracht. 

Nachhaltige Parabel über Umweltschutz

In erster Linie war – und ist – "Als die Tiere den Wald verließen" eine märchenhafte Parabel über Umweltbewusstsein, Umweltschutz und Tierrechte, ist dabei aber zutiefst menschlicher als viele "erwachsene" Dramaserien: Die Kinder werden gefühlvoll und vorsichtig mit Themen wie Tod, Generationenkonflikt, freundschaftlicher Verrat oder erste Liebe in Berührung gebracht.

Zugleich lernen Stadtkinder, dass es eine Welt außerhalb des kleinen City-Parks mit künstlich angelegtem Rasen gibt, wie vielfältig die Tierwelt ist und wie rücksichtslos-grausam wir Menschen mit der Umwelt und ihren Lebewesen umgehen. Es ist erschreckend, wie aktuell die Message der Serie auch heute noch ist. Und seit wie vielen Jahren schon vor der Umweltkrise gewarnt wird, wir sie aber nicht ernst nehmen. "Als die Tiere den Wald verließen" ist ein lauter Hilfeschrei der Umwelt, der bis heute unerhört geblieben ist.

Also, bei aller Traurigkeit der Sache: Wenn es eine Zeichentrickserie gibt, die gut gealtert ist, dann ist es "Als die Tiere den Wald verließen" (all die philosophisch-psychologisch tiefschürfenden Dialoge schaden hier natürlich auch nicht).

Mut zur drastischen Direktheit

Aber noch aus einem anderen Grund sticht "Als die Tiere den Wald verließen" auch 30 Jahre nach ihrem Debüt (insgesamt lief die Serie von 1993 bis 1995 und umfasste somit drei Staffeln) aus der kunterbunten Masse der Kinder- und Jugendserien heraus.

Denn trotz der – zumindest auf den ersten Blick – süßen Optik und Disney-ähnlichen Charakterisierung der Tiere prägt eine äußerst düstere und dramatische Tonalität die Serie, die nicht nur Kids zum (kathartischen und zum Nachdenken anregenden) Weinen bringt. Auf jedes Aufatmen (der Tiere und der ZuschauerInnen) folgt das nächste herzzerreißende Schicksal, ein Gefühl Sicherheit dürfen unsere HeldInnen stets nur kurz erleben. Die nächste Gefahr lauert bereits. 

An Dramatik kann sich "Als die Tiere den Wald verließen" durchaus an "This is Us" und "Grey's Anatomy" messen, am Body-Count steht sie "Game of Thrones" oder Slasher-Horrorfilmen wie "Final Destination" um nichts nach. Übrigens: Wie beim letztgenannten Streifen sterben die geliebten HeldInnen auch hier eine/r nach dem anderen. Das war oftmals tatsächlich nur schwer auszuhalten. Ist es heute noch.

Meistens bekommen wir zwar den direkten Tod nicht mit, aber die Andeutungen, dass nun die letzte Sekunde für die Maus, den Igel, den Fuchs, den Fasan oder den Dachs geschlagen hat, gehen mindestens – wenn nicht noch mehr – ebenso an die Nieren. Weil wir selten die Möglichkeit bekommen, uns von den HeldInnen gebührend zu verabschieden, zu unvermittelt kommt das Ende.

Da stirbt der Hirsch am vergifteten Flusswasser, das Hasen-Kind wird vor den Augen seiner Hasen.Eltern erschossen, das Igel-Ehepaar nur wenige Meter vor ihrer neuen Park-Heimat bei der Überquerung der Autobahn überfahren und Babymäuse brutal von einem Vogel aufgespießt (was man übrigens dann doch zu Gesicht bekommt, Slasher-Blutgespritze inklusive).

Besonders im Gedächtnis geblieben ist die Szene, in der Frau Fasan vom Bauer erschossen wird und Herr Fasan, weil er seinen tierischen FreundInnen helfen wollte, auf die Leiche seiner Frau trifft. Die ist mittlerweile gerupft und zum Kochen bereit. Dass man dabei ausnahmslos niemals die Gesichter der in der Serie auftretenden Menschen zu sehen bekommt, sondern vor allem nur deren untere Körperhälfte, also vollends aus der Sicht der Tiere erzählt wird, macht die Story noch erschreckender.

Ja, "Als die Tiere den Wald verließen" ist wirklich, wirklich lustig.

Empfehlenswert – nicht trotzdem, sondern deshalb

Die Serie ist also ein Märchen, das unangenehm stark in der Realität verwurzelt ist, seichter Eskapismus sieht anders aus. Gerade deshalb (und nicht trotzdem!) ist "Als die Tiere den Wald verließen" empfehlenswert, weil sie lehrreich ist und den Mut hat, drastisch zum Nachdenken anzuregen.

Mit pädagogischen Mitteln schafft es die Serie intensiver und nachhallender als viele Dokus, das Publikum zum Umweltschutz zu aktivieren, ihnen aber auch die Flüchtlingsthematik (denn die Tiere sind nichts anderes als Flüchtlinge, die verzweifelt eine neue Heimat suchen) näher zu bringen. Wenn man sich's genauer überlegt, sollten sich die Serie dann doch eher die Erwachsenen als die Kinder ansehen ...

Zum Abschluss nochmals: Happy Birthday, "Als die Tiere den Wald verließen"! Hoffen wir, dass zum 60. Jubiläum die Story nicht mehr so brandaktuell ist wie heute.
 

Alle 3 Staffeln der Serie gibt es auf Amazon Prime zu kaufen. Hier geht's direkt zur Serie!

 

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