Serien-Review: Star Trek Picard, Staffel 1, Episode 8

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Serien-Review

"Star Trek: Picard": Die Teile des Puzzles fügen sich zusammen

Serien-Review: Diesmal geht es mit Vollgas weiter in Richtung Showdown zwischen Picard und den extremistischen Zhat Vash.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

03/16/2020, 02:39 PM

"Bruchstücke" (OT: "Broken Pieces") ist der Titel der achten Episode von "Star Trek: Picard" – und tatsächlich liefert die Episode einige Puzzleteile, die zusammen langsam ein Bild ergeben. Auch wenn manche Bruchstücke zeitlich nicht ganz durchdacht sind, was bei einer hochkarätigen TV-Serie wie "Star Trek" eigentlich nicht passieren sollte. Die neue Serie ist vor allem visuell modernisiert worden und auf den ersten Blick auch ein wenig düsterer als wir es von den alten "Star Trek"-Serien gewöhnt sind. Aber gerade in dieser Episode wird klar, dass "Star Trek: Picard" dem Idealismus und auch der naiven Erzählweise der Originale wesentlich näher ist als beispielsweise "Discovery".

Aber bevor wir ins Detail gehen: SPOILER-ALARM! Wer die neue Folge von "Star Trek: Picard" noch nicht gesehen hat, sollte an dieser Stelle unverzüglich die Schutzschilde hochfahren.

 

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Die Mahnung

Gleich zu Beginn erfahren wir in einem Rückblick mehr über den mysteriösen Geheimbund Zhat Vash. Die Extremistengruppe geht offenbar auf die Botschaft einer lange untergegangenen Alien-Zivilisation zurück, die offenbar durch Künstliche Intelligenz vernichtet wurde. Dazu haben diese rätselhaften Aliens vor 200.000 bis 300.000 Jahren ein astronomisches Mahnmal gebaut: ein künstliches Acht-Sterne-System, in dessen Mitte sich der Planet Aia befindet. Die Romulaner haben auf diesem verwüsteten Planeten offenbar erstmals die Botschaft des untergegangenen Alien-Volkes, genannt "Die Mahnung", gefunden. Daraus ist schließlich der Geheimbund der Zhat Vash entstanden, dessen Mission es ist, die Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) mit allen Mitteln zu verhindern.

Vor 14 Jahren, also kurz vor der Androiden-Attacke auf den Mars, hat Commodore Oh (Tamlyn Tomita) auf dem Planeten Aia einer Gruppe von Romulanerinnen die "Mahnung" gezeigt. Dieses Erlebnis überlebten nur zwei Teilnehmerinnen: Narissa (Peyton List) und ihre Tante Ramdha (Rebecca Wisocky), die jedoch den Verstand verliert. Alle anderen treibt die Alien-Botschaft vom Untergang der Zivilisation in den Selbstmord.

Es ist diese "Mahnung", die Oh via Gedankenverschmelzung auch Agnes Jurati (Alison Pill) gezeigt hat. Es könnte somit durchaus sein, dass dadurch ein vorübergehender Zustand der Unzurechnungsfähigkeit bei Jurati ausgelöst wurde, was ihre Handlungen im Rückblick nachvollziehbar macht.

Rund um "Die Mahnung" gibt es aus unserer Sicht einige interessante Details und Unstimmigkeiten: Zunächst einmal scheinen die Zhat Vash ein von Frauen dominierter Geheimbund zu sein, zumindest in den obersten Führungsrängen. Commodore Oh ist übrigens halb Vulkanierin, halb Romulanerin. Sie wurde schon vor vielen Jahren in die Sternenflotte eingeschleust und hat es tatsächlich bis zur obersten Sicherheitschefin geschafft. Die Androiden-Attacke auf den Mars wurde vom Zhat Vash geplant, soviel ist inzwischen gewiss.

"Die Mahnung" scheint die Mehrheit der Empfänger in den Wahnsinn zu treiben. Man sollte meinen, dass dies für eine Warnung kontraproduktiv ist. Aber die Überlebenden werden zu bedingungslosen Kämpfern gegen jede Form von Künstlicher Intelligenz. Wenn das Ziel also nicht die Warnung, sondern vielmehr die Rekrutierung von Extremisten ist, macht "Die Mahnung" durchaus Sinn.

Ziemlich unlogisch ist hingegen, dass eine Zivilisation, die vor der Vernichtung steht, noch die Zeit findet, acht Sonnen an eine Stelle zu schleppen und ein gigantisches Sternensystem als Mahnmal zu schaffen. So ein gigantomanisches Projekt setzt auch eine hochentwickelte Zivilisation nicht von heute auf morgen um. Ein Mahnmal wie das Acht-Sterne-System klingt auf den ersten Blick irgendwie episch, aber bei genauer Betrachtung ist es ziemlich absurd. Auch die Tatsache, dass ein so auffälliges Sternensystem noch nicht entdeckt wurde, ist mehr als verwunderlich. Aber das könnte man vielleicht noch durch Maßnahmen der Romulaner erklären.

Auch beim zeitlichen Ablauf der Handlung gibt es Unstimmigkeiten: Wenn Ramdha vor 14 Jahren auf Aia den Verstand verloren hat, wie kann sie dann auf dem letzten Schiff gewesen sein, dass der Borg-Kubus assimiliert hat? Denn der Kubus ist bereits seit 5843 Tagen, also 16 Jahren, im Besitz der Romulaner. Narissa sagt, dass die "schiere Macht der Verzweiflung" der geistig verwirrten Ramdha den Kubus aus dem Kollektiv gelöst hat. Aber dann müsste sie schon zwei Jahre früher von der "Mahnung" in diesen Zustand versetzt worden sein.

Und was hat es mit der Tatsache auf sich, dass Ramdha die Tante von Narissa und Narek ist?

 

Seven is back!

Auf dem Borg-Kubus hat Elnor indessen nicht wirklich einen Plan. Das liegt wohl nicht zuletzt an den Drehbuchautoren, die dem Charakter nur wenig Gelegenheit geben zu glänzen. Narissa und ihre Schergen hätten Elnor wohl ausgeschaltet, wäre nicht im letzten Moment Seven (Jeri Ryan) aufgetaucht. Wir wollen hier nicht schon wieder die Logik der Handlung hinterfragen. Seven hat sicherlich ihre Gründe und offensichtlich auch Mittel und Wege, um auf dem Borg-Kubus der Romulaner unbemerkt aufzutauchen. Und sie hat einen coolen Move auf Lager: Seven reaktiviert den Kubus. Narissa muss schnellstens alle Borg-Drohnen loswerden. Sie tötet die XBs und schießt tausende Borg-Drohnen in den Weltall. Um zu retten, was zu retten ist, übernimmt Seven die Rolle der Borg-Queen für die Drohnen auf dem Kubus. Sie schafft es die Romulaner zu vertreiben und den Kubus zu übernehmen. Doch danach trennt sich Seven wieder vom dem Mini-Kollektiv.

Narissa kann höchstwahrscheinlich fliehen und ist mit einer romulanischen Flotte auf dem Weg zum Planeten der Androiden.

Ob die Borg-Drohnen ohne Seven den Kubus steuern können, ist ungewiss. Es könnte auch sein, dass sie wieder mit dem Borg-Kollektiv Kontakt aufnehmen und sich wieder damit vereinen. Jedenfalls steht inzwischen fest, dass das Borg-Kollektiv auch nach dem Tod der Borg-Queen noch existiert. Allerdings ist es wohl nicht mehr so aggressiv, sondern hält sich eher bedeckt.

 

Das Geheimnis von Rios

Auch auf der "La Sirena" tut sich einiges. Zunächst wird einmal die Geschichte rund um Agnes Jurati aufgeklärt. Der Rest der Crew hat sie endlich durchschaut. Sie leugnet ihre mörderische Tat auch nicht. Es wird aber auch – vor allem im Kontext der Einstiegsszene – deutlich, dass sie wohl temporär unzurechnungsfähig war. Da sie die "Mahnung" nicht direkt, sondern durch Gedankenverschmelzung erlebt hat, könnte sie nur temporär zur Extremistin für die Sache der Zhat Vash geworden sein. Als Crew-Mitglied ist sie jedenfalls noch nicht abzuschreiben.

Auch die Unstimmigkeiten im Charakter von Rios (Santiago Cabrera) werden ganz gut aufgelöst, wenn auch nicht ganz so stimmig wie bei Agnes Jurati. Der Charakter war uns schon von Anfang an zu Wischiwaschi: Knallharter Badass-Pilot und neurotischer Nerd mit einer ganzen Crew von redebedürftigen Rios-Hologrammen – das ging bisher irgendwie nicht zusammen. Nun wird klar, dass Rios ein dunkles Geheimnis verbirgt. Aber gleichzeitig sendet er mit seinen Hologrammen offenbar ein recht kryptisches (unterbewusstes?) SOS an seine Umwelt.

Als Picard mit Soji nach dem Aufenthalt auf Nepenthe an Bord kommt, erstarrt Rios als ob er einen Geist gesehen hätte. Zugegeben, die Situation wurde von den Autoren auch nicht gerade elegant gelöst. Aber nehmen wir einfach an, Rios hat seit dem Start der Mission noch kein einziges Bild von Dahj oder Soji gesehen. Unwahrscheinlich zwar, immerhin redet Picard von nichts anderem. An diesen kleinen Unstimmigkeiten zeigt sich immer wieder, dass es bei der Qualität der Plots von "Star Trek: Picard" noch jede Menge Luft nach oben gibt.

Trotzdem gelingt es dieser Episode auch Rios als Charakter glaubwürdiger zu machen: Denn Rios quält sein Geheimnis. Seit neun Jahren vertuscht er, dass sein ehemaliger Captain Alonzo Vandemeer, der für ihn eine Vaterfigur war, zwei Androiden ermordet hat: Einen männlichen Synth namens "Beautiful Flower" und eine Androidin namens Jana, die genauso wie Soji aussah. Der Befehl für die Ermordung der beiden Androiden kam vermutlich von Commodore Oh. Danach hat sich Vandemeer selbst das Leben genommen. Rios hat seine Tat vertuscht und wurde später aus der Sternenflotte entlassen.

Seitdem spielt er offenbar den harten Mann. In seinen Hologrammen hat er jedoch Hinweise auf sein Geheimnis versteckt. Jedes Hologramm hat gewisse Erinnerungslücken. Während sich der echte Rios in seinem Quartier verkriecht, schafft es Raffi (Michelle Hurd) in einer amüsanten Ermittlung, den insgesamt fünf Rios-Hologrammen das Geheimnis aus der Nase zu ziehen.

Nachdem das Geheimnis von Rios aufgedeckt wurde und Picard ein ernstes Wörtchen mit dem verunsicherten Rios gewechselt hat, geht es in Richtung der Heimatwelt der Androiden.

Von dort kommen Soji und Dahj und von dort kamen vor neun Jahren auch "Beautiful Flower" und Jana. Dieser Planet ist auch das Ziel des Zhat Vash. Im letzten Moment sehen wir auch, dass immer noch ein getarntes romulanisches Raumschiff der "La Sirena" folgt. Es ist wohl Narek. Aber auch Narissa ist mit einer Flotte auf dem Weg dahin. Doch auch Picard hat Unterstützung angefordert. Und diesmal wurde sie ihm gewährt: Bei DS12 wartet ein ganzes Geschwader der Sternenflotte auf Picard.

Der Showdown kann also kommen!

 

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