Eberhoferkrimi: Sebastian Bezzel

Eberhoferkrimi: Sebastian Bezzel in "Leberkäsjunkie"

© Constantin Film Verleih / Bernd Schuller

Filmkritiken

Mein erster Eberhofer-Film: "Der ist ja gar kein Österreicher!"

Wer noch nie "einen Eberhofer" gesehen hat, lässt sich wahrlich bayerische Film-Excellence entgehen. Das weiß nun endlich auch ich.

von Dario Bojic

08/09/2023, 08:38 AM

Bis vor einigen Monaten hatte ich zuvor weder von einem "Franz Eberhofer" noch von seinen absurd hohen Cholesterin-Werten gehört. Doch eines Abends, als ich gemeinsam mit einem Date debattierte, welchen Film wir uns den anschauen könnten, fragte mich mein Gegenüber, ob ich denn die "Eberhofer-Krimis" kenne. Auf mein "Nein" folgte großes Entsetzen – und gleich darauf die Eröffnungsszene meines allerersten Eberhofer-Erlebnisses, das auf den Namen "Leberkäsjunkie" hört. Zugegeben, bei dem Namen habe ich nicht unbedingt instinktiv an einen Krimi gedacht, hätte sich ja auch um eine Leberkässemmel am Donaukanal drehen können. 

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Bayern und Österreich: So nah und doch so fern

Sofort ergriff mich als Österreicher ein gewisses Gefühl von Geborgenheit, als ich so die ersten Dorfbilder der fiktiven Ortschaft Niederkaltenkirchen (in Wirklichkeit das bayerische Frontenhausen) erblickte. Was mein Date versäumt hatte zu erklären, zumindest mir als Wiener, der sich kaum mit Dialekten auskennt, ist, dass die gesamte Filmreihe nicht österreichischen, sondern bayerischen Ursprungs ist. Mir als landsfremden Wiener war gar nicht bewusst, dass der Inspektor Eberhofer gar kein Oberösterreicher oder Ähnliches war, sondern aus Bayern.

Trotz Eberhofers Dialekt und meiner Unfähigkeit, diesen zu verstehen, konnte ich das meiste Gesprochene problemlos verstehen. Yeah! Die Sprachvielfalt fügt dem Streifen eine weitere Ebene an Identität hinzu, stört aber keineswegs.

Je länger ich den Film vor meinen Augen ablaufen sah, desto sicherer wurde ich mir: Um eine österreichische Produktion konnte es sich hier tatsächlich nicht handeln – die Wörter wurden immer "deutscher", jedoch blieb die bayerische Nähe zu Österreich bestehen. Man kann zwar Länder relativ schnell geografisch trennen, die kulturelle Ähnlichkeit der Menschen bleibt jedoch über Landesgrenzen leicht erhalten..

Was mir jedoch umso schneller bewusst wurde, waren die üblichen "Dorfprobleme", die auch in "Leberkäsjunkie" hervorragend pointiert werden. In Niederkaltenkirchen soll ein neues Hotel errichtet werden, jedoch sträubt sich ein Teil des Dorfes, die "Schöpfungsbewahrer", dagegen. Neben den üblichen dörflichen Spompanadeln geht es auch um einen Mord, Polizist Eberhofers Rolle als getrennter Vater, und um Eifersucht. Der Film enthält mehrere Themen, die ich einem "Heimatkrimi" nicht sofort zugetraut hätte – eine willkommene Überraschung.

In meiner Erwartung von einem "Heimatkrimi" taktierten eigentlich mehr nervig überzeichneter Patriotismus und alte Mode, dabei erwartete mich ein humoristisch-schön abgerundeter Ausschnitt aus dem Leben eines Dorfkommissars mit erhöhtem Cholesteringehalt.

Eberhofer: Traditioneller Dorfkrimi, aber anders

Was mich sofort an die Regiekünste von Regisseur Ed Herzog glauben ließ, war seine Vergangenheit als "Tatort"-Regisseur. Die Routine im Milieu der Kriminalverfilmungen zeigt sich in lebendigen Charakteren und ihren spürbaren Beziehungen untereinander, das Publikum möchte Motive und mögliche Gefühle der Rache nachvollziehen können. Das hat der Herzog sehr routiniert hinbekommen, ich war – und bin – zufrieden. Die Art, wie er den cholesterinkranken Polizisten Eberhofer und die gesamte Dorfbelegschaft in Szene setzte, erlaubt den dorffremden Zuseher:innen einen getreuen Überblick über die Lappalien und Lockungen des Dorflebens.

Gleichzeitig scheinen die Eberhofer-Krimis auch im 21. Jahrhundert angekommen zu sein, sogar im sonst eher konservativen Bayern. So fehlt es nicht an Repräsentation von Randgruppen, die gewählte Sprache ist auch für dialektarme Deutschsprachige leicht zu verstehen, und auch das Thema des Kapitalismus ist im Dorf Niederkaltenkirchen zur Debatte geworden.

Wenn man die Kirche im Dorf lässt, ist "Leberkäsjunkie" in der Reihe der Eberhofer-Filme wohl nicht die Crème de la Crème. Trotzdem war der Film für mich ein erstes Erlebnis, und vor allem auch mein erster Annäherungsschritt hin zu deutschsprachigen Produktionen. Danke dafür, lieber Franz! 

Fazit

Meinen ersten und bis dato einzigen Eberhofer-Film behalte ich gerne in guter Erinnerung. Ich war zu oft und zu gerne der Meinung, dass deutschsprachige Produktionen den internationalen nicht das Wasser reichen könnten. Franz Eberhofer ist ein Polizist, ein Vater, ein Ex-Geliebter und ein Leberkäsjunkie. Das Publikum begleitet ihn dabei, alles unter einen Hut zu bringen. Und wie wir alle wissen, kann das manchmal alles andere als leicht sein!

Der neue Eberhofer-Film "Rehragout-Rendezvous" ist ab 10. August in bayerischen, wie auch österreichischen Kinos zu sehen. Mit meinem Date hat es zwar damals nicht so wunderbar geklappt, aber womöglich treffe ich sie ja bei der Premiere!

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