Gillian Anderson und David Duchovny in "Akte X": Ein Beispiel für die Gender Pay Gap in Hollywood

Gillian Anderson und David Duchovny in "Akte X": Ein Beispiel für die Gender Pay Gap in Hollywood

© 20th Century Fox

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Gender Pay Gap in Hollywood: So viel weniger verdienen Schauspielerinnen

Nicht nur Frauen in alltäglichen Berufen werden unfair bezahlt, sondern auch jene in Hollywood leiden unter dem Gender Pay Gap.

von

Maike Karr
Maike Karr

03/08/2024, 08:41 AM

So wie jedes Jahr am Valentinstag die Diskussion über den unnötigen Konsum sowie Romantik im Allgemeinen in der Beziehung ausbricht, wird auch zum Weltfrauentag das immer gleiche – aber höchst bedeutende! – Thema losgetreten: der Gender Pay Gap. Über die unterschiedliche Bezahlung von Mann und Frau bei gleicher Tätigkeit wird zu genüge berichtet – auch wenn sich leider trotzdem wenig an den Zahlen ändert.

Doch eine Branche wird bei der Diskussion glimpflich vernachlässigt und völlig außen vor gelassen: die Filmindustrie. Dabei sollte man ausgerechnet auf Hollywood ein Blick geworfen werden, denn die Filmbranche ist ein Paradebeispiel für den nicht nachvollziehbaren Gender Pay Gap. 

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Studie: 1,1 Mio. Dollar Gagen-Unterschied 

Eine Studie der Universität Berkeley hat 21.344 Filme mit 267 Stars untersucht und einen Gender Pay Gap von durchschnittlich 2,2 Mio. US-Dollar in der Filmindustrie festgestellt. Der Gender Pay Gap fällt jedoch nochmal anders aus, wenn man Faktoren wie Rasse, Alter, Erfahrung und Popularität in die Rechnung miteinbezieht. So sind BIPoC-Frauen und ältere Frauen stärker von einer unfairen Bezahlung betroffen, wie "The Hollywood Reporter" meldet. Weiblich gelesenen Personen ab 50 Jahren wird durchschnittlich gesehen sogar 4 Mio. US-Dollar weniger bezahlt als ihren männlichen Kollegen. 

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Gage eines Stars beeinflussen, wie zum Beispiel Popularität, Erfahrung und Screentime. Wenn man diese Faktoren der Frauen mit denen der Männern gleichsetzt, beläuft sich der bereinigte Gender Pay Gap "nur noch" auf 1,1 Mio. US-Dollar pro Film, was der Studie zufolge einem Lohngefälle von 25 Prozent entspricht. 

Finanzielle Gleichberechtigung in Hollywood? Fehlanzeige!

Die Gender Pay Gap ist in Hollywood noch viel größer als in anderen Branchen. Hier zeigen sich deutlich die Ungerechtigkeiten in der Behandlung von Mann und Frau. Somit dient die Filmindustrie als leuchtendes Beispiel für strukturellen Sexismus und Benachteiligung von Frauen. Zum Beispiel verdienen weiblich gelesene Personen bei allen Branchen im Durchschnitt 82 Cent für den Dollar, den ein Mann verdient – bei gleicher Arbeit wohlgemerkt! Das gibt das "Pew Research Center" bekannt. Als ob das noch nicht schockierend genug wäre, ist es in Hollywood ein Verhältnis von 44 Cent zu einem Dollar, wie eine Studie der Universität Huddersfield herausfand. Hier ist die Gender Pay Gap noch viel größer und es besteht noch viel eher Nachholbedarf. 

Ein Beispiel des Gender Pay Gaps in Hollywood (allerdings aus dem Jahr 2020) inklusive anschaulicher Grafik findet ihr hier. 

Auch ein interessanter Punkt: Laut John Heywood der Universität Wisconsin-Milwaukee werden Gagen normalerweise nicht von den Stars selbst verhandelt, sondern von ihren Agenturen. In eben jenen Agenturen ist natürlich nicht nur ein Geschlecht vertreten, sodass sich beispielsweise Amy Adams und Tom Cruise die gleichen AgentInnen teilen, die für sie das Gehalt aushandeln. Diese sollten für all ihre KlientInnen an derselben Gage interessiert sein, da sie auch auf gleiche Art an eben jenem Gewinn beteiligt sind, sodass es doch verwundert, dass es so große Unterschiede bei Gehältern gibt. 

Was man aber natürlich nicht vergessen darf: Die Filmfirmen müssen auch bereit dazu sein, die geforderten Gagen zu zahlen ... Der Fisch fängt bekanntlich immer am Kopf zu stinken an.

Mögliche Gründe für Gender Pay Gap in Hollywood

Der Arbeitsökonom John Heywood der Universität Wisconsin-Milwaukee hat eine Studie zur Gender Pay Gap in Hollywood durchgeführt, über die er im "UVM Report" berichtete. Bei der Studie hat er sich zusammen mit KollegInnen 300 bis 400 SchauspielerInnen und ihre Gagen angeschaut und miteinander verglichen. Für die unterschiedlichen Gehälter haben sie versucht, verschiedene Faktoren ausfindig zu machen. Auch eine Studie der Universität Huddersfield hat diese ergründet.

Das sind die Faktoren, die die Gage von SchauspielerInnen in Hollywood beeinflussen:

  • finanzieller Erfolg der vorherigen Filme des Stars 
  • Genre des Films, der gedreht wird
  • Rentabilität des Films, der gedreht wird
  • Kundenpräferenzen bei SchauspielerInnen (Rasse, Geschlecht, Alter)
  • Popularität des Stars (z.B. auf der Grundlage der FollowerInnen auf Social Media) 
  • Drehzeit/ Arbeitszeit 

Bei der Bestimmung der Gage geht es also nicht nur um den/ die SchauspielerIn selbst, sondern auch um den Spielfilm, in dem die Person mitwirkt. Für den finanziellen Erfolg eines Films ist das Genre und der Cast wichtig. Je mehr Kohle eine Produktion einbringt, desto mehr springt natürlich auch für die DarstellerInnen heraus.

Da fragt man sich doch, was das finanziell erfolgreichste Genre ist? Actionfilme! Wer ist darin hauptsächlich zu sehen? Männer! "Männer spielen überproportional häufig in Actionfilmen mit und erhalten daher eine höhere Bezahlung. Actionfilme bringen auch überproportional viele Fortsetzungen hervor, was die Kluft insgesamt noch vergrößert.", wie Dr. Sofia Sanchez der Universität Huddersfield bekanntgibt. 

5 Beispiele von Gender Pay Gap in Hollywood 

Laut "Insider" sind das die prominentesten Beispiele von Frauen, die von der Gender Pay Gap in der Filmindustrie betroffen sind:

Scarlett Johansson verdiente 198,5 Mio. weniger als George Clooney

2018 war Scarlett Johannson die bestbezahlte Schauspielerin in Hollywood und George Clooney der bestbezahlte Schauspieler. Man sollte also meinen, dass die beiden einander finanziell in etwa gleichgestellt sind. Laut "Forbes" hat Johannson 40,5 Mio. US-Dollar in diesem Jahr verdient und Clooney laut "Forbes" 198,5 Mio. US-Dollar – aber mehr! Denn er erhielt 2018 239 Mio. US-Dollar, also mehr als fünf Mal so viel wie seine weibliche Kollegin. Abgesehen davon kassierten in diesem Jahr weitere fünf Männer mehr Geld ein als die bestbezahlte Darstellerin. 

Michelle Williams und Mark Wahlberg in "Alles Geld der Welt": Ein Beispiel der Gender Pay Gap in Hollywood

Michelle Williams bekam 1500 Mal weniger Geld für Reshoot von "Alles Geld in der Welt" als Mark Wahlberg 

Das berühmteste Beispiel für die Gender Pay Gap in Hollywood ist "Alles Geld der Welt" mit Michelle Williams und Mark Wahlberg, die beide gleich viel Screentime und damit gleich viel Drehzeit für den Spielfilm hatten. Während Wahlbergs Gage 5 Mio. US-Dollar betrug, lag die von Williams bei 625.000 US-Dollar. Er verdiente also knapp acht Mal so viel wie sie! Doch die eigentliche Frechheit kommt erst noch: Für nötige Reshoots nahm der zweifach oscarnominierte Star 1,5 Mio. US-Dollar ein und die vierfach oscarnominierte Darstellerin nur 1.000 – also ganze 1.500 mal weniger! Das berichtet unter anderem "Vogue"

Nachdem diese offensichtliche Diskriminierung bekannt wurde, spendete Wahlberg seine Einnahmen für den Reshoot an die damalige Time's Up-Kampagne. 

Sebastian Stan, Jessica Chastain und Matt Damon in "Der Marsianer": Ein Beispiel für die Gender Pay Gap in Hollywood

Matt Damon erhielt circa 14 Mal so viel wie Jessica Chastain in "Der Marsianer"

Laut Berichten verdiente Jessica Chastain 7 Mio. beim Dreh von "Der Marsianer". Laut ihrer Aussage in der "Huffington Post" nahm sie jedoch nur ein Viertel davon ein, also 1,75 Mio. US-Dollar. Wenn man das mit den Einnahmen von Matt Damon vergleicht, die zwischen 15 und 25 Mio. US-Dollar liegen sollen, ist das eine gravierende und schockierende Differenz. Somit hat der männliche Star in diesem Film beinahe mehr als 14 mal so viel wie sein weiblicher Co-Star verdient. 

David Duchovny und Gillian Anderson in "Akte X": Ein Beispiel der Gender Pay Gap in Hollywood

Gillian Anderson wurde nur die Hälfte von David Duchovnys Gage im "Akte X"-Revival angeboten

In "Akte X" waren Scully und Mulder nicht nur gleich viel zu sehen, sie waren auch beide gleich bedeutend für den immensen Erfolg des Science-Fiction-Kulthits. Somit sollte man also meinen, dass die zwei Stars gleich großen finanziellen Erfolg durch die Serie genossen. 

Es dauerte ganze drei Jahre, bis Anderson gleich viel bezahlt wurde wie ihr männlicher Co-Star. Für das Revival der Show wurde Gillian Anderson dann nur die Hälfte von dem angeboten, was David Duchovny einnahm, wie sie "The Hollywood Reporter" mitteilte. Nach harten Verhandlungen bekam sie dann doch die gleiche Gage wie ihr Co-Star. 

Nichtsdestotrotz war Anderson nicht begeistert darüber, wie sie "Vanity Fair" mitteilte: "Die Leute haben zu mir gesagt: 'Ich kann nicht glauben, dass das passiert ist, wie hast du dich dabei gefühlt, das ist verrückt'. Und meine Antwort war immer: 'Das war damals, das ist heute.' Und dann ist es wieder passiert! Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll." Verständlich!

Amanda Seyfried und Channing Tatum in "Das Leuchten der Stille": Ein Beispiel der Gender Pay Gap in Hollywood

Amanda Seyfried erhielt nur 10 Prozent der Gage ihres Co-Stars

In einem Interview mit der "Sunday Times" aus dem Jahr 2015 verriet Amanda Seyfried, dass sie für einen Big-Budget-Film nur 10 Prozent des Gehalts ihres männlichen Co-Stars erhalten hatte. Sie stellte klar, dass sie und ihr Co-Star "vom Status her gleichgestellt" waren.

Seyfried spielt in der Regel in Liebesfilmen mit, was bedeutet, dass sie fast immer die gleiche Filmzeit hat wie ihre männlichen Kollegen. Fans glauben, dass sie sich entweder auf "Das Leuchten der Stille" von 2010 mit Channing Tatum oder auf "In Time" von 2011 mit Justin Timberlake bezog.

Ihr seht also, dass gerade in Hollywood die unfaire Behandlung von Mann und Frau so omnipräsent ist wie eh und je. Wir haben noch einen langen Weg vor uns ... 

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