Filmkritik: Good Boys (2019)

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Filmkritik

"Good Boys": Wenn die Knutschparty zum chaotischen Hürdenlauf wird

Die witzige Teenie-Komödie kratzt die Kurve zwischen infantilem Humor und Coming-of-Age-Abenteuer ganz gut.

von

Erwin Schotzger
Erwin Schotzger

08/19/2019, 07:30 AM

Seth Rogen ist nur der Produzent von "Good Boys". Das frühpubertäre Teenie-Abenteuer mit ziemlich versauter Sprache ist das Spielfilmdebüt von Regisseur und Co-Autor Gene Stupnitsky. Aber Seth Rogen passt ins Bild. Denn "Good Boys" ist kurz zusammengefasst "Superbad mit 12-Jährigen". Und das Drehbuch von "Superbad" (2007) stammt ja bekanntlich aus der Feder von Seth Rogen und seinem Kumpel Evan Goldberg. Soweit so gut.

In "Good Boys" geht es oberflächlich betrachtet nur um das eine und alles bestimmende Thema Frühpubertierender. Aber wenn man genauer hinschaut und sich vom üppigen Gebrauch des F-Wortes nicht abschrecken lässt, ist "Good Boys" eine ziemlich gelungene Coming-of-Age-Komödie mit wesentlich jüngeren Charakteren als üblicherweise.

 

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Vor der Knutschparty liegen die Nerven blank

Max (Jacob Tremblay) ist zwölf Jahre alt, eher schmächtig, aber ganz gut aussehend. Im Gegensatz zu seinen beiden besten Freunden Thor (Brady Noon) und Lucas (Keith L. Williams) hat er eine gewisse "Street Credibility" bei den coolen Kids in der Schule. Die drei Jungs sind gerade im ersten Jahr auf der Mittelschule und verzweifelt bemüht, eine coole Performance abzuliefern. Max ist außerdem total in die hübsche Brixlee (Millie Davis) verknallt, mit der er freilich noch nie ein Wort gesprochen hat. Die Kommunikation läuft – eh klar – über Brixlees beste Freundin.

Als Max zur Knutschparty der coolen Kids eingeladen wird, bei der natürlich auch Brixlee anwesend sein wird, ist Feuer am Dach. Denn Max muss jetzt binnen kürzester Zeit herausbekommen, wie man küsst!

 

Freundschaft in bewegten Zeiten

Aber wozu hat man Freunde! Thor und Lucas sind zwar noch nicht so sehr an Mädels interessiert, aber sie halten zusammen. Allerdings beruht das gesammelte Wissen der drei Jungs über Frauen und Sex weitgehend auf Hörensagen.

Dieses Informationsdefizit der unschuldigen Jungs schlachtet die Komödie bis zur Erschöpfung aus. Und damit wären wir bei der einzigen Schwäche von "Good Boys": Dieser immer gleiche infantile Humor erschöpft sich rasch. Am Anfang lacht man noch, wenn die Kids die Sexspielzeuge der Eltern für Waffen oder eine Sexpuppe für ein Erste-Hilfe-Übungsgerät halten. Mit der Zeit wirkt der Film aber – trotz immer wieder guter Lacher – wie die endlose Wiederholung des immer gleichen Witzes.

Zum Glück hat "Good Boys" mehr als diesen infantilen Humor zu bieten. Die großartige Besetzung und die gute Charakterentwicklung sorgen letztendlich dafür, dass die Komödie eine gute Balance zwischen Teenie-Blödelei und Coming-of-Age-Abenteuer findet. Sogar bei den abgelutschten Witzen ist immer ein kleines Schmunzeln unvermeidbar, wenn die Jungs – typisch für dieses Alter – glauben, alles besser zu wissen, obwohl sie in Wirklichkeit gar nichts verstanden haben.

 

Alltagsgeschichte wie ein Fantasy-Abenteuer

Außerdem hat "Good Boys" auch noch jede Menge Abenteuer zu bieten. Die Suche nach Antworten, vor allem praktischen Beispielen für Kuss-Techniken, führt natürlich ins Internet. Dort werden die Jungs, die eben keine "Bad Boys" sind, gleich einmal abgeschreckt: "Die haben ja nicht einmal geküsst. Jedenfalls nicht auf den Mund!" Bäh!

Doch Not macht erfinderisch: Die teure Kamera-Drohne des Vaters von Max ist die Lösung. Das Objekt der Observation ist die 18-jährige Nachbarin Hannah (Molly Gordon), die sowieso ständig am Rumknutschen ist. Doch die Drohne crasht im Garten. Beim Versuch sie zurückzuholen, klauen die Jungs – unabsichtlich – die Partydrogen von Hannah und ihrer Freundin Lily (Midori Francis), die sie in einer Kaugummidose mit kindersicherem Verschluss aufbewahrt haben (ein witziger Running Gag!).

Nun ist die Kacke erst so richtig am Dampfen! Was folgt ist eine abenteuerliche Jagd durch die Stadt und gegen die Zeit. Hannah und Lily wollen ihre Drogen zurück, die Jungs müssen die Drohne wieder bekommen – und dann wäre da ja auch noch die Sache mit dem Küssen!

 

Teenie-Komödie mit Kultpotenzial bei Jüngeren

"Good Boys" als Familienfilm zu bezeichnen, wäre wohl ein wenig übertrieben. Aber die Teenie-Komödie funktioniert auf mehreren Ebenen, auch wenn es wohl eine Qual für Eltern ist, den Kids bei ihrem Treiben zuzusehen. Die Art und Weise wie "Good Boys" alltägliche Probleme und Themen im Abenteuermodus abhandelt, erinnert an Fantasy-Filme der 80er-Jahre – ganz ohne Fantasy! Der dreckige Humor ist letztendlich harmlos. Am Schluss haben die Jungs zwar einige ziemlich dämliche Sachen angestellt, aber alles geht gut und sie ringen sich zu den richtigen Entscheidungen durch.

Für 12-Jährige könnte sich "Good Boys" sogar zu einer Kultkomödie entwickeln.

 

Hier wird aus einer harmlosen Erster-Kuss-Unsicherheit der wohl brenzligsten Sechstklässler-Trip aller Zeiten entfacht.

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